Es ist einfach immer wieder so: Nur wenig abseits von im Laufe eines Reiselebens wirklich hundertfach absolvierten – oder besser gesagt heruntergerasten – Strecken liegen oft die schönsten Entdeckungen. Dies gilt auch für die A9 zwischen Nürnberg und München, wo man sowohl mit dem Pkw als auch mit dem ICE in der Regel mit hohen und höchsten Geschwindigkeiten gen Süden braust und allenfalls kurz von den Schleifen des Altmühltals und den Hopfenstangen in der Hallertau ermuntert wird, wenigstens mal nach links oder rechts zu schauen. Und so gut wie immer denkt man dann „Ist eigentlich auch ganz schön hier ...“
Ja, das ist es. Aber um das zu erfahren, muss man dann tatsächlich die Autobahn verlassen. Die Hopfenstangen weisen dabei den Weg, mitten hinein ins weltgrößte Anbaugebiet dieses zum Bierbrauen unerlässlichen Vertreters der Familie der Hanfgewächse. Spätestens bei Ingolstadt sollte man abbiegen, beispielsweise nach Bad Gögging. Der Kurort liegt in gleicher Entfernung (jeweils etwa eine halbe Stunde) zwischen Ingolstadt und Regensburg, dort wo Audi und BMW ihre jeweils größten Werke haben und in der Region immer noch erkennbar für soliden Wohlstand sorgen.

Ein BMW aus alten Zeiten – eine wunderschön restaurierte Isetta – steht auch im Foyer des Hotels „Eisvogel“, in dem man in Bad Gögging Quartier nehmen kann. Der Kurort verfügt als einziger in Bayern mit Naturmoor, Schwefel- und mineralischem Thermalwasser über gleich drei anerkannte Heilmittel. Der darauf basierende Reha- und Kurbetrieb prägt das Ortsbild sichtbar. Der „Eisvogel“ wiederum ist über Jahrzehnte zum ersten Haus am Platz gewachsen, an dem man alle diese Anwendungen erleben kann – und gepflegte Gastlichkeit im allerbesten Sinne des Wortes und Wellness dazu. Natürlich kommt dabei auch das Thema Hopfen nicht zu kurz.
Inhaberin Margit Zettel-Feldmann erzählt: „Unsere Familie betreibt das Haus seit über 75 Jahren. Vom kleinen Café ist es immer weiter gewachsen. Den Namen haben wir bewusst gewählt. Der Eisvogel ist nicht nur ein schönes Tier, er ist vor allem auch ein untrügliches Zeichen für eine intakte Natur.“ Früher konnte man die Vögel direkt aus den Fenstern des Hauses bei der Jagd am Wasser beobachten, heute haben sie sich etwas weiter zurückgezogen.
Das Hotel steht aber immer noch inmitten einer einladenden Landschaft, die weite Blicke ermöglicht – und vor allem immer wieder mit spektakulären Überraschungen aufwartet. Am besten erkundet man sie mit dem Fahrrad, das Radwegenetz ist über jeden Zweifel erhaben. Auch gibt es keine allzu kräftezehrenden Steigungen zu meistern. Lohnende Ausflugsziele gibt es als Tagestouren wirklich reichlich.

Ausflugstipps
Kloster Weltenburg: Die Benediktinerabtei liegt am Beginn des Donaudurchbruchs. Nicht nur die Größe der Anlage oder das dort gebraute Bier sind Gründe, dort hinzufahren. Vor allem das von den Brüdern Asam im 18. Jahrhundert ausgestaltete Innere der Klosterkirche ist ein Gesamtkunstwerk aus Farbe und Licht.
Kelheim: Oberhalb der Kreisstadt thront auf einem Hügel zwischen Donau und Altmühl die Befreiungshalle, mit der König Ludwig I. im 19. Jahrhundert den Sieg über Frankreich in Stein meißeln ließ.
Römerkastell Abusina: Wenige Kilometer von Bad Gögging entfernt ist es Teil des Weltkulturerbes des rätischen Limes. Es ist ganzjährig geöffnet.
Regensburg: Die Stadt an der Donau begeistert mit ihrer großräumigen Altstadt und den alten Salzspeichern. An Wochenenden ist der Besucherandrang entsprechend groß.
Audi Forum Ingolstadt: Im rund 25 Meter hohen Gebäude sind über 100 historisch und technisch bedeutsame Fahrzeuge der Marken Horch, DKW, Wanderer, NSU und natürlich Audi zu sehen.

So kann man zum Beispiel auf den Spuren der Römer wandeln. Die im nahen Regensburg stationierten Legionäre wussten bereits die heilende Wirkung des Bad Gögginger Wassers zu schätzen. Überhaupt ist das Thema Wasser wohl mit die beste Idee, sich die Region zu erschließen. Nicht weit von Bad Gögging liegt zum Beispiel der landschaftlich absolut spektakuläre Donaudurchbruch, wo der sich zuvor langsam und gemächlich durch die Wiesenlandschaft windende Fluss plötzlich in mehreren Schleifen eine tiefe Schlucht in den weichen Kalkstein gefräst hat.
Für Wanderer ist diese nicht passierbar, wohl aber für Schiffe, die entweder am barocken Kloster Weltenburg ablegen oder im einige Kilometer entfernten Kelheim, wo dann die Altmühl in die Donau mündet. Spätestens der Name „Altmühl“ zaubert Radfahrerinnen und Radfahrern automatisch ein Lächeln ins Gesicht, ist das Tal dieses Donaunebenflusses doch ein Eldorado für alle, die auf zwei Rädern unterwegs sind.
Wir aber folgen nach der Spur des Wassers noch einmal der Spur des Hopfens und kommen nach Abensberg. Dort finden sich nicht nur noch drei Privatbrauereien, sondern vor allem die Gillamoos-Festwiese, wo jedes Jahr rund um den ersten Sonntag im September einer der berühmtesten und auf alle Fälle der älteste bayerische Jahrmarkt abgehalten wird. Kein Geringerer als Kanzler Friedrich Merz hatte im dortigen Festzelt noch als Oppositionsführer proklamiert, dass ganz Deutschland ruhig ein bisschen mehr Gillamoos vertragen könne.

Die Abensberger Brauerei Kuchlbauer stellt allerdings auch ihren Kunstsinn unübersehbar aus. Seit 2010 ziert nämlich ein Turm nach Plänen von Friedensreich Hundertwasser das Brauereigelände und ist seither mitsamt weiteren Attraktionen um ihn herum zu einem Anziehungspunkt vor allem für Familien geworden. Dieses ebenso unerwartete wie tatsächlich bruchlose Nebeneinander von Alt und Neu, von Tradition und Blick nach vorn ist am Ende der nachhaltigste Eindruck, mit dem man dann irgendwann wieder Richtung Autobahn aufbricht. So vieles so nahe so abwechslungsreich – selten war es lohnender, die ausgetretenen Pfade für eine kurze, sehr erholsame Auszeit zu verlassen.
Wissenswertes für Reisende
Zielgruppe: Die Hallertau ist geeignet für alle Altersgruppen ebenso geeignet wie für Familien oder Alleinreisende.
Beste Reisezeit: im Grunde ganzjährig, aber die warmen Monate sind vor allem für Wanderer und Radfahrer zu empfehlen.
Unser Autor ist mit dem Auto angereist und hat in Bad Gögging im Hotel „Eisvogel“ übernachtet. Die Fahrzeit von Koblenz beträgt etwa viereinhalb Stunden. Auch eine Anreise per Bahn ist möglich. Die Reise wurde unterstützt von der Agentur Pressegroup und der Tourist-Information Bad Gögging.