Stadtrat hat entschieden
Andernach bekommt einen Jugendbeirat
Seit Jahren laufen in Andernach die Überlegungen, wie man Jugendliche besser in politische Entscheidungen einbinden kann. Im Herbst 2018 lud man beispielsweise die Schüler aller achter Klassen zum Jugendkongress in die damals noch unsanierte Mittelrheinhalle ein, wo die Teilnehmer ihre Ideen für ein lebenswerteres Andernach präsentieren konnten.
Martina Koch

Die Interessen von Jugendlichen sollen in Andernach künftig mehr Gewicht bekommen. In einem eigenen Jugendbeirat können sich 14- bis 17-Jährige künftig in lokalpolitische Entscheidungen einbringen und eigene Ideen äußern.

Die Frage, wie Andernacher Kinder und Jugendliche ihre Anliegen vertreten können, treibt einige Lokalpolitiker bereits seit Jahren um. Bisher konnten Jugendliche ihre Ideen und Wünsche in erster Linie bei den regelmäßigen Treffen des Jugendforums im JUZ einbringen. Künftig werden sie ein eigenes Gremium haben, um die Interessen Andernacher Jugendlicher zu Gehör zu bringen: Der Stadtrat sprach sich in seiner jüngsten Sitzung einstimmig für die Gründung eines Jugendbeirats aus und verabschiedete eine entsprechende Satzung.

Der neue Jugendbeirat wird aus acht Mitgliedern, die zwischen 14 und 17 Jahre alt sind, bestehen. Wahlberechtigt sind alle Andernacher Jugendlichen dieser Altersgruppe. Gewählt wird in geheimer Wahl in einer eigens einberufenen Jugendversammlung unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters oder seines Stellvertreters. Als beratende Mitglieder gehören die Jugendwarte aus den Ortsteilen sowie der Stadtjugendpfleger dem Gremium an.

Beirat soll Beitrag zur Demokratiebildung leisten

Beschlossen wurde die Gründung des Jugendbeirats auf einen gemeinsamen Antrag von FWG und SPD hin. „Die Perspektive von Jugendlichen wird oft vergessen“, begründete Sammy Labidi (SPD) den Antrag für seine Fraktion. Nachdem vor einigen Jahren erfolgreich das Jugendforum etabliert wurde, wolle man nun den nächsten Schritt gehen und damit nicht zuletzt einen Beitrag zur Demokratiebildung leisten. „Wir machen einen wichtigen Schritt, um Jugendlichen in Andernach eine Stimme zu geben“, erklärte auch Timur Külahcioglu (FWG). Mit dem neuen Jugendbeirat binde man Jugendliche in politische Entscheidungen ein, sorge für Akzeptanz und motiviere zum politischen Engagement.

Die übrigen Ratsfraktionen schlossen sich dem Vorschlag der Fraktionen von FWG und CDU an. Man solle dabei allerdings das Jugendforum nicht aus dem Blick verlieren, da sich dort auch junge Menschen einbringen können, die jünger als 14 Jahre sind oder das 18. Lebensjahr bereits vollendet haben, sagte Jan Scheuren (CDU). Simon Schmitz (Grüne) betonte, dass einem Jugendbeirat gerade in einer alternden Gesellschaft eine besondere Bedeutung zukomme.

„Die Jugendlichen sollen ihr Betätigungsfeld selbst ausmalen.“
Marc Ruland (SPD)

Bei der Gründung des Jugendbeirats soll es sich nicht um eine Pseudobeteiligung handeln, erklärte Marc Ruland (SPD), der sich seit seiner ersten Kandidatur für den Stadtrat im Jahr 2009 für dieses Thema starkmacht. Die Gründung müsse sorgfältig vorbereitet werden, um zu gewährleisten, dass man den Saal bei der Jugendversammlung, die die Beiratsmitglieder wählt, voll bekomme. Die Ausgestaltung der Zusammenarbeit des Jugendbeirats liege dann in der Hand seiner Mitglieder: „Die Jugendlichen sollen ihr Betätigungsfeld selbst ausmalen.“ Es gelte zu überlegen, inwieweit man den Jugendbeirat künftig mit einem eigenen Budget ausstatten wolle, damit dieser die Mittel hat, eigene kleine Vorhaben umzusetzen.

Die Mitglieder des Jugendbeirats werden für zwei Jahre verpflichtet. Im Stadtrat herrschte Einigkeit darüber, dass die Arbeit des neuen Beirats bereits nach einem Jahr evaluiert werden soll, um gegebenenfalls Verbesserungsvorschläge umsetzen zu können.

Jugendbeirat gibt städtischen Gremien Anregungen

„Der Jugendbeirat gibt Anregungen und Empfehlungen an die Verwaltung und die städtischen Gremien, die die Interessen der Jugendlichen widerspiegeln“, heißt es in der Satzung des neuen Gremiums. Auf Antrag des Jugendbeirats hat der zuständige Dezernent Angelegenheiten, die die Jugendlichen betreffen, im Jugendhilfeausschuss zur Beratung vorzulegen. Auch eine Weiterleitung an die übrigen städtischen Gremien und den Stadtrat ist vorgesehen, sofern diese betroffen sind.

Der Jugendbeirat wählt bei seiner konstituierenden Sitzung aus seinen Reihen eine Vorsitzende oder einen Vorsitzenden, der oder die dann wiederum als beratendes Mitglied in den Jugendhilfeausschuss nachrückt, wo bisher ein Mitglied des Jugendforums vertreten ist. Die Stadtverwaltung wird nun die notwendigen Schritte für die Gründung des Jugendbeirats in die Wege leiten.

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