Andernach
Bahnlärm: Stadt Andernach tritt Initiative bei

Personen- und Güterzüge: Bahnlärm macht auch den Andernachern zu schaffen. Foto: Silvin Müller

Silvin Müller

Andernach. Die Bewohner der Kernstadt und von Namedy sind besonders im Sommer geplagt: Um etwas kühlere Luft in Häuser zu lassen, müssen sie die Fenster öffnen. Doch dann finden sie wenig Schlaf, denn es rumpelt und rattert immer häufiger. Gegen den Bahnlärm vermag die Stadt allein kaum etwas auszurichten. Daher wird sie nun der Bürgerinitiative "Wir gegen Bahnlärm" aus Weißenthurm beitreten. Dafür hat sich der Andernacher Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig ausgesprochen.

Lesezeit 2 Minuten

Von unserem Mitarbeiter Silvin Müller

Zuvor hatte es mit dem Vorsitzenden der Weißenthurmer Initiative, Rolf Papen, intensive Gespräche gegeben. Es war auch überlegt worden, eine eigene Initiative zu gründen.

CDU-Fraktionsvorsitzender Gerhard Masberg verspricht sich durch den Beitritt zur Initiative eine größere Außenwirkung. Die Kommunen und Privatleute müssten gemeinsam handeln. Das Thema stehe immer wieder auf der Tagesordnung, und die Bürger würden darauf sehr sensibel reagieren. Einerseits donnerten mehr als 500 Züge täglich durch das Rheintal. Andererseits hingen von der Bahn auch viele Arbeitsplätze ab. Masberg: „Wir hoffen, dass die Arbeit der Initiative von Erfolg gekrönt ist, damit die Lebensqualität steigt.“ Die CDU hält die Gründung einer eigene Aktionsgemeinschaft in Andernach für wenig sinnvoll.

Die Aktionslücke zwischen Bad Breisig und Weißenthurm muss endlich geschlossen werden, meinte SPD-Fraktionsvorsitzender Marc Ruland. Er hofft, dass sich auch viele Bürger anschließen werden. Der Bau von Alternativtrassen sei dringend notwendig. „Wer an der Bahn lebt, macht nachts kein Auge zu, gerade im Sommer“, ärgerte sich Ruland.

Dies bestätigte FWG-Fraktionsvorsitzender Hartmut Dressel, der in Namedy wohnt und einer der Leidtragenden ist: „Man muss zwingend etwas tun. Die Rückseite unseres Grundstücks ist an der Bahn, und ich kenne das.“ Gerade in den vergangenen Jahren habe der Lärm zugenommen. Nach der Öffnung des Gotthardtunnels in der Schweiz befürchtet er einen weiteren Anstieg der Zugfrequenz. Wichtig sei es, sowohl parlamentarisch als auch außerparlamentarisch den Druck zu erhöhen. „Der Beitritt ist längst überfällig“, wetterte Dressel.

Grünenfraktionsvorsitzender Christoph Henrichsen betonte, wie bedeutsam es sei, durch die Initiative den politischen Druck überregional zu erhöhen: „Es ist eine immer stärker frequentierte Strecke, die zentral durch die Stadt läuft. Aber als Stadt allein haben wir wenig Mittel.“

Die Bürgerinitiative „Wir gegen Bahnlärm“ setzt sich unter anderem für Lärmschutzmaßnahmen aufgrund des zunehmenden Güterverkehrs ein und strebt eine Reduzierung des Lärms um 30 Dezibel bis zum Jahr 2020 an. Denn durch die Region rasen die Züge derzeit mit mehr als 100 Dezibel. Gleichzeitig sollen von der Deutschen Bahn Ausweichtrassen geplant und bis zum Jahr 2030 umgesetzt werden, um das Mittelrheintal zu entlasten.

Möglich wäre dies etwa parallel zur Autobahn 61 oder entlang der ICE-Strecke, die parallel der Autobahn 3 von Frankfurt nach Köln führt. Bis dahin sollen Ausweichstrecken über Gießen und Trier oder durch Belgien und Frankreich stärker genutzt werden.

Als kurzfristiges Ziel drängen die Aktionsteilnehmer darauf, die Zahl der Güterzüge pro Tag auf 400 zu reduzieren. Zudem organisieren sie Demonstrationen wie etwa an den Bahnhöfen.

Weitere Informationen zur Bürgerinitiative „Wir gegen Bahnlärm in der Verbandsgemeinde Weißenthurm“ gibt es im Internet unter www.wirgegenbahnlaerm.de

Top-News aus der Region