Hunde wecken Erinnerungen
Besucher auf vier Pfoten erfreuen Plaidter Senioren
Jede Woche besuchen die Hunde mit ihrem Frauchen Sigrid Nagies (3. von links) das Seniorenzentrum in Plaidt.
Elvira Bell

Sie werden jeden Montag schon sehnsüchtig erwartet: Die Plaidterin Sigrid Nagies besucht mit ihren drei Hunden regelmäßig die Bewohner des Seniorenzentrums Maria vom Siege. Die Gäste auf vier Pfoten haben die Herzen der Bewohner längst erobert.

Weiches Fell, feuchte Schnauze, treuer Augenaufschlag und vier Pfoten: Schon Hildegard von Bingen, Nonne, Prophetin und eine der faszinierendsten Frauen des Mittelalters, wusste: „Gib’ dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund.“ Es ist erwiesen, dass Hunde Herzensöffner sind und positive Auswirkungen vor allem auf ältere Menschen haben. Ihr freundliches Wesen, ihre nonverbale Kommunikationsfähigkeit und auch ihre beruhigende Art tun gut. So auch den Bewohnern des Seniorenzentrums Maria vom Siege in Plaidt.

Sie bekommen jeden Montagmorgen tierischen Besuch. In der Senioreneinrichtung hat der beliebte Hundebesuchsdienst, den es seit vielen Jahren gibt, mit Hündin Asha aus Rumänien nun eine neue vierbeinige Begleiterin gewonnen. „Die kleine Asha ist eine riesengroße Schmuserin und begegnet Menschen mit viel Neugier und Zuneigung“, berichtet Verena Steil vom sozialbegleitenden Dienst des Seniorenzentrums. „Kein Wunder, dass sie die Herzen der Bewohnerinnen und Bewohner im Sturm eroberte.“

„Ich find’s immer wieder faszinierend, wie leicht Hunde oder Tiere allgemein Türen öffnen, die uns Menschen grundsätzlich verschlossen bleiben.“
Sigrid Nagies besucht mit ihren drei Hunden die Bewohner des Plaidter Seniorenzentrums.

Nicht nur der kleine Zwerg Asha und sein Frauchen Sigrid Nagies, sondern auch die beiden Hunde Nela und Negro sind gern gesehene Gäste in der Senioreneinrichtung. Die drei zutraulichen Vierbeiner stammen aus Rumänien beziehungsweise Spanien. Alle drei haben die Gabe, Erinnerungen in den Heimbewohnern zu wecken. Mehr noch: Sie zaubern ein Lächeln auf ihr Gesicht. Nicht wenige der Bewohner hatten früher selbst Hunde.

Die ehrenamtlich tätige 51-jährige Sigrid Nagies kommt bereits seit 2005 zu den Bewohnern ins Plaidter Seniorenheim, in den ersten Jahren zunächst mit Schäferhunden und einem Jagdhund. Allerdings gab es eine längere beruflich und Corona-bedingte Unterbrechung. Unsere Redaktion war bei einem Treffen mit den tierischen Besuchern dabei. Es herrscht eine warmherzige, entspannte Atmosphäre, während Frauchen Sigrid Nagies von ihren Lieblingen erzählt.

Die drei Hunde sind ein Herz und eine Seele. Sie bringen viel Freude ins Seniorenzentrum nach Plaidt.
Elvira Bell

„Die braune 14-jährige Nela habe ich seit 2019, den Rüden Negro seit 2020 und Asha, den kleinen Zwerg, seit vergangenem August“, berichtet die als technische Zeichnerin selbstständig tätige Plaidterin. „Wenn es nach den Senioren ginge, könnte ich jeden Tag hierhin kommen. Doch irgendwann muss ich das Geld für die Kekse verdienen. Ich find’s immer wieder faszinierend, wie leicht Hunde oder Tiere allgemein Türen öffnen, die uns Menschen grundsätzlich verschlossen bleiben. Unabhängig davon, ob es sich um einen kranken Menschen oder einen mobilen Menschen handelt: Die Menschen reagieren auf die Hunde“, unterstreicht Nagies. Auch bei Heimbewohnern, die im Bett liegen, haben die Vierbeiner schon einen Besuch abgestattet, fügt Verena Steil hinzu.

„Negro hat seine Favoriten, während die dreijährige Asha alle Menschen toll findet“, berichtet Sigrid Nagies. Nela ist komplett offen für jeden, aber etwas zurückhaltend und eher vorsichtig. „Asha hat den Süß-Effekt. Alle drei Hunde sind sehr weich von der Erziehung her“, berichtet ihr Frauchen. Sie harmonieren von Anfang an miteinander. „Negro und Nela haben eine Eignungsfeststellung bei dem Verein ‚Tiere helfen Menschen’ absolviert. Asha ist Ende April dran. Im vergangenen Jahr hatten sich für eine solche Eignungsfeststellung nicht genügend Teilnehmer gemeldet. Wenn ich mit den Hunden in Richtung Altenheim unterwegs bin, ziehen sie an der Leine. Sie möchten hier hinein.“

„Ich liebe alle Hunde und komme jeden Montag zu dem Treffen.“
Helga Seidemann

Nagies findet es „persönlich sehr wichtig, dass nicht ‚Hinz und Kunz‘ mit ihren Hunden irgendwo hingehen und glauben, dass so etwas funktioniert“, sagt die Hundeliebhaberin. „Viele Tierhalter können ihre Hunde nicht richtig einschätzen und auch die Stresssignale des Hundes möglicherweise nicht rechtzeitig erkennen.“

Die Vierbeiner lassen bei den Heimbewohnern Erinnerungen aufleben. „Mein Onkel hatte im Hessischen ein Gestüt und immer acht bis zehn Hunde“, erzählt Walter Krieger aus Andernach. „Ich bin mit Hunden großgeworden. Mein Onkel ist immer ausgeritten und da sind die sehr folgsamen Hunde immer mit dabei gewesen. Er hat sich sehr um die Tiere bemüht und das haben die Vierbeiner auch bemerkt. Auch mein Opa hatte Hunde. Und auch ich mag Hunde sehr gern.“

Die 95-jährige Helga Weidemann hat in ihrem Leben schon vielen Hunden ein zu Hause gegeben, die andere Menschen nicht mehr wollten.
Elvira Bell

Dass sie direkt alle drei Vierbeiner mitnehmen würde, erklärte Margret Jahr aus Nickenich. „Ich bin zur Kurzzeitpflege hier. Ich bin eine echte Hundenärrin.“ Auch eine andere Seniorin, die sich bei dem Treffen dazu gesellte, betont: „Asha würde ich sofort mit nach Hause nehmen.“ Hunden, die damals keiner wollte, hatte sich die heute 95-jährige Helga Seidemann aus Andernach angenommen: „Es waren Schäferhunde, ein Husky und ein Rottweiler aus Goslar. Die frühere Tierärztin Dr. Lüscher aus Plaidt hat mich immer sehr unterstützt. Ich liebe alle Hunde und komme jeden Montag zu dem Treffen.“

Aus Erfahrung weiß Sigrid Nagies, dass auch andere Senioreneinrichtungen gern einen solchen ehrenamtlichen regelmäßigen tierischen Besuch hätten. „Allerdings sind die Hygienevorgaben einzuhalten. Der Hund muss geimpft und entwurmt sein und die Halter müssen eine Haftpflichtversicherung nachweisen.“ Das Hundetrio freut sich im Übrigen über weitere zweibeinige Teilnehmer an der Besuchsrunde im Plaidter Altenheim.

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