Seit 1926 ist das von Johann Kreuser gegründete Familienunternehmen in Mayen mit seinen rund 30 Parkplätzen direkt vor der Tür in der Straße „Holler Pfad“ 1 ansässig. Doch nun neigt sich die Ära des Textilausstatters dem Ende zu. Ein Jahr vor seinem 100-jährigen Bestehen schließt eines der traditionsreichsten Geschäfte der Eifelstadt Ende Juni seine Pforten. Und zwar für immer.

Guten Gewissens kann man das Unternehmen Fritz Kreuser als eine Institution bezeichnen. Den treuen Stammkunden werden Elke und Johannes Kreuser fehlen. Dabei mangelt es dem Geschäft für Damen- und Herrenmode, Berufsbekleidung, Hüte, Zunftzubehör und Accessoires keineswegs an Kundschaft. Wer das 200 Quadratmeter große Geschäft erstmals betritt, ist zunächst überrascht von der stets vorrätigen Sortimentsvielfalt und der Größenauswahl für Bekleidung aller Art. Der Laden steht für Johannes Kreuser und seine Frau Elke im Mittelpunkt ihres Lebens.
„Ich habe 51 Jahre gearbeitet. Man muss den Absprung schaffen.“ Johannes Kreuser (65)
Warum schließen die Geschäftsleute, die den Bedürfnissen ihrer Stammkunden offenbar stets gerecht geworden sind, dennoch? „Es ist keine leichte Entscheidung“, betont Johannes Kreuser. „Ganz ehrlich: Ich schließe mein Geschäft aus Altersgründen. Ich habe 51 Jahre gearbeitet und bin seit Dezember Rentner. Man muss den Absprung schaffen“, versichert der 65-Jährige. „Wenn du den Zeitpunkt verpasst, kommst du aus der Nummer nicht mehr raus. Und außerdem weiß man ja nie, wie es gesundheitlich mit einem weitergeht.“
Einen Nachfolger gibt es nicht
Einen Nachfolger gibt es nicht. „Unsere vier Kinder haben Berufe ergriffen, die ihnen Spaß machen und die sie gern ausüben. Unser Sohn Leo war mit im Geschäft. Er hat sich dann doch anders entschieden.“ Was den Laden auszeichnet, bringt Johannes Kreuser auf den Punkt. Das Besondere ist: „Bei uns wirst du bedient. Da braucht keiner viel anzuprobieren. Man hat ein Auge dafür und sieht die Größe. Die Kunden sind mit unserem Service immer zufrieden.“

Eine Glanzzeit hatte das Familienunternehmen, als Johannes Kreuser 1989 das Geschäft von seinem Vater übernommen hatte. „Ich habe um- und angebaut. Es ging steil nach oben.“ Wie viele andere Geschäfte, so hatte auch die Corona-Pandemie „uns etwas mitgenommen, wie eigentlich alle.“ Die Kreusers haben in dieser Zeit ihr Geschäftsfeld verändert. „Wir haben den Großhandel mit ins Boot genommen. So hatten wir den Vorteil, dass wir unsere Berufsbekleidung weiterhin an die Firmen verkaufen konnten. In dieser Zeit waren tatsächlich nur Jeans und Berufsbekleidung gefragt, sonst nichts.“ Erholt hat sich das Geschäft direkt nach Corona. Allerdings spielte danach die wirtschaftliche Situation „wie auch bei allen anderen Läden“ eine Rolle.

Viele Kunden kamen und kommen aus der ganzen Eifel zu den Kreusers. Das rührt zum Teil sicherlich noch aus der Zeit, als das Unternehmen bis 2018 auch auf dem Mayener Lukasmarkt mit einem Kramstand vertreten war. Angefangen hatte der Großvater von Johannes Kreuser 1926 zunächst mit Fotografie. Der damals 30-jährige Johann Kreuser hatte sich aus Amerika eine Kamera schicken lassen und auf Kirmesveranstaltungen Porträtfotos von Passanten gemacht und damit sein Geld verdient. „Danach vertrieb mein Opa Spielzeug und schließlich Textilien. Als mein Großvater 1958 starb, übernahm mein Vater Fritz das Unternehmen. Ab 1989 habe ich dann weitergemacht.“
Und was wird nach der Schließung?
Und was wird nach der Schließung? Wie geht es für die Mitarbeiter weiter? Ein junger Mann, der die Ausbildung abgeschlossen hat, strebt ein Studium an. Zwei Mitarbeiterinnen gehen in Rente, „eine weitere sucht noch etwas, das ihr Spaß macht. Mit der Schließung ist es noch lange nicht getan“, gibt Johannes Kreuser zu bedenken.“ Er hat eine umfangreiche To-do-Liste abzuarbeiten. „Die Verträge müssen gekündigt, alles muss abgewickelt werden“, sagt er. „Das könnte ich mit 75 oder 80 Jahren gar nicht mehr leisten.“ Was sich nach dem großen Räumungsverkauf dann noch im Laden befindet, wird Johannes Kreuser an Firmen, die die Restbestände komplett übernehmen, veräußern.