Jetzt gibt es eine neue Studie der Uni Graz, die bei normalgewichtigen Erwachsenen die Folgen des Intervallfastens untersucht hat. Das Ergebnis ist auf den ersten Blick vielversprechend: Aus Sicht der Forscher könnte das alternierende Fasten zum Standard bei der Gewichtsreduktion in Krankenhäusern werden. Mehr noch: Das Intervallfasten ist für sie auch ideal, um das Risiko für Herzkreislauferkrankungen zu senken.
Dreieinhalb Kilo weniger
Zu diesen Schlüssen kommen die Forscher, nachdem sie zwei Gruppen untersucht haben: Die eine fastete 36 Stunden – einen Tag und zwei Nächte –, um dann wieder in einem Zeitfenster von zwölf Stunden zu essen. Die Vergleichsgruppe änderte nichts an ihrem Essverhalten. Nach vier Wochen hatte die fastende Gruppe im Schnitt dreieinhalb Kilo abgenommen und ihre Gesamtkalorienzufuhr um 37 Prozent reduziert. Die andere Gruppe nahm im Schnitt nur 200 Gramm ab und verlor bei den Gesamtkalorien lediglich 8 Prozent. Deutlich verbessert haben sich laut den Forschern auch wichtige Parameter des Herzkreislaufsystems wie der Blutdruck oder der Blutzucker sowie wesentliche Indikatoren für Langlebigkeit. Hinzu kommt, dass das Intervallfasten bei den Studienteilnehmern auch nach sechs Monaten zu keinen Nebenwirkungen wie einer schlechteren Knochendichte oder einem angegriffenen Immunsystem führte. Dies wurde bei anderen Studien – aber erst nach einem Jahr – beobachtet.
Die sehr optimistischen und weitreichenden Schlüsse der Grazer Forscher werden jedoch von anderen Wissenschaftlern nicht geteilt. Besonders die These, dass sich Intervallfasten in Krankenhäusern zu therapeutischen Zwecken nutzen lässt, stößt auf deutlichen Widerstand: „Für übergewichtige Nicht-Diabetiker scheint alternierendes Fasten auf mittlere Sicht nicht durchzuhalten zu sein, wobei es unter diesen Personen für einen kurzfristigen Gewichtsverlust dienen könnte. Es werden allerdings dauerhafte Strategien benötigt, um das mit alternierendem Fasten verlorene Gewicht zu halten. Bei diesem Fasten besteht die Gefahr eines Jo-Jo-Effekts nach sechs Monaten“, sagt Dr. Tilman Kühn vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Er betont: „Es gibt bis jetzt keine Hinweise, dass Intervallfasten Vorteile gegenüber der herkömmlichen, täglichen Kalorienreduktion hat.“
Methode hilft beim Abnehmen
Ein internationales Forscherteam um Kühns Heidelberger Kollegin Ruth Schübel hatte schon 2018 festgestellt, dass Intervallfasten beim Abnehmen hilft und sich positiv auf die Gesundheit auswirkt. Allerdings: Besser als andere kalorienreduzierte Abnehmmethoden ist Intervallfasten nicht. Anders als die Grazer Forscher haben die Heidelberger übergewichtige und fettleibige Menschen untersucht. Und sie haben eine Gruppe von ihnen auch eine andere kalorienreduzierte Diät machen lassen. Die Erkenntnis: „Bei den Probanden beider Gruppen verringerte sich mit dem Körpergewicht das viszerale Fett, also das ungesunde Bauchfett, ebenso die Fettablagerungen in der Leber.“
Die Schlussfolgerung der Forscher: Beim Abnehmen kommt es nicht so sehr auf die Art des Fastens an, sondern darauf, sich für eine Art zu entscheiden und diese durchzuhalten. Um das Gewicht langfristig zu halten, bedarf es demnach allerdings einer langfristigen Ernährungsumstellung nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Die Fachgesellschaft sieht den Trend zum Intervallfasten kritisch: „Die meisten Konzepte des Intervallfastens beinhalten keine oder nur sehr vage Empfehlungen zur Lebensmittelauswahl.“ Daher finde allein durch Intervallfasten zumeist keine Ernährungsumstellung hin zu einer ernährungsphysiologisch günstigen Lebensmittelauswahl statt.
Einige Experten urteilen daher noch deutlich kritischer: „Es gibt keine wissenschaftliche Grundlage, Intervallfasten zu empfehlen“, sagt Dr. Stefan Kabisch vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam. Und: „Nach aktuellem Wissensstand ist Intervallfasten gleichwertig bis unterlegen im Vergleich zu normaler kontinuierlicher Kalorienreduktion. Insbesondere für Menschen mit Begleiterkrankungen wie Krebs oder Herzleiden sind Risiken dieser Diäten nicht beurteilbar. Jede Form der Ernährungsumstellung sollte nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt und unter Kontrolle erfolgen.“ Christian Kunst/dpa