Mensch Mexiko, warum nicht gleich so, lag es einem auf den Lippen, nachdem „El Tri“ zum bitteren Ende lediglich zwei Tore zum Erreichen des Achtelfinales fehlten. Angetrieben von einer in ihrem Enthusiasmus und ihrer Lautstärke erstaunlich ausdauernden Anhängerschaft, lieferten die Mexikaner gegen Saudi-Arabien so etwas wie ein 90-Minuten-Powerplay ab. Doch das 2:1 war zu wenig, das Aufbäumen kam zu spät.
Nullnummer gegen Polen rächt sich
Ironie des selbst verschuldeten Schicksals: Just das 0:0 gegen Polen wurde den Mittelamerikanern zum Verhängnis. Beim ersten Auftritt dieser WM hatten sich beide Teams in vollendeter Langeweile zu einem Unentschieden taktiert – ohne am Ende zu wissen, wem dieser Punkt nun hilft und wem dieses Remis zum Verhängnis wird.
Am Ende setzte sich polnischer Minimalismus durch. Ein gutes Vorrundenspiel beim 2:0 gegen die Saudis reichte fürs Achtelfinale. Ein Spiel mit angezogener Handbremse – siehe oben – war für Mexiko genau eins zu viel.
Polen: Glück allen reicht nicht
Nun gut. Recht hat, wer am Ende weiterkommt. Rein sportlich zeigt das Schicksal des mexikanischen Nationalteams aber vor allem eins: Das Taktikbuch bei nur drei Vorrundenspielen auszupacken und sich in Spekulationen zu ergehen, birgt ein größeres Risiko, als in jedem Spiel alle Energie in seine eigenen Stärken zu stecken. Auch auf die Gefahr hin, dass einen am Ende die Kräfte verlassen. Und so viel steht fest: Glück allein wird den Polen im Achtelfinale gegen Frankreich nicht reichen.
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