Mit Hilfe des Kepler Weltraumteleskops haben Astronomen den bislang erdähnlichsten Planeten entdeckt, „Kepler 452b“. Er ist mehr als die Hälfte größer als die Erde, etwa die doppelte Masse und daher auch die doppelte Anziehungskraft. Seine Sonne, „Kepler 452“ ist sehr ähnlich der unserigen, nur etwa 10 Prozent größer. Ihr Licht benötigt 1400 Jahre bis zu uns. Das ferne Sonnensystem ist eta 1,5 Milliarden Jahre älter als das heimische. Die Erde (links) und Kepler 452b im Größenvergleich Das Weltraumteleskop Kepler Das Weltraumteleskop Kepler Eine Zeichnung von Kepler 452b mit seiner Heimatsonne Kepler 452, die ein wenig größer ist als unsere, ansonsten jedoch sehr ähnlich.
Aber obwohl solche Überlegungen bislang natürlich reine Science-Fiction sind, waren auch die Wissenschaftler der Nasa von ihrer Entdeckung elektrisiert. Der mit dem Weltraumteleskop „Kepler“ erspähte Planet sei eine Art „größerer und älterer Cousin der Erde“. In einer bewohnbaren Zone umkreise er einen sonnenartigen Stern in einem ähnlichen Abstand wie die Sonne die Erde. Wasser könnte auf „Kepler-452b“ also flüssig sein – eine der Grundvoraussetzungen für Leben.
„Dieses aufregende Ergebnis bringt uns einen Schritt näher zur Entdeckung einer Erde 2.0“, sagte Nasa-Manager John Grunsfeld. Für die Mitarbeiter der US-Raumfahrtbehörde gab es damit bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage Grund zum Jubel, nachdem erst in der vergangenen Woche erstmals eine Sonde am Zwergplaneten Pluto vorbeigeflogen war.
„Kepler-452b“ ist nicht der erste erdähnliche Planet, den Astronomen entdeckt haben. Nach Nasa-Schätzungen besitzt mindestens jeder zweite Stern in etwa erdgroße Planeten. Bei der Suche nach diesen Planeten geholfen hat der Nasa in erster Linie das nach dem deutschen Astronomen Johannes Kepler (1571-1630) benannte Weltraumteleskop, das 2009 in die Erdumlaufbahn gebracht wurde. Fast 4700 mögliche Exoplaneten hat „Kepler“ erspäht, bestätigt sind davon 1030.
500 Planeten-Kandidaten
Rund 500 der Planeten-Kandidaten haben die Nasa-Forscher gerade erst ausfindig gemacht. Alleine davon entsprechen 12 in ihrer Größe der Erde oder sind bis zu doppelt so groß. 9 von ihnen umkreisen Sterne, die unserer Sonne in Größe und Temperatur ähnlich sind – auch sie sind also alle mögliche neue Erden, müssen allerdings noch genauer untersucht werden.
„Kepler-452b“ ist schon genauer untersucht worden – und vieles passt. Sein Durchmesser ist 60 Prozent größer als der der Erde, seine Zusammensetzung mit hoher Wahrscheinlichkeit felsig. Seine Sonne – genannt „Kepler-452“ umkreist er in einem fünf Prozent weiteren Abstand als unsere Erde unsere Sonne. und er braucht für eine Umrundung 385 Tage.
Und sowohl den Stern „Kepler-452“ als auch seinen Planeten „Kepler-452b“ gibt es wohl schon 1,5 Milliarden Jahre länger als unsere Sonne und die Erde. „Es ist beeindruckend, wenn man sich vorstellt, dass dieser Planet sechs Milliarden Jahre in der bewohnbaren Zone eines Sterns verbracht hat, länger als die Erde“, sagte Nasa-Wissenschaftler Jon Jenkins. „Das ist eine wesentliche Möglichkeit für die Entstehung von Leben – wenn denn alle wesentlichen Voraussetzungen und Konditionen dafür auf diesem Planeten existieren.“
1400 Lichtjahre von der Erde entfernt
Wasser oder gar Leben, wie wir es kennen, haben die Forscher auf dem fremden Planeten bislang aber nicht entdeckt. Einfach mal hinfliegen und nachschauen geht auch nicht, denn das „Kepler-452“-Sonnensystem liegt rund 1400 Lichtjahre von unserer Erde entfernt. Zum Vergleich: Von der Erde zum Pluto benötigt das Licht je nach Position der beiden gerade mal rund 4,5 Stunden. Und allein, um zu Pluto zu gelangen, ist die Sonde „New Horizons“ neun Jahre lang geflogen.
Forscher bewerten die Entdeckung des Erd-Cousins trotzdem als einen Meilenstein der Planetenforschung. „Das ist eine großartige Zeit, in der wir leben“, sagt Planetenforscher Didier Queloz von der britischen Universität Cambridge. „Wenn wir weiter so gut und so enthusiastisch arbeiten, ist es nicht zu optimistisch zu denken, dass wir in der Zukunft das Rätsel vom Leben auf einem anderen Planeten lösen können.“
dpa