Berlin
Gaspreise für private Haushalte werden sinken: Erheblicher Nachholbedarf bei den Entlastungen

Gas wird billiger - wer damit kocht, kann also sparen. 

dpa

Berlin. Die Energieversorger haben ihre Einsparungen beim Einkauf von Erdgas 2015 und 2016 größtenteils an die privaten Verbraucher weitergegeben. Dennoch blieben die Entlastungen für die Gaskunden immer noch deutlich hinter den Möglichkeiten zurück.

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Aus dem Jahr 2014 gebe es bei den Entlastungen noch erheblichen Nachholbedarf, heißt es in einer Studie des Hamburger Fachinstituts EnergyComment im Auftrag der Bundestagsfraktion der Grünen.

Demnach sanken die Beschaffungskosten der Gasversorger im Großhandel für einen Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden im Jahr 2016 um 94 Euro. Davon wurden aber im Schnitt nur 70 Euro an den privaten Haushalt weitergegeben. Von 2014 bis 2016 hätten die Versorger den Musterhaushalt um insgesamt 114 Euro stärker entlasten müssen, als sie dies taten, schreibt Studienautor Steffen Bukold.

Erdgas ist mit Abstand der wichtigste Energieträger für Raumwärme in Deutschland. Fast jede zweite Wohnung oder 49 Prozent werden durch eine Erdgas-Zentralheizung versorgt. Die Beschaffungskosten der deutschen Gasimporteure und Gashändler sind seit 2012 um knapp die Hälfte gefallen – vor allem weil das Gasangebot die Nachfrage deutlich überstieg und Netzentgelte sanken. Anders als beim Strom werden die Gaspreise nicht vom Staat in die Höhe getrieben. Steuern und Abgaben machen in Deutschland nur ein Viertel des Gaspreises aus, bei Strom dagegen mehr als die Hälfte.

Der Studie zufolge fielen die Kosten für die Gasbeschaffung 2014 gegenüber 2013 für den Musterhaushalt mit 20 000 Kilowattstunden um 104 Euro. Doch die Anbieter senkten die Kosten für die Verbraucher im Schnitt nur um 20 Euro. Besser wurde es erst 2015. Der Großhandel sparte in dem Jahr 34 Euro, der Verbraucherpreis ging um 28 Euro zurück. Auch 2016 fielen die Beschaffungskosten weiter um 94 Euro. Davon gaben die Lieferanten 70 Euro weiter. Mit anderen Worten: 2014 steckten die Versorger die Einsparungen weitgehend in die eigene Tasche. 2015 zahlte der Musterhaushalt im Durchschnitt noch 5 Euro zu viel. 2016 hätte er um 30 Euro mehr entlastet werden müssen.

Allerdings fallen die Entlastungen regional unterschiedlich aus. Besonders schlecht sieht die Bilanz in Nordrhein-Westfalen aus. Hier hätte der private Haushalt 2015 15 Euro und 2016 sogar 49 Euro weniger bezahlen müssen. Auch in Rheinland-Pfalz sanken die Kosten für Verbraucher 2015 um 7 Euro und 2016 um 42 Euro weniger als erwartet. „Der Trend bei den Preissenkungen in den vergangenen beiden Jahren ist erfreulich und ein Anfang“, sagte Grünen-Energieexpertin Bärbel Höhn. „Aber die stark gesunkenen Einkaufspreise beim Gas sind immer noch nicht gänzlich bei den privaten Haushalten angekommen.“ Verbraucher können deshalb 2017 weitere Preissenkungen erwarten.

Von unserer Berliner Korrespondentin Birgit Marschall

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