Boston
Schlaglöcher sollen Autos Strom liefern

Stoßdämpfer, die aus dem Holpern über Schlaglöcher Strom erzeugen: Eine US-Firma will damit den Energieverbrauch von Fahrzeugen um 1 bis 6 Prozent vermindern.

Levant Power

Boston. - "Teer muss her": Mit dem Hilferuf hatte die thürinigische Gemeinde Niederzimmern im Kampf gegen die holprige Ortsstraße Schlaglöcher für 50 Euro  das Stück verkauft. Das erfolgreiche Geschäftsmodell könnte allerdings den Ertrag einer ebenfalls zunächst aberwitzig klingenden Idee schmälern: Schlaglöcher zur Energiegewinnung nutzen.

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Boston. – „Teer muss her“: Mit dem Hilferuf hatte die thürinigische Gemeinde Niederzimmern im Kampf gegen die holprige Ortsstraße Schlaglöcher für 50 Euro das Stück verkauft. Das erfolgreiche Geschäftsmodell könnte allerdings den Ertrag einer ebenfalls zunächst aberwitzig klingenden Idee schmälern: Schlaglöcher zur Energiegewinnung nutzen.

Eine US-Firma arbeitet an Stoßdämpfern, die aus dem Holpern auf unebenen Straßen Strom gewinnen können. Auf Rumpelpisten müssen Stoßdämpfer viel Arbeit verrichten, bei der Wärme entsteht. Die Levant Power Corporation in Boston, gegründet von Absolventen des berühmten MIT, will stattdessen Strom für Klimanlage, Scheibenwischer und Beleuchtung gewinnen.

Die Nationale Amerikanische Wissenschaftsvereinigung NSF war von der Entwicklung GenShock immerhin so überzeugt, dass sie ihr einen – von allerdings zahlreichen – Förderpreisen zugesprochen hat, der mit 150.000 Dollar dotiert ist. Die Erfindung habe das Potenzial, jährlich allein in den USA Millionen Dollar an Treibstoffkosten zu sparen und den Kohlendioxidausstoß zu reduzieren. Mit dem Fördergeld soll die Erprobung des Systems an einem Hybrid-Truck vorangetrieben werden. Die Umrüstung ganzer Fuhrparks großer Unternehmen könnte die Entwicklung besonders vorantreiben, Firmen-Mitgründer Zack Anderson hat ausgerechnet, dass allein die Handelskette Walmart mit ihren 7200 Lkw mehr als 13 Millionen Dollar im Jahr sparen würde.

Und es geht nicht nur um Hybrid-Fahrzeuge, wie Firmenchef Shakeel Avadhany der New York Times sagte. Die GenShock-Stoßdämpfer könnten ebenso in Fahrzeugen mit herkömmlichem Treibstoff-Antrieb eingebaut werden. Der Spritverbrauch sinke um 1 bis 6 Prozent – im schlaglochbefreiten thüringischen Dorf dann wohl eher 1 Prozent.

Durch die Ersparnis beim Treibstoff würden sich die geringfügig höheren Mehrkosten für die speziellen Stoßdämpfer schnell rechnen. Sie sehen aus wir gewöhnliche Stoßdämpfer mit einem Kabel am Ende. Darüber werden sie mit einer Kontrollbox verbunden, die die Energieabgabe regelt und fürs Fahrzeug nutzbar macht.

Als Studenten hätten sie sich gewundert, wohin die Energie beim Fahren verschwindet, so Anderson: Nur rund 20 Prozent jedes Liters werde genutzt, um das Fahrzeug vorwärts zu bewegen. Eine Rumpelstrecke ausgerechnet im Silicon Valley brachte sie dann auf den Gedanken, dass bei einem Schlagloch das Auto sowohl in Fahrtrichtung wie auch horizontal bewegt wird – und die horizontale Energie verloren geht. Warum also sie nicht nutzen?

Firmenchef Shakeel Avadhany hat als Ziel ausgegebenm dass die Entwicklung im zweiten Quartal 2011 auf den Markt kommt. Dann steckt vielleicht auch in Niederzimmern in Thüringen wieder mehr Rumpel-Energie in der Straße.

Lars Wienand

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