Andernach
Autorin mit ihrem ersten Buch: Kommissar im Andernacher Wahnsinn

Die Andernacher Autorin Gerlinde Dal Molin

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Andernach. Manchmal, gibt Gerlinde Dal Molin zu, konnte sie sich die eine odere andere ironisch-bösee Spitze nicht verkneifen. Da lässt die Andernacher Autorin in ihrem ersten Buch, das heute erscheint, dem Andernacher Oberbürgermeister die sündhaft teure Hose stehlen, und der Mann organisiert in Boxershorts schnell eine Pressekonferenz zu dem unfassbaren Ereignis. Oder zwei Wahrsagerinnen bekriegen sich aufs Schärfste, und die eine meint zum Kommissar: "Wenn ich Ihre Chakren erst synchronisiert habe, wird sich ihre Aufklärungsrate verdoppeln." Aber, so beteuert Dal Molin, Ähnlichkeiten mit lebenden Personen in ihrem Buch "Finks verflixte Fälle" sind rein zufällig.

Von unserer Redakteurin Yvonne Stock

Die Straßen und Plätze hingegen gibt es in der Regel wirklich, etwa den Bäckerjungenbrunnen, den Hähnchenbräter oder der Bouleplatz. „Die Häuser aber nicht, das ist Autorenorigami. Man faltet sich die Realität zusammen, wie man sie braucht“, erzählt Dal Molin mit einem Augenzwinkern. Sie gehe mit sehr offenen Augen durch die Stadt. „Ideenhaben kann man sich antrainieren“, sagt die gebürtige Miesenheimerin. Dann beobachte sie zum Beispiel eine Szene auf dem Marktplatz ganz genau. Manchmal wandert der Eindruck ins Unterbewusstsein und wird von diesem für einen späteren Einsatz weiterverarbeitet, beschreibt Dal Molin, die ihren Namen ihren italienischen Vorfahren verdankt.

Die 54-Jährige, die vom Homeoffice aus als Juristin für eine Bundesbehörde arbeitet, hat bereits einige Kurzgeschichten veröffentlicht. Kommissar Fink, die Hauptfigur des Buchs, hatte in einer einen Auftritt. „Das schien ein netter Typ zu sein“, erzählt die Autorin. Und in einem Buch habe sie die Chance gehabt, seinem Charakter mehr Tiefe zu geben.

„Fink und ich sind Katzenfreunde – seine Katzen heißen Corpus und Delicti – und das leicht Chaotische hat er von mir“, gesteht sie. Und für die ein oder andere Szene, etwa als Fink im Kindergarten ein Herbstbild von seinem Sohn bestaunen muss – man sieht nur ein graues Haus statt bunten Laubs („Das ist Nebel, Papa“), hat sie auch mal in der Erinnerung an die Kindergartenzeit ihrer zwei inzwischen erwachsenen Kinder gekramt.

Einen Verlag zu finden, sei ganz einfach gewesen, erzählt Dal Molin. Die Auswahl an Regionalkrimiverlagen sei nicht so groß, und innerhalb eines Monats habe sie einen Vertrag gehabt. Aber sie kenne von ihren Kurzgeschichten auch die übliche Problematik, dass man nie wieder etwas hört oder das Manuskript ungelesen zurückkommt.

In ihrem Buch hat auch Papst Benedikt noch einen Auftritt: „Als er dann zurücktrat, habe ich gehofft, dass er das Erscheinen meines Buchs wenigstens noch erlebt.“ Zu ihren Lieblingsstellen gehört der Ausspruch des total genervten Vermieters der streitenden Wahrsagerinnen, der zum Kommissar meint: „Ich hab wegen der Sache mit der Hexenverbrennung schon bei der Kirche angerufen. Der evangelische Pfarrer hat gleich abgelehnt. Der katholische überlegt noch.“

Finks Fälle sind unblutig, kurz und kurios. Er tröstet bei Liebeskummer, sucht den Kleiderdieb und manchmal auch eine vermisst gemeldete Schwiegermutter: „Wie sich bei einer von Finks berühmten tiefenentspannenden Befragungen herausstellt, hatte der Mann die Dame in den Baumarkt mitgenommen und dort über der Entdeckung einer vollelektronischen Bohrmaschine schlicht vergessen.“ Als roter Faden zieht sich ein Täter durchs Buch, der Senioren mit dem Enkeltrick Geld abknöpft. Einem Ex-Oberst nimmt er mit der Geschichte Geld ab, er wolle einen Panzer mit Hagelschaden kaufen.

Gib es eine Fortsetzung? „Ideen habe ich genug, und Fink und sein Team sind mir wie eine Familie ans Herz gewachsen“, antwortete Dal Molin. Aber erst einmal geht es zur Premierenlesung am 24. September in Andernach, und 2016 liest sie im Krimihotel Hillesheim.

Z „Flinks verflixte Fälle – Eifel Krimi“ ist im Emons Verlag erschienen, hat 240 Seiten und kostet 10,90 Euro. Die Premierenlesung ist am Donnerstag, 24. September, um 19.30 Uhr bei Buchen Bücherwelten, Bahnhofstraße 29, Andernach, Eintritt 7 Euro.

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