Bürger haben das Wort
Andernacher wünschen sich schöneren Krahnenberg
Die Einwohnerversammlung im Historischen Rathaus in Andernach mit dem Schwerpunkt Krahnenberg war gut besucht.
Wolfgang Lucke

Welche Wünsche haben die Andernacher für eine künftige Gestaltung des Areals auf dem Krahnenberg? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Besucher einer Einwohnerversammlung. Insbesondere die Vermüllung und der Vandalismus sorgten für Kritik.

Vor einigen Wochen stand der Krahnenberg mit der Einweihung der neu gestalteten Kanzel im Mittelpunkt des Interesses, jetzt ging es in einer gut besuchten Einwohnerversammlung im Historischen Rathaus um seine Zukunft. Wie soll es weitergehen mit dem einst so beliebten Ausflugsziel? Welche Ideen und Vorstellungen haben Verwaltung und Bürgerschaft?

Oberbürgermeister Christian Greiner (FWG) beleuchtete die jüngste Geschichte des Projekts: „Im Jahr 2016 wurde das Leitbild Andernach 2030 unter dem Motto ‚Andernach leben’ entwickelt und im Frühjahr 2017 vom damaligen Stadtrat besiegelt. Im Oktober dieses Jahres konnten wir die neu gestaltete Kanzel einweihen.”

OB Christian Greiner und Bürgermeister Claus Peitz haben vor wenigen Wochen die neue Kanzel auf dem Krahnenberg eröffnet.
Wolfgang Lucke

Die ältere Geschichte des Krahnenbergs beschrieb Kai Seebert, Leiter des Stadtmuseums Andernach: „Diese Örtlichkeit ist so alt wie Andernach. Einst stand hier wohl ein römischer Diana-Tempel.” Ein gut erhaltener Tuff-Altar aus der römischen Kaiserzeit befinde sich im Stadtmuseum.

Seebert erläuterte weiter: „Im 15. Jahrhundert wurden hier Steine abgebaut für den Bau des Runden Turms. Auch den berühmten Künstler Albrecht Dürer beeindruckte der Krahnenberg, er fertigte eine Silberstiftzeichnung an.“ In diesen Zeiten sei der Berg als Geiersberg oder Giersberg bekannt gewesen, ausgehend von „gieren“ – gleich hineinragen. Auf alten Bildern sei auch zu sehen, dass schon früh Weinbau betrieben wurde. Seeber saget: „Mit dem Bau der Bahnstrecke Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Andernach zur modernen Stadt und der Krahnenberg mit seiner sehr guten Gastronomie zum beliebten Ausflugsziel.” Sogar eine Krahnenbergbahn wurde errichtet, eine Idee, die heute noch lebendig ist.

„Diese Örtlichkeit ist so alt wie Andernach. Einst stand hier wohl ein römischer Diana-Tempel.”
Kai Seebert, Leiter des Stadtmuseums

Bei der Weiterentwicklung des Krahnenbergs müsse man touristische Belange ebenso wie die Bedürfnisse der Bevölkerung im Auge behalten, sagte Christian Heller, Geschäftsführer von Andernach.net. Der Krahnenberg sei für viele Andernacher eine echte Herzensangelegenheit. Als Touristiker sehe er einerseits das Ziel, die Verweildauer der Touristen zu erhöhen, zum Beispiel durch das Verbinden mehrerer Sehenswürdigkeiten. Andererseits sei die Bedeutung des Gebietes für die Naherholung zu beachten.

Anne Degen, Leiterin Amt für Stadtplanung und Bauverwaltung, erläuterte die planungsrechtlichen Belange des Projekts. Sei eine erste Planung noch von einer Kostenhöhe von 600.000 Euro ausgegangen, habe sich schließlich der Stadtrat für die kleinere Lösung mit 200.000 Euro entschieden.

Die Fahne auf der Aussichtskanzel war wenige Tage nach der Eröffnung heruntergerissen worden.
Wolfgang Lucke

Einige Einwohner wiesen auf das Müllproblem auf dem Krahnenberg hin. Manche Party hinterlasse dort unschöne Spuren. Es fehle auch ein Mülleimer. Der Parkplatz und die Zuwegung seien in einem schlechten Zustand, bemängelte ein Einwohner. Eine weitere Stimme sprach sich für die Attraktivierung der Zuwege aus. „Eine Seilbahn wäre zwar ideal, aber unbezahlbar. Aber realistisch wäre die Verbesserung der fußläufigen Erschließung.”

Greiner wies auf das leider kaum in den Griff zu bekommende Verhalten mancher Besucher hin. Man werde vermehrt kontrollieren, versprach Bürgermeister Claus Peitz. Greiner bot an, gemeinsam die Fußwege zu begehen, um zu sehen, was mit vertretbarem Aufwand optimiert werden könne.

Von der Aussichtskanzel auf dem Krahnenberg haben Besucher einen weiten Blick ins Mittelrheintal.
Wolfgang Lucke

Eine Anliegerin befürchtete, dass bei einer weiteren Belebung des Geländes die Zuwegung das Verkehrsaufkommen nicht bewältigen könne. Der Andernacher Unternehmer Johannes Ahsenmacher konnte sie beruhigen: „Im Zuge unserer Planungen für einen gastronomischen Betrieb dort oben sagt ein Gutachten aus, dass die Straße noch weit mehr verkraften als unser Vorhaben auslösen kann.“ Ahsenmacher erläuterte seine Planung: „Es wird kein Hotel geben, aber einen Event-Catering-Betrieb mit zusätzlichen Öffnungszeiten für die Öffentlichkeit.” Baubeginn könnte 2026 sein bei einer Bauzeit von rund eineinhalb Jahren.

Die Runde sah eine Belebung des Krahnenbergs grundsätzlich positiv, auch weil sich damit die soziale Kontrolle und die Müllsituation verbessern können. Die Anregungen und Bedenken der Einwohner nahm Greiner mit in die weiteren Beratungen.

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