Doch das ist nichts Neues. Da sollte man nur mal bei Rurik Gislason nachfragen. Der isländische Nationalspieler löste bei der WM 2018 in Russland einen wahren Hype um seine Person aus. Nach dem Vorrunden-Spiel seiner Isländer gegen Argentinien wuchs sein Instagram-Profil von 40.000 auf zwischenzeitlich mehr als eine Millionen Follower. Zusätzlich ging der Hashtag #sexyrurik viral. 864.000 Follower zählt Gislasons Instagram-Profil mittlerweile.
Darunter werden auch einige „Let's Dance“-Fans dabei sein. Der ehemalige Spieler des SV Sandhausen, der auch bei der RTL-Tanzsendung als Schönling bekannt war, hat seine Fußball-Karriere mittlerweile beendet und nutzt seine Bekanntheit in den sozialen Netzwerken nun, um Werbung für einen eigenen Gin oder eine eigene Klamottenmarke zu machen.
Sieben Millionen neue Fans nach Traumtor
Ein ähnlicher Schwarm stellte sich in den ersten Turnier-Wochen im Emirat noch nicht heraus. Doch auch die aktuellen Stars haben es sich zur Aufgabe gemacht, neue Impulse zu setzen. Gleich am ersten Spieltag ist es einem Brasilianer gelungen, Aufmerksamkeit zu erregen. Richarlison, im Verein aktiv für die Tottenham Hotspur, wird den treuen WM-Zuschauern dank seines sehenswerten Seitfallziehers bei Brasiliens Auftaktsieg gegen Serbien lange in Erinnerung bleiben.
Das Traumtor hatte auch Einfluss auf seine Kanäle in den sozialen Netzwerken. Über Nacht explodierte die Follower-Zahl auf Instagram, und der 25-Jährige gewann rund sieben Millionen neue Fans hinzu. Viele sehen in ihm – nicht nur aufgrund seiner Initialen „R 9“ – schon den ersten wahren Nachfolger von „El Fenomeno“ Ronaldo, dem legendären Mittelstürmer der „Selecao“.
Negative Seiten der Entwicklung
Ein ähnliches Phänomen gab es auch bei einem weiteren Stürmer mit der Rückennummer neun zu bestaunen. Südkoreas Gue-Sung Cho wurde nach starken Auftritten in der Vorrunde zum Internet-Star. Vor dem Turnierstart hatte der 24-Jährige noch 20.000 Instagram-Follower. Drei Spiele, zwei Tore und ein veröffentlichtes Foto später waren es dann schon 2,3 Millionen. „Ich will eigentlich nicht auf diese Weise berühmt sein. Ich bin nur ein Mensch und fühle nichts Besonderes“, sagte Cho ganz bescheiden nach dem bitteren 2:3 (0:2) gegen Ghana im zweiten WM-Gruppenspiel.
Südkoreas eigentlicher Superstar, Heung-Min Son, war nach dieser knappen Niederlage ebenfalls Mittelpunkt des (digitalen) Geschehens. Es kursierten Aufnahmen nach dem Spiel, in dem ein Mitglied des ghanaischen Betreuerstabs die Gunst der Stunde nutzte und auf dem Feld ein Selfie mit Son machen wollte. Das entzürnte die Fußball-Fans in der digitalen Welt, weil der ehemalige Profi vom Hamburger SV und Bayer Leverkusen nach der Niederlage mit den Tränen zu kämpfen hatte und eher Zuspruch und Trost gebraucht hätte. Eine der negativen Seiten, die diese Entwicklung mit sich bringt.
DFB-Elf sorgt für wenige Schlagzeilen
Und die DFB-Asse? Die sorgten mit ihrer „Mund-zu“-Geste für den meisten Gesprächsstoff aus deutscher Sicht in den sozialen Medien. Ansonsten nutzten die DFB-Akteure die sozialen Netzwerke nach dem Ausscheiden für einen niedergeschriebenen Rückblick auf die kurze WM-Reise auf deren Instagram-Accounts. Darin enthalten war neben der großen Enttäuschung auch oftmals ein Dank an die Fans für die Unterstützung. Manche Erklärungen fielen dabei eher kurz (Joshua Kimmich), andere wiederum detaillierter (Thomas Müller) aus.
