27-Jähriger ist der einzige Kandidat, der die Nachfolge von Rainer Hilger antreten will, der vorzeitig sein Amt aufgebenden hat
Am Sonntag sind Wahlen: Lukas Ellerich will Thürs Bürgermeister werden
Lukas Ellerich will neuer Thürer Bürgermeister werden. Den Weg ins Dienstbüro im Dorfgemeinschaftshaus kennt er schon: Der 27-Jährige ist seit vier Jahren Beigeordneter der 1500-Einwohner-Gemeinde.
Stefan Lieser

In Thür wird am Sonntag in vorgezogener Wahl ein neuer Bürgermeister gewählt. Der 27-jährige Lukas Ellerich ist einziger Kandidat.

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Wer zu Lukas Ellerich will, der muss an einem Beichtstuhl vorbei. Das Möbel gehört eben zum alten Pfarrhaus, in dem der gelernte Verfahrensingenieur und Master im Energie- und Betriebsmanagement bei einem Ingenieurbüro seinen Arbeitsplatz hat, dazu. Hier könnte Thürs mutmaßlich neuer Bürgermeister nach dem Wahltag am kommenden Sonntag künftig besonders vertrauliche Gespräche führen. So abwegig ist das nicht, denn erstens ist der 27-jährige Karnevalist, er tanzt etwa beim Herrenballett in Obermendig, vor allen Dingen aber ist er der einzige Kandidat fürs Ehrenamt. Erhält er mindestens 50 Prozent der abgegebenen Stimmen, ist er gewählt.

Es ist also für den Christdemokraten vermutlich ein totes Rennen um die Nachfolge des nach 15 Jahren zum 31. Januar 2023 vorzeitig sein Amt aufgebenden Rainer Hilger, was nicht heißt, dass der Kandidat ums Amt keine klaren Pläne hat. „Damit Thür ein Ort zum Leben bleibt, nicht nur zum Wohnen!“ hat Lukas Ellerich als sein Wahlkampfmotto ausgegeben, das ab dem 1. Februar sein Leitspruch für die dann kommenden eineinhalb Jahre werden könnte, denn dann wird im Frühjahr 2024 turnusgemäß bei der Kommunalwahl auch der neue Bürgermeister gewählt. Bis dahin hat Ellerich, der seit 2018 schon Beigeordneter und im Gemeinderat ist, die Chance erste Zeichen zu setzen.

Damit Thür ein Ort zum Leben bleibt, nicht nur zum Wohnen!

Lukas Ellerich

Zunächst ist Lukas Ellerich vor allem aber eins: Er ist in Thür verwurzelt. Das merkt man daran, dass er in vielen Vereinen dabei ist: Er war Messdiener, hat im damaligen Fußballverein gekickt, ist, weil er ledig ist, Geschäftsführer des Junggesellenvereins, ist Mitglied im Pfarrgemeinderat und in der Kirmesgesellschaft. 2018 war er sogar Maikönig. Dazu kommen politische Ämter in der Jungen Union bis zur Kreisebene.

Was werden nun seine Ziele als Bürgermeister sein? „Der Erhalt der Dorfgemeinschaft“, und das Dorferneuerungskonzept stehen für ihn obenan. Ein Nutzungskonzept für die historische Dorfscheune soll erstellt werden, eher ein überschaubares Projekt. Doch was geschieht mit der Mehrzweckhalle am Ortsrand? Die Kosten alleine für die Dachsanierung belaufen sich auf 300.000 Euro, wenn nicht mehr. Lohnt das den Aufwand? Ist die Halle nicht schlicht zu groß, wo sie derzeit nur für den Schulsport, den Breitensport und einige Vereine genutzt wird? „Da darf es keine Denkverbote geben!“, ist Ellerich überzeugt. Und wer beteiligt sich an den nötigen Kosten? Gibt es Fördermöglichkeiten?

Anderes ist da unkritischer: Etwa das Neubaugebiet „Im Wingert II“, wo 27 Wohnplätze entstehen, oder das Industrie- und Gewerbegebiet, wo, so Ellerich, derzeit der Bedarf gedeckt ist. Oberhalb des Gebietes aber, durch die Kottenheimer Straße, eine Tempo-30-Zone, fließt das, was die Anwohner schon seit langem ärgert: Da im Nachbarort Kottenheim, zumindest im nördlichen Teil, eine Anbindung zur B 262 fehlt, die wiederum zur wichtigen B 256 führt, nutzen viele Autofahrer aus Kottenheim derzeit die Thürer Durchfahrtsstraße als Abkürzung.

Für Ellerich wäre das ein zentrales Thema seiner ersten Amtszeit. Es gebe mehrere Möglichkeiten, so seine Überzeugung. Entweder eine zusätzliche Zufahrt aus Kottenheim zur B 262, oder noch vor der Thürer Ortsbebauung eine neue Stichstraße durchs Industriegebiet. Lässt sich für eine der Varianten eine Finanzierungskooperation zwischen den Nachbarn finden?

Leichtere Themen sind da vermutlich die Umstellung der Thürer Straßenbeleuchtung auf LED und das in Eigenstromversorgung über Photovoltaik auf den Dächern kommunaler Gebäude, die Kita Thür geht 2023 mit gutem Beispiel voran. Ebenfalls 2023 wird Thür „komplett mit neuer Glasfaser versorgt sein“, so Ellerich. Auch dieses Projekt wurde schon beschlossen. Sollte er neuer Bürgermeister von Thür werden, wird er seinen Job behalten, für die Thürer wird es dann Bürgermeistersprechstunden geben. Ellerichs Arbeitgeber, zwei seiner Chefs sind ebenfalls gebürtig aus dem Ort, unterstützt das Engagement des Mitarbeiters. Die Sprechstunden werden nicht im Beichtstuhl stattfinden, sondern natürlich im Bürgermeisterbüro im Dorfgemeinschaftshaus.

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