Andernach & Mayen
Andernach diskutiert: Kommt die Kastrationspflicht für Katzen
Die Population verwilderter Katzen soll mithilfe einer Kastrations- und Kennzeichnungspflicht verringert werden. Darüber diskutierte jetzt der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Andernach.
dpa

Wenn die benachbarten Verbandsgemeinden Weißenthurm und Pellenz Katzenschutzverordnungen beschließen, werde man auch in Andernach eine solche Regelung verabschieden. Dies hatte die Stadtspitze dem Tierschutzverein Andernach und Umgebung in Aussicht gestellt, der sich bereits seit Jahren dafür starkmacht, die Population verwilderter Katzen mithilfe einer Kastrations- und Kennzeichnungspflicht zu verringern. Im Haupt- und Finanzausschuss wurden jetzt auch kritische Stimmen laut.

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Prinzipiell sei es sinnvoll, in Sachen Schutzverordnung für Katzen gleichlautende Regelungen für die VGs Weißenthurm und Pellenz sowie die Stadt Andernach zu beschließen, erklärte Bürgermeister Claus Peitz. Schließlich bewegten sich streunende Katzen nicht ausschließlich innerhalb der Grenzen einer Gebietskörperschaft. Des weiteren kümmert sich das vom Tierschutzverein Andernach und Umgebung betriebene Tierheim im Augsbergweg um die Fundtiere aus beiden VGs und der Stadt.

Nicht jeder sieht das Problem

Mit einer generellen Pflicht für die Halter, ihre freilaufenden Katzen im fortpflanzungsfähigen Alter kastrieren und chippen zu lassen, tat sich so manches Ausschussmitglied dennoch schwer: „Unsere Regulationswut wird immer größer“, kritisierte Hartmut Dressel (FWG). Die Voraussetzung für den Erlass einer solchen Verordnung sei, dass man in Andernach eine überbordende Population wild lebender Katzen registriert habe, der man anders nicht mehr Herr werde, erläuterte sein Fraktionskollege Christian Greiner. Dies sei aber seiner Auffassung nach nicht der Fall: „Ich glaube nicht, dass wir so große Probleme damit haben, dass man eine solche Regelung treffen muss.“

Auch Oberbürgermeister Achim Hütten erklärte, in Andernach noch nicht auf verwilderte Katzen gestoßen zu sein: „Ich sehe das Problem nicht.“ Diese Einschätzung widerspricht allerdings den Schilderungen der Tierschützer: „Nach Angaben des Tierschutzvereins Andernach und Umgebung ist die Anzahl herrenloser verwilderter Katzen im Gebiet der Stadt Andernach als hoch anzusehen“, heißt es in der Anlage zum Entwurf der Katzenschutzverordnung.

Großes Leid bei entlaufenden Katzen

Um wie viele Tiere es sich ungefähr handelt, geht daraus nicht hervor. Der Tierschutzverein gibt dafür einen Überblick über die Zahl der Fundkatzen in den vergangenen Jahren. Diese schwankte von Jahr zu Jahr stark: 2018 kümmerte man sich im Andernacher Tierheim um 120 Fundkatzen, von denen 50 in Andernach und die Übrigen im Gebiet der benachbarten VGs aufgegriffen wurden. 2019 waren es insgesamt 109 Fundkatzen, im Jahr darauf 72. Auffällig ist jeweils der hohe Anteil nicht kastrierter und kranker Tiere: Mehr als die Hälfte der Fundkatzen ist nicht kastriert, mehr als jede Zweite leidet unter Krankheiten, die teilweise aufwendiger tierärztlicher Behandlung bedürfen.

Es sind häufig ausgesetzte oder entlaufende Hauskatzen und deren Nachkommen, für die das Leben ohne menschliche Fürsorge großes Leid bedeutet, betonen die Tierschützer: „Krankheiten wie zum Beispiel Katzenschnupfen oder auch Verletzungen, etwa durch Rangkämpfe, treten signifikant häufiger auf und führen zu erheblichen Schmerzen, Leiden und Schäden bei den Tieren, die oftmals in einem qualvollen Tod enden“, heißt es in der Anlage zur Katzenschutzverordnung.

Inwieweit letztere geeignet ist, den Tieren Leid zu ersparen, zweifelte Johannes Ahsenmacher (CDU) an: „Leute, die sich jetzt nicht um ihre Katze kümmern, werden das ignorieren.“ Auch Ulla Wiesemann-Käfer (SPD), die sich grundsätzlich für die Katzenschutzverordnung aussprach, warf die Frage auf, wie sich die Umsetzung der getroffenen Regelungen kontrollieren lasse.

„Die Stadtverwaltung Andernach trifft die zur Beseitigung festgestellter Verstöße und die zur Verhütung künftiger Verstöße notwendigen Anordnungen“, heißt es in der Schutzverordnung. Die Stadtverwaltung könne etwa die Registrierung oder Unfruchtbarmachung einer Katze anordnen. Wie die Stadt Kenntnis von Verstößen erhält, ist nicht ausgeführt.

Es gehe bei der Verordnung auch vielmehr darum, in Zeiten, in denen der Tierschutz oft ignoriert wurde, um die Corona-bedingt hohe Nachfrage nach Haustieren zu befriedigen, ein Zeichen zu setzen, sagte Martin Esser (AfD): Ich halte das für durchaus sinnvoll.“
Der Ausschuss schlug dem Stadtrat schließlich bei mehreren Enthaltungen vor, der Katzenschutzverordnung zuzustimmen. Einen entsprechenden Beschluss könnte das Gremium in seiner Sitzung am 7. Oktober fassen.

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