Tag der offenen Tür in Saffig
Barmherzige Brüder zeigen, was sie können
Eine ganze Fülle von Ausbildungen und Berufen bieten die Barmherzigen Brüder Saffig.
Wolfgang Lucke

Heftig wogte die Debatte hin und her, ob in Saffig bei den Barmherzigen Brüdern psychisch beeinträchtigte Menschen aus dem Maßregelvollzug untergebracht werden sollen. Jetzt hat die Einrichtung ihre Türen geöffnet und gezeigt, was sie alles hat.

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Umfangreich und aus erster Hand haben sich viele Interessierte am Tag der offenen Tür bei den Barmherzigen Brüdern Saffig informiert. Infostände, Rundgänge und Mitmach-Angebote zeigten die Leistungsfähigkeit und Bandbreite der Einrichtung.

„Einmal genau schauen, was hier so los ist“, so beschrieb eine Besucherin aus Plaidt die Motivation für ihren Besuch. Die einzelnen Abteilungen, die St.-Josefs-Werkstätten, die beruflichen Integrationsdienste, der Bereich Ausbildung und Beruf sowie Tagesstruktur und Freizeit, das PIKSL-Labor und die „Innere Regulation” hatten ihre Infos in ansprechender Form aufbereitet. Rundgänge, Entspannungsübungen, lockere oder ernste Gespräche bei Kaffee, Kuchen und Currywurst rundeten diesen Tag ab.

Das Direktorium in Saffig: (von links) Erik Hau, Direktor Unternehmenskultur, Christiane Krebs, Direktorin Seniorendienste, Manuel Quint, Direktor Teilhabe, Maike Engel, Pflegedirektorin
Wolfgang Lucke

Die Anregung für eine solche öffentliche Veranstaltung kam vonseiten der Ortsgemeinde, nicht zuletzt wegen der Verstimmungen im Zuge des Themas „Maßregelvollzug”. So hatte die Einrichtung, die sich zu 100 Prozent als Teil des Ortes sieht, bewusst die freiwillige Feuerwehr und den Förderverein Seniorenzentrum Maria vom Siege eingeladen, sich an diesem Tag zu beteiligen. „Wir veranstalten ja regelmäßig unser Sommerfest”, erklärte Pascal Nachtsheim, der Sprecher der Barmherzigen Brüder Saffig. „Aber in dieser eher informativen Form machen wir das heute zum ersten Mal.“ Nachtsheim erinnerte daran, dass man seit 150 Jahren am Ort sei. „Bei uns geht es immer um den Menschen, um Begegnung, um Austausch. Die Krankheitsbilder verändern sich, unser Auftrag bleibt, Hilfe zu leisten.“ Das Projekt Maßregelvollzug stehe in keiner Form in der Umsetzung. Man befinde sich in enger Abstimmung mit der Ortsgemeinde, ein runder Tisch unter der Beteiligung der Bürgerinitiative sei aktiv. „Ja, es liegt auf Eis“, wissen zwei Saffiger Besucher, „aber wir wissen auch nicht, ob es irgendwann wieder weitergeht.“ Für die beiden alteingesessenen Saffiger aber gehören die Barmherzigen Bürger eindeutig zu Saffig. „Wir sind oft und gern hier, gehen einen Kaffee trinken, wir kennen viele Mitarbeiter, viele Bewohner, wir haben keinerlei Probleme.“

Beim Rundgang am Tag der offenen Tür wurden die großzügigen Ausmaße des Geländes deutlich. Beispielsweise stehen im Josef-Otten-Zentrum in mehreren Häusern Wohnbereiche für unterschiedliche Betreuungsstrukturen für Menschen mit individuellen Leistungsbedarfen bereit. Im Fachdienst Teilhabe, Freizeit, Bildung, Sport kümmert sich Heilerziehungspflegerin Nicole Brust um die Werkstatt. Dort kann gemalt, gebastelt oder gespielt werden, es kann eine Tagesstruktur eingeübt werden. Ganz neu im Angebot ist ein Tanzprojekt. Die Teilhabe-Dienste stellen einen wichtigen Teil des Angebotes dar. Deren Aufgabe ist es, Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen Wege zur Teilnahme am sozialen Leben oder der Arbeitswelt aufzuzeigen.

Um die Teilhabedienste kümmern sich Torsten Klapper (links), Aufnahme- und Belegungsmanagement, und Abteilungsleiter Frank Geisen.
Wolfgang Lucke

Als kleines, aber feines Angebot außerhalb des Klinikbereichs stellte sich PIKSL vor. In der Hochstraße in Andernach kann man kostenlose Unterstützung im Umgang mit digitalen Medien einholen. Die Barmherzigen Brüder Saffig bilden in einer ganzen Reihe von Berufen aus, inklusive Duales Studium. Durch die Gespräche im Freundeskreis wurde zum Beispiel Jil Kohlhaas, Pflegekraft in Ausbildung, auf diese Berufsmöglichkeit aufmerksam. Ihr macht die Arbeit viel Freude. Insgesamt biete das Haus vier Ausbildungsplätze in der Pflege an, so David Wild, der Zentrale Praxisanleiter. An solch einem Tag lernt man viel Neues: Wer hätte gewusst, dass sich hinter dem Begriff „Innere Regulation“ die Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie verbirgt? Allerdings ist das eine Klinik ohne Operationssaal.

In Trägerschaft der Barmherzige Brüder Trier gGmbH steht die Saffiger Einrichtung für die professionelle Unterstützung und Betreuung von alten, psychisch kranken und behinderten Menschen in den Landkreisen Mayen-Koblenz und Ahrweiler sowie in der Stadt Koblenz. Rund 700 Mitarbeitende in mehr als 40 Berufen setzen sich täglich für die Belange der Klienten, Patienten, Beschäftigten und Bewohner ein.

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