2001 haben sie sich um Karin Luithlen, Hausherrin des Hofguts, geschart und gehen seitdem ihrer gemeinsamen Leidenschaft nach. Sie selber, erzählt Luithlen, habe „schon immer“ gemalt, selbst wenn sie daraus nicht ihren Beruf machen durfte. Ihre Kenntnisse gibt sie seit Langem auch als Lehrende weiter, ob in Kursen bei der Volkshochschule oder in ihrem eigenen Atelier im Nettehammer.
Bereits zum 17. Mal stellt „Farbkraft“ hier aus. Die Motive sind breit gestreut. Hier orientiert sich frau an keinen Kunstmarkterfordernissen, sondern malt einfach aus Lust am kreativen Umgang mit Farben. Landschaften bilden einen Schwerpunkt, teils realistisch gemalt, teils eher im- oder expressionistisch angehaucht. Wasser spielt dabei eine große Rolle, der Titel, den Uschi Ternes einem ihrer Bilder gibt: „Ich brauche Vitamin Sea“ scheint für etliche zuzutreffen – für Monika Ries-Heinz, wenn sie steil ins Meer abfallende Klippen malt, für Loretta Gärtner, bei der die Farben tatsächlich ins Fließen geraten.
Wasser ist vielleicht auch deshalb so beliebt, weil es reizvolle Spiegelungen bietet. Karin Luithlen kippt in einer ihrer großformatigen Bildkompositionen das Spiegelbild des stolz über dem Deutschen Eck thronenden Kaisers in eine Pfütze, sodass vorbeigehende Füße gar über ihn hinweg zu schreiten drohen. Wasser und Natur sind kaum zu trennen.
Den Bäumen, einzelnen Exemplaren, widmet sich porträtierend Ursula Volk-Arenz, während Barbara Suckow fasziniert ist vom Spiel des Lichts zwischen Baumstämmen. Fast alle Beteiligten malen am liebsten mit den schnelles, spontanes Arbeiten erlaubenden Acrylfarben auf Leinwand. Und arrangieren auf ihr Blüten oder Früchte zu stimmungsvollen Stillleben oder halten ihr Lieblingstier, wie die Katzen von Brigitte Jung, im Bild fest. Kitschig? Mag sein, aber schließlich geht es den 15 Malerinnen von „Farbkraft“ weniger um hohe Kunst als um die Lust an schöpferischer Betätigung. Die leben alle aus, ob sie panoramische Architekturlandschaften ins Bild bannen, wie es Gisela Mohrs-Wagner mit der in Blaugrün-Töne getauchten Skyline von Frankfurt tut, den reizvollen Ausschnitt wählen wie Uschi Tischler-Venter, mit Farbkugeln spielen wie Hildegard Pick, stolze Hähne auf, Farbfeldern arrangieren wie Susanne Schwartz, Landschaft à la Turner in Licht auflösen wie Kerstin Börner mit ihrem Motiv aus den schottischen Highlands. Oder den Schritt zur völligen Befreiung der Farbe von der Form gehen wie Marisa Nick.
Fest steht: Auch im September 2020 wird „Farbkraft“ wieder im Hofgut Nettehammer ausstellen. „Die 20. wollen wir in jedem Fall vollmachen“, so Luithlen.