Hintergrund dieses Tests ist die aktuelle Diskussion um Fahrverbote in Städten, weil die Grenzwerte für Stickoxyde (NOX) überschritten werden. Auch die Busse des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) tragen zur Luftverschmutzung bei: Die allermeisten werden durch einen Dieselmotor angetrieben werden. Andernach will zeigen, wie man gegensteuern kann.
Am Freitag unternahmen Politiker und Vertreter von Verkehrsunternehmen eine Testfahrt. Oberbürgermeister Achim Hütten gab sich dabei fast euphorisch: „Wir werden es in unserer Amtszeit noch erleben, dass E-Busse nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel werden“, prophezeite er in Richtung Landrat Alexander Saftig. Der meinte, jetzt werde eine neue Zeit eingeläutet.
Jetzt schon überzeugt von dieser Antriebstechnik, die nicht neu ist, sondern in Straßenbahnen und Oberleitungsbussen schon vor Jahrzehnten genutzt wurde, gab sich Stephan Pauly, der Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Rhein-Mosel (VRM): „Das ist auf Dauer alternativlos. Jetzt gilt es, groß zu denken und sich trauen. In Bonn fährt bereits eine komplette Linie mit E-Bussen.“
12 Meter lang ist der Bus, angetrieben wird er von einem Siemens-Elektromotor mit 153 kW (205 PS) Leistung, und er kann 81 Fahrgäste auf Steh- und Sitzplätzen aufnehmen kann.
Bei der Probefahrt auf der Linie 361 war hinsichtlich der Fahrdynamik kein Unterschied zu herkömmlichen Bussen zu merken. Er beschleunigt genauso und bewältigt auch mühelos Steigungen. Nach einiger Zeit merkt man die Stille. Oft fährt der Bus ganz dicht an Häusern und Fenstern entlang. „Keine Abgase, keine Geräusche, das würde insbesondere den Menschen, die hier wohnen, ein Mehr an Lebensqualität bedeuten“, erklärte Klaus Leven, Geschäftsführer der Ahrweiler Verkehrsbetriebe/Transdev, die in Andernach im Auftrag der Stadtwerke den ÖPNV betreibt. Stadtwerke-Geschäftsführer Lars Hörnig erläuterte: „Nach vier Linienfahrten muss die Batterie, die eine Kapazität von 180 Kilowattstunden hat, neu aufgeladen werden.“
Dies dauert an einer Trafostation im Andernacher Hafen noch vier bis sechs Stunden. Der hier vorgeführte Bus bietet aber auch die Möglichkeit, dass sich diese Zeit bei Ladung über einen sogenannten Pantographen auf dem Dach auf rund eine halbe Stunde verkürzt. Dazu muss dann die notwendige Infrastruktur geschaffen werden. VRM-Chef Pauly, der sich als vehementer Verfechter des E-Antriebs zeigte („Es muss verhindert werden, dass Deutschland, auch in der Produktion, bei diesem Thema abgehängt wird.“) betonte: „Wie bei den Tankstellen muss ein Netz von Ladestationen aufgebaut werden.“ Wer dafür verantwortlich ist, die Politik oder die Busbetreiber, wird noch diskutiert.
Landrat Saftig: „Es gibt hier noch keinen Masterplan.“ OB Hütten: „An dieser Frage wird diese Technik nicht scheitern.“ Wie Druck für die E-Technik gemacht werden kann, zeigte VRM-Chef Pauly: „2021 wird der Betrieb im Bereich des VRM mit 41 Linien und 1600 täglichen Bussen neu ausgeschrieben. Da können wir Vorgaben machen, wie groß der Anteil von E-Bussen sein muss.“ Auf Nachfrage erklärt Pauly: „Für den Fahrgast darf die Fahrt mit einem E-Bus nicht teurer werden.“