Die Pläne eines Investors, südlich der A61 auf einem Gewerbegrundstück der Ortsgemeinde Kretz ein großes Logistikzentrum zu errichten, sorgen seit einigen Monaten für Unmut in der Nachbargemeinde Kruft: Anwohner fürchten, dass sich die Verkehrssituation in der bereits jetzt viel befahrenen Tubag-Allee weiter verschärfen wird und es infolge des Rund-um-die-Uhr-Betriebs in der Logistikhalle zu Lärmbelästigungen kommt. Jetzt hat sich eine Bürgerinitiative (BI) gegen das Vorhaben formiert. Unter dem Motto „Tubag-Allee – Für ein lebenswertes Kruft“ wollen die zehn Gründungsmitglieder das geplante Großprojekt verhindern.
Es sind die Dimensionen des Vorhabens, die die Anwohner auf den Plan rufen: Die Logistikhalle soll 300 Meter lang sowie 120 Meter breit werden und über mehrere Dutzend Rampen für die Anlieferung verfügen, die Tag und Nacht bedient werden sollen. Laut dem Gutachten eines Koblenzer Verkehrsplanungsbüros ist mit 660 zusätzlichen An- und Abfahrten pro Tag im Industriegebiet zu rechnen, wo bei man davon ausgeht, dass die Straßen und Kreuzungen einschließlich der Tubag-Allee den zusätzlichen Verkehr problemlos bewältigen können.

Die Erfahrungen, die man im Zuge der vorbereitenden Erdarbeiten auf dem Gelände gemacht habe, sprechen allerdings gegen diese Annahme, argumentiert die BI: „Die Tubag-Allee, die als Hauptzufahrt für das Wohngebiet Kruft-Süd konzipiert ist, wurde durch den massiven Lkw-Verkehr stark belastet. Die Straße, die als Anlieger- und Wohnstraße ausgelegt ist, geriet insbesondere im Begegnungsverkehr von Lkw zu einer Gefahrenquelle für Fahrradfahrer und Fußgänger“, heißt es in einer Pressemitteilung. Der Bau des Logistikzentrums werde schwerwiegende Auswirkungen auf die Verkehrs- und Lebenssituation in Kruft haben, befürchten die Gründungsmitglieder der BI.
Nach der Gründung der BI im Februar hat man zunächst Schreiben an den Landrat und den Verbandsgemeindebürgermeister formuliert, in denen man diesen die Sorgen der Anwohner schildert, berichtet einer der BI-Sprecher, Florian Frings, im Gespräch mit der Redaktion. Man sei seitens des Kernteams offen für Gespräche mit allen Beteiligten und wünsche sich einen fairen Austausch: „Wir wollen auf Augenhöhe mit der Verwaltung kommunizieren.“
„Wir wollen, dass Gewerbe und Wohnen nebeneinander existieren können.“
Florian Frings, Sprecher der BI „Tubag-Allee – Für ein lebenswertes Kruft“
Einer Weiterentwicklung des Industriegebiets „Am Schwimmelberg“ wolle man sich seitens der Anwohner nicht verschließen, sondern sich proaktiv in den Prozess einbringen. Er gehe davon aus, dass es gute Alternativen zu dem Bau des geplanten Logistikzentrums gibt, betont Frings: „Wir wollen, dass Gewerbe und Wohnen nebeneinander existieren können.“ Das Gelände berge ein großes Potenzial für eine Entwicklung, die der gesamten Region zugutekomme. Entsprechende Ideen könne man bei einem Runden Tisch zusammentragen und diskutieren.
Auf die Nachricht von der Gründung der BI habe man bereits viele positive Reaktionen erhalten, etliche Bürger fragten auch nach, wie man die BI in ihrem Anliegen unterstützen könne, berichtet Frings. Nach und nach bereite man jetzt weitere Aktionen vor, um mit den Kruftern ins Gespräch zu kommen. So plane man, mit Flyern und Plakaten auf die BI aufmerksam zu machen, auch eine Unterschriftenaktion ist denkbar. Auf Facebook und Instagram informiert die BI über die nächsten Schritte, man werde aber auch außerhalb der sozialen Netzwerke versuchen, die Menschen zu erreichen.

Kruft klagt gegen Kretzer Gewerbegebiet: Geplantes Logistikzentrum beschäftigt Koblenzer Verwaltungsgericht
Dass unweit ihrer Haustüren Großes geplant ist, wurde vielen Bewohnern des Neubaugebiets Kruft Süd im Frühjahr klar: Mit einem Flyer informierte das ausführende Unternehmen darüber, dass im Gewerbegebiet „Am Schwimmelberg“ Bauarbeiten anstehen.
In der Bürgerinitiative engagieren sich zwar auch Gemeinderatsmitglieder, es handele sich aber um ein unparteiisches Bündnis, in dem es um die gemeinsame Sache gehe, heißt es: „Wir wollen den Schulterschluss machen.“ Man unterstütze die Ortsgemeinde in ihrem Bemühen, juristisch gegen das Logistikzentrum in der geplanten Form vorzugehen. Der Gemeinderat hatte dem Projekt mehrmals das Einvernehmen versagt, außerdem strengte die Ortsgemeinde vor dem Verwaltungsgericht und dem Oberverwaltungsgericht in Koblenz Verfahren an mit dem Ziel, das Vorhaben zu stoppen.