Die fünfjährige Sofia wird von ihren Eltern zu Fuß zur Kindertagesstätte gebracht. Und Sofia weiß genau, worauf man achten muss, wenn man als Fußgänger unterwegs ist: „Wenn man über die Straße geht, muss man gucken, ob Autos kommen, sonst wird man überfahren“ – so einfach ist das. Die ebenfalls fünfjährige Lena weiß das auch, allerdings wird sie, wie viele andere Kinder, mit dem Auto gebracht. Ein Problem, mit dem auch viele Schulen in der Region regelmäßig zu kämpfen haben (wir berichteten).
Für Tobias Piepke, Erzieher an der Kita St. Veit und Projektleiter, sollen die Aktionstage auch ein Appell an die Eltern sein: „Viele haben Angst, ihre Kinder allein zur Kita zu schicken oder trauen es ihnen vielleicht nicht zu“, sagt Piepke. Bei anderen sei es wiederum nachvollziehbar, zum Beispiel wenn die Entfernung zwischen Wohnort und Kita zu groß ist. Seine Kollegin Doreen Strödel ergänzt: „Bei vielen ist es aber leider auch die Bequemlichkeit.“ Viele Eltern würden ihre Kinder auf dem Weg zur Arbeit schnell mit dem Auto an der Kita absetzen. Auch Strödel ist dafür, die Kinder zu Fuß oder mit dem Rad zu bringen – nicht zuletzt aus Klimaschutzgründen.
Insgesamt 25 Kinder gehören zur Vorschulgruppe. Sie sind fünf oder sechs Jahre alt und werden im kommenden Jahr eingeschult. Einige von ihnen können sich bereits gut im Straßenverkehr orientieren, andere noch nicht. „Das ist ganz abhängig vom Elternhaus“, sagt Tobias Piepke. Auch deshalb wollen die Erzieher – bevor die Kinder in die Schule kommen – mit ihnen das richtige Verhalten im Straßenverkehr üben. So sind sie die Wege zur Kita abgelaufen, um schwierige Verkehrsstellen kennenzulernen, haben mit Autofahrern gesprochen und Verkehrsschilder lesen geübt.
Es sei wichtig, den Kindern beizubringen, dass sie sich selbst als Verkehrsteilnehmer wahrnehmen und auch zeigen, sagt Tobias Piepke. Zu sehen und zu hören war das vor allem am Mittwoch: Auf der kleinen Grüninsel an der Ecke Ostbahnhofstraße, Goethestraße, Schillerstraße hatten sich die Kinder mit bunten Flatterbändern und Musikinstrumenten versammelt. In kleinen Gruppen liefen sie dann die umliegenden Straßen ab und klemmten Flyer an Autoscheiben: Die Pkw, die falsch geparkt hatten, bekamen eine gelbe Karte. Zum Abschluss erhielten die Kinder eine kleine Verkehrsurkunde, bevor sie von ihren Eltern abgeholt wurden – viele von ihnen mit dem Fahrrad.