Bereits in einer Urkunde von 831 wird die erste Pfarrei genannt - Heutige Kirche wurde erst im 18. Jahrhundert gebaut
Auf den Spuren des heiligen Kastor in Weiler: Kirche wurde erst im 18. Jahrhundert gebaut
Die barocke katholische Pfarrkirche St. Kastor wurde von 1727 bis 1729 errichtet. 1906 wurde das ursprüngliche Gotteshaus erweitert, ein Querschiff und ein Chor im neugotischen Stil entstanden. Foto: Reinhard Kallenbach
Reinhard Kallenbach

Georg Dehios „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler“ ist für jeden historisch Interessierten ein unverzichtbarer Begleiter. Leider ist dort die Gemeinde Weiler etwas zu kurz gekommen. Erwähnt wird nur die von 1727 bis 1729 erbaute und später erweiterte Pfarrkirche, auf die reiche Geschichte des Orts mit seinen rund 500 Einwohnern verweist der Text jedoch nicht. Der Schutzpatron St. Kastor ist jedoch ein Hinweis darauf, dass die Historie mindestens in das Frühmittelalter zurückreicht.

Die barocke katholische Pfarrkirche St. Kastor wurde von 1727 bis 1729 errichtet. 1906 wurde das ursprüngliche Gotteshaus erweitert, ein Querschiff und ein Chor im neugotischen Stil entstanden. Foto: Reinhard Kallenbach
Reinhard Kallenbach

Auf den ersten Blick scheint die Spurensuche im Bereich der Kirche und des benachbarten Friedhofs vor allem in das 18., 19. und 20. Jahrhundert zu führen. Doch wer etwas genauer hinschaut, findet Hinweise auf eine deutlich längere „Vorgeschichte“ dieses besonderen Ortes. Ältere Grabkreuze wurden nämlich in die Friedhofsmauer integriert, viele von ihnen stammen – wie auch viele Bildstöcke und Wegekreuze in der Gegend – aus dem 17. Jahrhundert.

Diese Kleindenkmäler können als Hinweis auf einen Vorläufer des jetzigen Gotteshauses gesehen werden. Und wirklich: Bereits in einer Urkunde aus dem Jahr 1330 wird eine Kirche in Weiler erwähnt, die ebenfalls dem heiligen Kastor geweiht war. War dieses Bauwerk auch die älteste Kirche in Weiler? Fakt ist, dass bereits in einer Urkunde des Trierer Erzbischofs Hetti aus dem Jahr 831 eine katholische Pfarrei Weiler als Teil der Großpfarrei Nachtsheim erwähnt wird.

Die Reise führt also zurück in die Zeit des Kaisers Ludwig des Frommen, des Sohns Karls des Großen. Zu dieser Zeit war das Frankenreich noch nicht final aufgeteilt, allerdings hatte Ludwig bereits viel Ärger mit seinen Söhnen, die ihn 830 und 833 sogar zweimal abgesetzt hatten. Ludwig brachte also einflussreiche Verbündete, einer davon war Hetti, der dem Kaiser als Legat diente. Der Erzbischof verstand es aber auch, seinen eigenen Einfluss auszubauen. Es kommt nicht von ungefähr, dass er mit gleich zwei Kirchengründungen in der Region in Verbindung gebracht wird, die beide ins Jahr 836 fallen: St. Marzellinus und Petrus in Vallendar und eben das mächtige Stift. St. Kastor in Koblenz.

Auf dem Friedhof in Weiler sind die Grabkreuze aus dem 17. und 18. Jahrhundert erhalten geblieben, sie wurden in die Friedhofsmauer integriert.
Reinhard Kallenbach

Mit Castor von Karden war offenbar ganz bewusst ein Schutzpatron gewählt worden, der aus der Region stammte. Castor soll ein Schüler des 346 verstorbenen Trierer Bischofs Maximin gewesen sein, der ihn auch zum Priester weihte. Später lebten Castor und seine Gefährten als Einsiedler in Karden.

Ohne Wunder keine Heiligsprechung: Das galt auch für Castor. Laut Legende soll er Moselschiffer um Salz gebeten haben. Doch diese verspotteten ihn. Da erhob sich plötzlich ein schwerer Sturm. Als der Kahn zu kippen drohte, betete Castor, und der Sturm legte sich. Damit waren auch die heidnischen Schiffer bekehrt, die natürlich dann auch Salz spendeten. Und was passierte nach Castors Tod? Im Jahr 782 wurden die Gebeine zuerst in die Kirche nach Karden überführt, später dann, im Jahr 836, in die neue Koblenzer Kastorkirche.

Wir sehen: Die Kastorverehrung in Weiler hat eine lange Tradition. Es kommt nicht von ungefähr, dass Pfarrer Peter Walzerath den 1728 geweihten Neubau der Kirche finanzierte, die 1785 auch eine Stumm-Orgel erhielt. Im Zuge der neugotischen Erweiterung nach Plänen von Adam Rüppel aus Bonn erhielt sie ihr heutiges Aussehen.

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