Ausgedünnter Fahrplan
Andernach protestiert gegen Wegfall von Fernzügen
Viele ICs im Mittelrheintal fahren durch Andernach nur noch durch: Lediglich vier Fernzüge halten täglich noch pro Richtung am Andernacher Bahnhof. Dagegen regt sich Protest
Martina Koch

Der neue Fahrplan der Bahn listet für Andernach deutlich weniger Fernzugverbindungen auf als noch im Vorjahr. Das will die Stadt nicht hinnehmen: Auf Antrag der SPD hat der Rat eine Resolution verabschiedet.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Bahn die Fernzugverbindungen am Andernacher Bahnhof ausdünnt: Mit dem Fahrbahnwechsel Ende 2021 fiel bereits das IC-Zugpaar 2020/2021 weg, welches zuvor eine nächtliche beziehungsweise frühmorgendliche Verbindung von Andernach nach Hamburg sowie von Andernach nach Frankfurt – ohne Umsteigen – ermöglichte. Die Bahn führte damals zur Begründung an, dass die Andernacher Bahnsteige auf der erforderlichen Länge zu niedrig sind für die neuen ICE-Züge, die künftig auf der Strecke eingesetzt werden.

Grundsätzlich wolle man den Halt dieses Zugpaares in Andernach wieder einplanen, sobald es betriebstechnisch möglich sei. Im Herbst vergangenen Jahres erneuerte die Bahn schließlich die Bahnsteige 2, 3 und 24. Der Bahnsteig 2 ist seitdem auf einer Länge von 370 Metern auf 72 Zentimeter Höhe ausgebaut – lang genug für den ICE 4. Und siehe da: Die Bahn hat Wort gehalten. Mit dem Fahrbahnwechsel 2024/25 hält das ICE-Zugpaar zwischen Frankfurt und Hamburg und zurück wieder in Andernach.

Nur noch vier Fernzugverbindungen pro Richtung

Die Freude über die neue Fernzugverbindung hält sich unter den Andernacher Bahnreisenden allerdings in Grenzen. Denn mit dem jüngsten Fahrplanwechsel fallen zahlreiche andere Fernzugverbindungen ab Andernach weg. In Richtung Köln gibt es im Fahrplan 2025 pro Tag nur noch vier Zustiegsmöglichkeiten in einen IC oder ICE, keine davon nach 9 Uhr. In die Gegenrichtung verkehren täglich ebenfalls nur noch vier Fernzugverbindungen mit Halt in Andernach, von denen zwei bereits in Koblenz enden.

„Dadurch erhält Andernach die geringste Anbindung im Fernverkehr seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland“, heißt es in einem Antrag der SPD-Stadtratsfraktion, in dem diese die Ratsmitglieder auffordert, eine Resolution für eine bessere Anbindung Andernachs an den Fernverkehr der Bahn zu verabschieden. Die SPD listet in ihrem Antrag ganze 18 Fernzugverbindungen auf, die in diesem Jahr nicht mehr in Andernach Halt machen, wobei nicht alle täglich verkehrten.

„Das wollen wir so nicht hinnehmen. Andernach darf nicht abgehängt werden.“
Petra Koch (SPD)

Hintergrund der starken Einschränkungen sind Bauarbeiten, die die Bahn im ersten Halbjahr auf der linksrheinischen Trasse zwischen Köln und Koblenz durchführt, im zweiten Halbjahr wird dann rechtsrheinisch gebaut. Je Stunde und Richtung dürfe deswegen lediglich ein Fernzug die Strecke zwischen Koblenz und Köln befahren. Ausnahmen gebe es nur in Einzelfällen.

Die Andernacher SPD kritisiert nun, dass die Bahn nicht alle Möglichkeiten ausschöpfe, Fernverbindungen ab dem Bahnhof Andernach zu erhalten. So verkehre morgens zwischen 6.05 Uhr und 8.13 Uhr ab dem Koblenzer Hauptbahnhof kein Fernzug in Richtung Köln. Somit stehe eine Trasse für den morgendlichen ICE zwischen Koblenz und Norddeich mit Halt in Andernach zur Verfügung. Stattdessen beginnt der ICE 2206 seine Fahrt in Richtung Norddeutschland erst ab Köln.

Auch Verbindungen in Richtung Süden fallen weg

Ein weiteres Zugpaar zwischen Dortmund und Oberstdorf, das bisher in Andernach hielt, fällt im aktuellen Fahrplan weg, weil ein Streckenabschnitt im Allgäu wegen eines Stellwerkschadens derzeit nicht befahren werden kann. Von einer für 2026 geplanten Erweiterung der IC-Verbindungen zwischen Luxemburg und Düsseldorf auf drei Zugpaare soll Andernach zudem nicht profitieren: Anders als das Zugpaar IC 5106/IC 5107 sollen die neuen Verbindungen ohne Halt in Andernach verkehren.

„Das wollen wir so nicht hinnehmen. Andernach darf nicht abgehängt werden“, betonte Petra Koch (SPD) in der jüngsten Ratssitzung. Die Verwaltung hatte ausgehend vom SPD-Antrag bereits eine Resolution erarbeitet. Die Stadt fordert darin, die morgendliche Verbindung in Richtung Norddeich wieder ab Koblenz über Andernach zu führen, einen Ersatz für die weggefallene Verbindung über Andernach in Richtung Süddeutschland zumindest bis nach Stuttgart zu schaffen, die im Zuge der Bauarbeiten wegfallenden ICE-Verbindungen wieder einzurichten und alle Züge zwischen Düsseldorf und Luxemburg mit Halt in Andernach zu führen. Der Rat stimmte geschlossen zu.

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