Wer steckt hinter dem Triumvirat, das die Idee für eine freie Liste hatte? Zum Dreier-Team, das eine freie Liste zur Wahl ins Rennen schicken möchte, gehören Stefan Zepp (51), Alfred Nett (68) und Rainer Hilger (68). Zepp steht als Ortsbürgermeister von Bell bereits einer FWG-Fraktion vor, er sagt zur Motivation der Gruppe auf VG-Ebene: „Als Ortschef habe ich nur eine beratende Stimme im VG-Rat. Für mich ist es wichtig, dass wir direkt auf Entscheidungen Einfluss nehmen können.“
Alfred Nett ist bislang Chef der Zweierfraktion der FDP und Beigeordneter. Was treibt den Riedener an? Er sagt vielsagend in der Rückschau: „Wenn ich bisher etwas kritisch hinterfragt habe, wird es wieder gemacht und durchgedrückt.“ Insbesondere in puncto Geldausgeben wolle er, sofern er gewählt wird, genauer hinschauen und verhindern, dass immer wieder die Steuerschrauben gedreht werden.
Rainer Hilger ist ein alter CDU-Fahrensmann, amtierte 15 Jahre als Thürer Ortsbürgermeister und 14 Jahre als Beigeordneter der Gemeinde. Darüber hinaus ist Hilger seit mehr als 14 Jahren im VG-Rat. Für ihn sei es „eine schwierige Entscheidung“ gewesen, die Seiten zu wechseln. Es sei aber von Vorteil, wenn für die neue Gruppierung, die sich am Donnerstag, 14. Dezember, konstituieren wird, „einige alte Hasen dabei sind“. Hilger wisse, dass nicht wenige unzufrieden seien mit dem, wie es in der VG läuft.
„Es bringt eine unbequeme Meinung einen eher weiter als Menschen, die immer in die gleiche Richtung denken.“
Stefan Zepp, einer der Initiatoren der freien Liste
Wie hebt sich die Gruppe gegenüber der Konkurrenz ab? Stefan Zepp ist überzeugt davon, dass „viele Dinge in der Verbandsgemeinde allgemein gut laufen“. Es fehle jedoch die „bürgerliche Einstellung, die bürgerliche Mitte“, fernab von übertriebener Parteientreue. Darunter versteht Zepp eine konstruktive Begleitung von Entscheidungsprozessen – bei denen durchaus intensiv gefragt werden müsse. „Ich umgebe mich gern mit Menschen, die unbequem sind. Letztlich bringt deren Meinung einen weiter, im Gegensatz zu Menschen, die immer in die gleiche Richtung denken.“
Auch Rainer Hilger ist „gegen eine Einheitsmeinung“ und für das Nachhaken. Dies werde in der jetzigen CDU-Fraktion zu wenig praktiziert. „Was mich nervt, ist: Wenn der Bürgermeister sagt, der Rhein läuft bergauf, dann glauben das alle.“ Er wolle, dass häufiger die Hintergründe freigelegt würden. So wie die, ergänzt Alfred Nett, weshalb plötzlich die Hochwassermaßnahme am Kellbach in Mendig umgesetzt wurde, obwohl die Kosten von 60.000 auf 150.000 Euro regelrecht explodiert waren. „Dann kann ich nicht hingehen und nur die Steuerschrauben andrehen“, sagt der amtierende Beigeordnete der VG.
Stefan Zepp betont in diesem Kontext, dass „in der Verbandsgemeinde mit viel spitzerem Bleistift“ geplant werden müsse, weil deren Ausgaben meist „direkt auf die Umlage“ gingen – auch wenn sie als Rest ungebraucht stehen bleiben würden. Wenn dagegen für den Haushalt einer Ortsgemeinde wie Bell ein zu hoher Betrag eingestellt werde, wirke sich dieser, sofern das Geld nicht gebraucht werde, nicht aus.
Wie wird das künftige Verhältnis zu CDU und FDP sein? Rainer Hilger, seit mehr als 30 Jahren CDU-Mitglied, hält eine absolute Mehrheit für nicht zeitgemäß und förderlich. Der 68-Jährige („ich bin von Parteikreisen massiv angesprochen worden“) will mehr effektives Mitspracherecht bei der Gestaltung der VG und „ein faires und ehrliches Miteinander“. Er will ebenso wenig seinen parteipolitischen Heimathafen verlassen wie Alfred Nett. „Ich gehe nicht aus der FDP, ja, in Rieden und auf Kreisebene bleibt es bei der FDP“, sagt er. Er rechne sich aber bessere Chancen auf einer freien Liste aus – auch, „um einzugreifen und eine Meinung kundzutun“.
Wie wird das Verhältnis zur kreisweiten FWG-MYK sein, die im Kreistag mit drei Mandaten vertreten ist? Stefan Zepp will nicht ausschließen, dass der eine oder andere „auch bei der FWG-MYK kandidieren“ werde. Bislang jetzt ist man noch nicht organisatorisch angedockt. Einen Verbindungsaufbau gebe es allerdings schon.
Was sind die nächsten Schritte? Zulauf hat die neue freie Liste bereits aus allen Ortsgemeinden, der aus der Stadt Mendig ist noch spärlich. „Wir sind offen für alle Gemeinden, besonders auch für die Stadt“, wirbt Stefan Zepp für sein neues Projekt. Es sei für eine offene Debattenkultur, die „hart in der Sache“ sein könne, aber auch nach kritischen Gedanken zu einer konstruktiven Lösung führen müsse. „Dies bringt uns weiter.“
Absolute Mehrheit für CDU
Seit der Kommunalwahl von 2019 hat die CDU im Verbandsgemeinderat eine absolute Mehrheit, die Christdemokraten stellen 15 von 29 Mitgliedern. Sieben Mandate gingen an die SPD, fünf an die Grünen und zwei an die FDP. Die nächste Wahl ist am 9. Juni 2024. red