Torte to go
Beliebte Patisserie gibt es jetzt auch in Andernach
Wer einmal von den süßen Genüssen der Mendigerin Lucia Kranz probiert hat, ist der hohen Kunst der Patisserie verfallen. Ihre Pop-Up-Patisserie in Andernach stellt eine tolle Ergänzung für den bestehenden Mix an Einzelhändlern dar.
Elvira Bell

Die Torten von Lucia Kranz können nun auch in Andernach probiert werden. Doch der neue Laden hat nicht immer auf, sondern nur an speziellen Tagen – warum?

Passanten drücken sich in diesen Tagen in der Andernacher Hochstraße 37 vor dem Schaufenster der Pop-up Patisserie von Lucia Kranz die Nasen vor den beiden Schaufenstern platt. Dort in dem neu eröffneten Lucis Kuchenhaus stehen mit Strahlern ins rechte Licht gesetzte, verlockend aussehende Torten – dekoriert mit feinem weißen Schleierkraut, kleinen Rosen und grünen Ranken mit Zitronen.

Eine ältere Passantin fragt sich, während sie versucht, die Ladentüre zu öffnen, warum die Patisserie zur Mittagszeit nicht geöffnet. „Ah“, sagt sie und weist auf die Öffnungszeiten, die seitlich neben dem Eingangsbereich aufgeführt sind. Geöffnet hat das schnuckelige Lädchen mit den süßen Genüssen to go lediglich am Frist-Friday-Wochenende (Freitag und Samstag) sowie am dritten Wochenende eines jeden Monats.

Eine Augenweide ist die sehr ansprechende Schaufensterdekoration der Pop-Up Patisserie.
Elvira Bell

Mit ihrer Pop-up Patisserie ist die Konditormeisterin und Betriebswirtin aus Mendig, wie der Name es schon verrät, in der Bäckerjungenstadt ganz plötzlich aufgetaucht. Lucia Kranz ist in der Andernacher Gastroszene keine Unbekannte. Als Patissière hat sie bereits im Sternerestaurant Yoso die Gäste kulinarisch verwöhnt. Schon kurz nach ihrer Eröffnung ihres Pop-up-Lädchens hat sie zweifelsohne die gewünschte Aufmerksamkeit erreicht.

Die Installierung ihrer Patisserie hat sie Caro Müllers vom Loft No. 7 zu verdanken. Die Unternehmerin betreibt in der Kramgasse 23 ein Modegeschäft und hatte das Ladenlokal in der Hochstraße als Büroräume angemietet. „Ich kenne Caro schon seit drei oder vier Jahren. Ich hatte für sie zur Einweihung ihres Geschäftes eine Torte und Cookies gebacken und wir sind seither im Kontakt geblieben. Sie hatte auch immer am First Friday Cake-Pops oder etwas anderes bei mir bestellt.“ Und dann habe plötzlich die Frage im Raum gestanden: „Sollen wir mal was an einem First Friday in Andernach machen?“

„Wir sind happy. Ein kleiner schnuckeliger Ort, an dem ihr feinste Törtchen in regelmäßigen Abständen bekommt.“
Lucia Kranz

Gesagt, getan. Das war der Start für eine kurzfristige, schnelle Umsetzung des Pop-Up des Loft No. 7 Konzeptes. Innerhalb von dreieinhalb Wochen wurde gewerkelt, umgebaut, aufgebaut. Auch die Familie von Lucia Kranz war mit im Boot. „Meine Patentante Kerstin Kranz aus Vallendar hat einem alten Eiche-Rustikal-Sideboard ein neues Styling verpasst. Es passt hervorragend zu den verputzten und anschließend gestrichenen grau-bronze-farbenen Wänden“, berichtet die Patissière. „Der Raum war bereits von Dirk Haubrich (Scola Raumkonzepte) stylisch gestaltet worden.“

Das finale Ergebnis entpuppte sich am 7. Februar im Rahmen des First Friday, der unter dem Motto „Love Shopping“ stand, zu einem absoluten Eyecatcher. „Wir sind happy. Ein kleiner schnuckeliger Ort, an dem ihr feinste Törtchen in regelmäßigen Abständen bekommt“, berichten Kranz und Müllers. Die Patissière arbeitet außer mit ihr auch eng mit Andernach Attraktiv und mit den beiden Unternehmerinnen Sophi’s und Kate’s Flowerstore aus Koblenz zusammen. „So kann man kleine Konzepte mal in einer großen Stadt ausprobieren und schauen, wie die Andernacher, das annehmen.

In Andernach können Lucia Kranz' Torten nun getestet werden.
Elvira Bell

In dem Pop–up Store ist es wie in Frankreich in einer Boutique, wo man sich was fürs Wochenende zu Hause kaufen kann. „Wir bieten hier alles an, was wir in Mendig im Sortiment haben und bauen dieses weiter aus“, so Kranz. Auch wenn der Reiz von sogenannten Pop-ups im Vergänglichen liegt, hat unsere Zeitung Lucia Kranz die Frage gestellt, ob sie sich vorstellen könne, dass ihre Patisserie nicht nur temporär, sondern auf Dauer in Andernach bleibt? „Das möchte ich nicht manifestieren. Es wird sich zeigen, wie die Resonanz auf Dauer sein wird.“

Ihr Händchen mit im Spiel hatte auch Aktionsgemeinschaft Andernach Attraktiv (AAA) mit ihrer außergewöhnlichen Guerilla-Aktion. Im Team waren die Einzelhändler ausgeschwärmt, auf der Suche nach Konzepten, die man sich auch in Andernach gut vorstellen könnte. Ziel war es, die Kollegen in anderen Städten dafür zu begeistern, sich in Andernach ein weiteres Standbein aufzubauen.

Unter anderem waren die Mitglieder der AAA auch in Mendig unterwegs. Auch bei Lucia Kranz in der Bahnstraße 46 machten sie Halt und haben ihre Spuren hinterlassen. „Sie haben meine Ladentür mit Aufklebern versehen mit der Aufschrift: „Wir brauchen dein Geschäft.“ Und darauf hin wurde die Pläne „mit Hilfe und dem Engagement von Caro Müllers konkret und umgesetzt.“

Kranz ist seit November 2022 in Mendig ansässig – mit Sitzmöglichkeiten im Innenhof, vor dem Verkaufsraum und in einer gemütlich warmen Kuchenscheune mit Wohnzimmeratmosphäre. In ihrer Tortenmanufaktur hat sie mehrere Mitarbeiter beschäftigt. „Das Personalrad dreht sich immer weiter“, betont sie, ohne mehr verraten zu wollen.

Die Teilnahme der Prüfungsbesten im Konditorenhandwerk im Bezirk der Handwerkskammer Koblenz, ihr verdienter erster Platz beim Championat du Chocolat in Koblenz, und auch die SWR-Sendung „Kaffee oder Tee“, bei der die junge Frau regelmäßig freitags Kuchenrezepte zum Nachbacken vorstellt, haben der Senkrechtstarterin und ehemaligen Chefpatissière im Restaurant des 5-Sterne-Hotels Villa Rothschild in Königstein nicht nur Tür und Tor geöffnet, sondern sie immer wieder zu Neuem angespornt. Entdeckt hatte die mehrfach preisgekrönte Konditormeisterin ihre Leidenschaft für das Backen nach ihrem Abitur.

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