Polch – Mehrere Zettel kleben an den Fensterscheiben. „Wegen Umbauarbeiten geschlossen“ steht darauf, doch im Innern ist alles ruhig. Seitdem der vorherige Pächter im Oktober die Gastronomie des alten Bahnhofs in Polch verlassen hat und auch die früheren AWO-Räume nun nicht mehr genutzt werden, ist es in dem Gebäude still geworden. Nach dem Wunsch des Stadtrats soll sich das bald ändern. Mit einem einstimmigen Beschluss haben die Mitglieder nun den Startschuss für die Sanierung und den Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes gegeben.
Die Entscheidung fiel dabei zugunsten der sogenannten kleinen Lösung. Sie sieht vor, dass die Gastronomiefläche um den Bereich erweitert wird, in dem zuvor die AWO-Räume untergebracht waren. Im Gegensatz zur ebenfalls erörterten großen Lösung soll der Umbau allerdings nicht das gesamte Erdgeschoss umfassen. Das heißt, die Töpferei und die ehemaligen Räumlichkeiten der Eisenbahnfreunde bleiben – zumindest vorerst – außen vor. Sie können später allerdings optional einbezogen werden, wenn der neue Pächter das wünscht.
In einer früheren Sitzung war die „große Lösung“ kontrovers diskutiert worden. Vor allem Stadtbürgermeister Günter Schnitzler (SPD) hatte sich für den Umbau des gesamten Erdgeschosses starkgemacht (die RZ berichtete). Er hatte damit argumentiert, dass ein Großteil der für die große Lösung notwendigen Arbeiten auch bei einer kleineren Variante anfällt und dass bei der reduzierten Form später unklar sei, was mit den übrigen Räumen im Erdgeschoss passieren soll. Die Christdemokraten und die Freien Wähler allerdings äußerten Zweifel daran, dass ein Gastronom künftig das ganze Geschoss benötige. Außerdem sahen sie Einsparpotenzial und forderten eine Gegenüberstellung der Kosten beider Varianten.
Diese Rechnung liegt nun vor: Demnach sind für die große Lösung etwa 400 000 Euro zu zahlen, für die jetzt beschlossene Version dagegen nur rund 300 000 Euro. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises will das Vorhaben mit 25 Prozent bezuschussen. Angesichts der Kostenersparnis konnte sich nicht nur die SPD-Fraktion mit der kleineren Variante anfreunden. Auch die beiden anderen Fraktionen sahen sich in ihrem Standpunkt bestätigt. „Wir sind für die kleine Variante, weil wir damit Kosten sparen und schnell beginnen können“, sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Gino Gilles. Er sehe nicht, dass die hinteren Räume mit in die Pläne eingefasst werden müssten. Für die Freien Wähler sprach sich Christel Zimmermann für die weniger umfassenden Pläne aus. „Das ist für den Anfang die bessere Wahl. Außerdem ist es immer noch möglich, dass wir schnell in die große Lösung wechseln, wenn wir einen Gastronomen gefunden haben“, sagte sie.
Die Suche nach einem neuen Pächter dauert nun schon mehrere Monate an. Wie Stadtchef Schnitzler erklärte, seien zwar weitere Gespräche geführt worden. Bisher habe die Stadt aber noch keinen Gastronomen gefunden. Interessenten, die es gebe, wolle er nun den Umbaubeschluss darlegen. Schnitzler kündigte an, dass zumindest der dortige Kiosk im Sommer bewirtschaftet werden soll, wenn sich bis dahin kein Pächter für die Gastronomie ausfindig machen lässt.
Vor der Abstimmung hatte Planerin Birgit Klein noch einmal die Pläne skizziert. Sie beinhalten im Wesentlichen, dass die bisherige Küche der Gastronomie vergrößert wird, um die aktuellen Hygienebestimmungen einzuhalten. Das wiederum macht es nötig, dass die Theke verlegt wird. Damit dennoch genug Platz für die Gäste bleibt, soll die bisherige Gastronomiefläche erweitert werden. Bis alle Baumaßnahmen abgeschlossen sind, wird es einschließlich der Ausschreibungsphase circa fünf Monate dauern. Von unserer Redakteurin Anne Fuhrmann