Koblenz
Kommentar zum DFB: Mal wieder Zeit für Experten
Sucht den Weg aus der Krise: DFB-Chef Bernd Neuendorf.
Arne Dedert/dpa

Das erneute WM-Aus einer deutschen Fußball-Nationalmannschaft in der Vorrunde wirkt nach. So wie es jetzt ist kann es nicht bleiben. Zurück zum Erfolg will der DFB mit zwei Arbeitskreisen, die schon bald ihre Arbeit aufnehmen sollen.

Sucht den Weg aus der Krise: DFB-Chef Bernd Neuendorf.
Arne Dedert/dpa

Wenn hierzulande der Ball in den Brunnen gefallen ist, wenn der Deutschen liebstes Kind nur noch schlechte Noten mit nach Hause bringt, ist es mal wieder an der Zeit für einen Arbeitskreis – neudeutsch: Task Force!

Diese schlechte Zeit darf man eingedenk des abermaligen kollektiven Teamversagens bei der Nationalmannschaft guten Gewissens als gekommen ansehen. Und so hält erneut die Expertokratie Einzug beim Deutschen Fußball-Bund. Das Spiel, das so einfach wirkt, wenn es gut läuft und sich auf unerklärliche Weise verkompliziert, sobald die gewünschten Ergebnisse ausbleiben, wird verwissenschaftlicht. Auf dass sich alles wieder zum Guten wenden möge. Als wenn das so einfach wäre. Ist es nicht. Aber einfach so weitermachen im strukturfreien Raum geht eben auch nicht. Folglich ist das, was DFB-Boss Bernd Neuendorf jetzt angestoßen hat, alternativlos.

Beispiel Task Force im Jahr 2000

Und schließlich war längst nicht alles purer Aktionismus, wenn in der DFB-Geschichte eine Task Force ihre Missionsarbeit aufgenommen hat. Im Jahr 2000, kurze Zeit nach einer aus deutscher Sicht unterirdischen EM, hatte die seinerzeit gebildete Task Force den Auftrag, etwas Besseres herbeizuführen als den Rumpelfußball mit der Lizenz zum Grätschen, den die DFB-Elf seinerzeit präferierte und der einstige Größen wie Beckenbauer, Netzer und Overath verhöhnte.

Das gelang, weil sich der damalige DFB-Boss Gerhard Mayer-Vorfelder für die Nachwuchsförderung stark machte. Und manchmal hilft eben nur Zwang: Alle Profiklubs mussten fortan ein Nachwuchs-Leistungszentrum vorhalten. Und siehe da, es ging aufwärts in den Jahren von 2006 bis 2014. Dass diese Task Force 2005 wiederbelebt wurde, um den für DFB-Verhältnisse allzu progressiven Machenschaften der Fußball-Revoluzzer Klinsmann und Löw auf die Finger zu schauen – geschenkt. Der Kontrollzwang hat schließlich keinen Schaden angerichtet.

Hier und heute geht es darum, aus entstandenem Schaden klug zu werden. Und da ist es aus Sicht von DFB-Chef Neuendorf gleich in vielerlei Hinsicht taktisch clever, die Reihen zu schließen und möglichst viele Fußballweise – und davon hat das Land ja genug – für neue Ideen im deutschen Fußball hinter sich zu bringen. Genauso ergibt es Sinn, zwei Arbeitskreise zu gründen. Der eine, der die verkrusteten Strukturen beim DFB aufbrechen, der andere, der die reine Fußball-Lehre neu denken soll.

RZ-Sportredakteur Klaus Reimann

Jens Weber

Dieser eingeschlagene Weg hat noch einen anderen Charme: Wenn alle beteiligt sind, kann nachher keiner mit dem Vorwurf um die Ecke kommen, er sei nicht gefragt worden. Kommt der deutsche Fußball wieder auf die Beine, dürfen sich alle ihres Anteils an der guten Sache sicher sein. Gelingt das nicht, hat die Expertokratie in Gänze versagt. Doch sind wir beruhigt: Das wird ein Matthias Sammer niemals zulassen.

E-Mail an den Autor: klaus.reimann@rhein-zeitung.net

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