Für die Schlagzeilen auf und neben dem Platz sorgten andere. Da wäre zum Beispiel Spaniens Trainer Luis Enrique, der vor und auch während der WM in regelmäßigen Abständen über den Kommunikations-Kanal Twitch in Live-Streams mit den Fans kommuniziert.
Apropos Trainer. Einer wusste auf der großen Fußball-Bühne gleich in zweierlei Hinsicht zu gefallen: Hervé Renard. Nach dem überraschenden Sieg des von ihm trainierten Nationalteams von Saudi-Arabien über Argentinien sorgte die Bilanz des französischen Coaches bei afrikanischen Mannschaften für Erstaunen. So gewann der in Europa weniger erfolgreiche Trainer nämlich 2012 (mit Sambia) und 2015 (mit der Elfenbeinküste) den Afrika-Cup und führte zudem Marokko 2018 das erste Mal seit 1998 wieder zu einer WM-Endrunde. In Katar folgte dann der 2:1-Sieg über Argentinien und Lionel Messi.
Der Hype um Hervé Renard
Später am Tag machte dann ein aufgenommenes Video von Renards Halbzeit-Ansprache den Hype perfekt. Zu sehen ist ein großer, durchtrainierter und braun gebrannter Renard mit einem weißen Hemd, der gleichermaßen fesselnd und bestimmend auf seine Spieler einredet – oder besser gesagt: einschreit. Nur unterbrochen vom saudischen Dolmetscher, der Renards Botschaft aus dem Englischen ins Arabische übersetzt. Renards wichtigste Botschaft: die Ehrfurcht vor Argentiniens Superstar Messi abzulegen: „Nimm doch dein Handy mit auf den Platz, dann kannst du ein Bild mit ihm machen“, faucht er einem seiner Spieler zu.
Das weiße Hemd ist Renards Markenzeichen. Während des Spiels lässt er meist die oberen zwei Knöpfe offen. Ein Hingucker – meint jedenfalls das Netz. In Katar komplettierte der ehemalige Gebäudereiniger seinen Look mit Schuhen der französischen Luxusmarke Louis Vuitton. Kostenpunkt der „LV Trainer Sneaker“? 960 Euro. Was nicht alles von Interesse ist im digitalen Zeitalter ...
Louis Vuitton landet Werbe-Coup
Das Luxuswarenunternehmen aus Paris, das durch exklusive Koffer und Reisegepäck bekannt wurde, ist auch der Mittelpunkt der letzten Geschichte aus den sozialen Netzwerken, die der WM, einen Tag vor der Eröffnungsfeier, förmlich den Startschuss gab – und gleich für eines der beliebtesten Fotos sorgte. Das Foto zeigt Messi und Cristiano Ronaldo über eine improvisierte Partie Schach gebeugt. Dabei nehmen die beiden Superstars eine Denkerpose ein, die Schach-Figuren stehen auf einem Louis Vuitton-Koffer im für diese Marke typischen Damier-Muster in braun und beige.
Die Zahlen der Werbekampagne, die den Slogan „Victory is a State of Mind“, also „Sieg ist eine Geisteshaltung“ transportiert, sind gigantisch: „Gefällt-mir“-Angaben auf der Instagram-Seite von Louis Vuitton? Knapp acht Millionen. „Gefällt-mir“-Angaben bei „@leomessi“? Mehr als 31 Millionen. „Gefällt-mir“-Angaben bei „@cristiano“? Über 41 Millionen!
Der portugiesische Superstar hat mit 508 Millionen Followern auch die größte Anhängerschaft auf der Plattform. Gefolgt von Messi (384 Millionen), Reality-Star Kylie Jenner und Sängerin Selena Gomez (361 Millionen). Zwei Fußballer an der Spitze der Instagram-Fanliste – ein weiterer Beweis dafür, dass die sozialen Medien stets mitspielen.