Andernach
Ausstellung: Die dunkle Seite der Smartphones

Andernach. Eine teils menschenrechtsverletzende Rohstoffgewinnung, katastrophale Arbeitsbedingungen in der Produktion und eine oftmals umweltschädliche Entsorgung - die Liste der Probleme im Produktkreislauf vieler Smartphones ist lang. Eine Ausstellung im Andernacher Jugendzentrum (JUZ) sollte Kinder und Jugendliche in dieser Woche auf die Problematik der sogenannten "blutigen Handys" aufmerksam machen.

Von unserem Mitarbeiter Raphael Markert

Denn die Sensibilisierung für dieses Thema werde in Zeiten der voranschreitenden Medialisierung immer wichtiger, meinte Mitorganisatorin Anna Klatt. Die Sozialarbeiterin des JUZ meinte: „Bei Schülern ist das Smartphone das Statussymbol schlechthin.“ Oft werde das Handy bereits nach einem Jahr gegen ein neues Modell getauscht. Genau das sei das Problem, erklärte Hildegard Bender, die als Bildungsreferentin für den Andernacher FaiRegio-Laden arbeitet und das Projekt mitbetreute. „In den Minen wie im Kongo sind oftmals Kinder am Abbau von Zinn, Gold oder Silber für die Handyproduktion beteiligt“, sagte sie. Anhand von Fallbeispielen, Grafiken und Bildern wollten sie den jungen Besuchern vermitteln, auf welch fragwürdigem Weg die meisten Handys hergestellt werden.

230 Schüler fast aller weiterführenden Schulen in Andernach nahmen an dem Projekt teil, darunter auch die Fünftklässler Justin Gress und David Juchem. Die 11-Jährigen besuchen die St.-Thomas-Realschule plus und besitzen beide ein Smartphone – obwohl ihnen eigentlich auch ein einfaches Handy zum Telefonieren reichen würde, erzählten sie. „Mir tun die Kinder leid, die für unsere Handys arbeiten müssen“, sagte Justin, und David ergänzte: „Ein schlechtes Gewissen habe ich jetzt schon.“

Doch die Probleme seien noch weitreichender, erklärten die Organisatoren: Viele Arbeiter in den Handyfabriken in China und Indien begingen aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen Suizid, dazu käme ein massives Müllproblem mit den ausgemusterten Geräten: „Viele werfen das kaputte Handy aufgrund seiner geringen Größe einfach in den Restmüll, dabei gehört es aber ganz klar in den Sondermüll“, bemängelte Klatt und erklärte, dass ein Teil der im Handy verarbeiteten Rohstoffe recycelbar seien.

Eine Alternative zum konventionellen Smartphone könnte das „Fairphone“ sein, sagten Bender und Klatt: „Das ist ein Handy mit weitestgehend fairer Produktionskette.“ Auch wenn es trotz ähnlichem Preis technisch noch nicht mit den meisten Hochklasse-Smartphones mithalten könne – es sei ein Schritt in die richtige Richtung. Die junge Generation kann sich den Umstieg auf ein „faires“ Handy vorstellen: „Nachdem ich mir jetzt die Ausstellung angesehen habe, kann ich mir schon vorstellen, dass mein nächstes Handy ein Fairphone wird“, sagte David. Bender wies auch darauf hin, dass ein Defekt nicht automatisch das Aus für ein Smartphone bedeute, manches Mal sei eine Reparatur möglich.

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