Im Vorjahr fiel er der Sparwut zum Opfer, jetzt feiert er fröhlich Urständ, passend zum Festival-Motto „Miteinander“: der Empfang für Sponsoren der Mayener Burgfestspiele. Bevor sich in weniger als 14 Tagen der erste Vorhang bei den Freiluftspielen hebt, hat das Publikum in Halle 129 erste Appetithäppchen zu verkosten bekommen, auch auf der Bühne. „Wir wollen unter dem Motto ,Miteinander‘ eine Spielzeit mit vielen Gefühlen und Geschichten entfalten“, sagt Intendant Alexander May, der in seine vierte Saison geht.
Worauf darf man sich im Spielplan freuen? Ein eigens auf Mayen, der Stadt der Bienen, zugeschnittenes Stück nennt May „unser Filetstück“. Hinter dem von Tom van Hasselt komponierten Musical „Süßes Gold“ verbirgt sich laut Intendant „ein Feuerwerk an Comic und Hits“, bei dem es um eine „schwarz-gelbe Revolution“ im Bienenstock geht (Uraufführung: 21. Juni). „Wildbiene Simina“ alias Pauline Schubert durfte beim Sponsorenabend den Auftakt machen, mit einem Song, begleitet vom neuen Burgfestspielchor.

Bis zum letzten Hemd geben fünf arbeitslose Freunde in „Ladies Night“ (Premiere: 5. Juli) alles, um sich über Wasser zu halten. Sie ziehen in einen Stripklub. Die Akteure Jakob Maria Fecht, Phillippe Ledun, Verena Rendtorff, Jakob Wirnsberger und die beiden Rückkehrer Georg Lorenz und Christian Miedreich – Letzterer mit einem sehr emotionalen Stück über einen entlassenen Manager – lieferten Kostproben ihres Könnens ab.
Quasi eine Uraufführung ist auch das Familienstück „Das kleine Gespenst“: Der Klassiker von Otfried Preußler wurde von Britta K. Schreiber (Premiere: 1. Juni) in eine neue Fassung gebracht. Zwei der Akteurinnen, Sabine Brandauer und Rosaly Oberste-Beulmann, machten mit einem Duett Geschmack aufs Theater.
Von Klassikern und Bardamen
Mit dem „Sterngarten“ (Premiere: 6. Juli) ist dem Bürgertheater ein Stück gelungen, das Sehnsüchte projiziert auf das legendäre, gleichnamige Tanzlokal in Mayen. Geschichte und Stückchen werden berichtet aus 80 Jahren „Sterngarten“ – bis zu dessen Abriss im Jahr 1980. Werner Blasweiler gab, unterstützt von einem Chor, eine erste gesangliche Einlage – natürlich im Dialekt. Für alle Aufführungen sind nurmehr 20 Karten zu haben.
Intendant May öffnet mit dem Goethe-Stück „Die Leiden des jungen Werther“ (Premiere am 14. Juni) seine „Transitbox“: Er will offenbar angestaubte Klassiker wieder ans Tageslicht des 21. Jahrhunderts holen. Im Zwei-Personenstück „Titanic“ (Premiere: 7. Juni) spielen zwei Bardamen ihr Lieblingsstück nach. Silke Buchholz und Antonia Schirmeister machten in der Halle 129 fleißig Reklame für ihr Stück, unter anderem mit einem Duett.

Was gibt es als Extra obendrauf? 18 Extra-Veranstaltungen sind zunächst geplant, sie finden überwiegend im alten Arresthaus statt. Darunter hob Intendant May den Balladenabend mit Werken von Goethe und Schiller („Dichtung allein ist schon Verrat, 16. Juli/11. August) hervor, für den Publikumsliebling Michael Ophelders in der Halle 129 an der Klarinette zu erleben verantwortlich zeichnet. Ophelders überraschte alle mit der Mitteilung, dass sein kongenialer Partner aus den „Sonny Boys“ von 2024, Thorsten Hamer, mit von der Partie sein wird.
Caroline Stolz, die stellvertretende Intendantin, will noch Geschmack machen auf Uwaga!, ein klassisches Quartett mit zwei Violinen, Bass und Akkordeon, das am 7. Juli die Zuhörer auf eine Zeitreise zwischen Renaissance und Jazz mitnimmt.
Auch an die Jugend wird gedacht
Hinter Muttis Kinder steckt ein deutsches A-cappella-Trio, das am 12. Juni auf der großen Bühne ein „Best of“ präsentiert. Und mit der Abschiedsgala am 16. August ist noch nicht Schluss, wie May erklärt. Denn unter Federführung von Michaela Hoffmann schließt sich ein Jugendprojekt an – gearbeitet wird für Ende August an einer zeitgenössischen Fassung von Shakespeares „Sommernachtstraum“.
Ein Extra ist aber auch das, was sich vom 31. Mai an am Godalming-Haus abspielen wird, May nennt es ein „Festspiel-Lapidea“: Sieben Bildhauer, darunter May selbst, meißeln wochenlang an einer Skulptur, die später am Wasserpförtchen ausgestellt wird.

Wer ist überraschenderweise geehrt worden? Oberbürgermeister Dirk Meid verlieh an diesem Abend zwei Menschen, die aus dem Mayener Kulturleben nicht wegzudenken sind, die Goldene Ehrennadel der Stadt. Sie würden „mit Strahlkraft und Engagement“ die Szene bereichern, sagte Meid, bevor er Judith Ellner und Frank Gondorf auf die Bühne bat.
„Ihr schafft Räume, in denen sich Menschen begegnen“, lobte Meid. Gondorf ist Inhaber der Halle 129, Ellner hat die künstlerischen Räume im Alten Arresthaus im Vorjahr übernommen. Frank Gondorf erinnerte an seinen Leitspruch: „Wir versuchen, alles möglich zu machen.“ Und die zu Tränen gerührte Judith Ellner betonte: „Wir geben gern der Kunst eine Plattform.“