Diplomatie
Orban trifft Putin heute in Moskau
Orban und Putin
Orban und Putin
Valeriy Sharifulin. DPA

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban bringt sich gern als Vermittler im Ukraine-Krieg ins Gespräch. Nun soll er schon wieder nach Moskau reisen - trotz des Angriffskrieges.

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Moskau (dpa) - Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban wird heute in Moskau den russischen Präsidenten Wladimir Putin treffen. Kremlsprecher Dmitri Peskow bestätigte der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge die Reisepläne Orbans, der mit Putin über Energielieferungen und den Krieg in der Ukraine sprechen wolle. Putin und Orban haben auch während des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine immer wieder direkte Gespräche geführt, was in der EU Kritik auslöste.

Bereits seit Tagen hatte es Spekulationen über einen Orban-Besuch in Moskau gegeben. Putin selbst antwortete noch am Donnerstag nicht direkt auf die Frage eines Reporters, ob Orban am Freitag anreisen werde. Er sagte nur, dass Moskau sich immer freue, wenn Einladungen angenommen würden. Orban hatte am Donnerstag angekündigt, mit Russland Gespräche über Öl- und Gaslieferungen führen zu wollen.

Nicht die erste Reise nach Moskau 

Orban hatte Putin zuletzt im Juli 2024 im Kreml besucht - wenige Tage nach seiner ersten Reise nach Kiew seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Den Aufenthalt in Russland inszenierte er als Friedensmission. Budapest hatte damals turnusgemäß die EU-Ratspräsidentschaft inne. Die EU betonte jedoch, dass Orban nicht in ihrem Namen spreche. Der ungarische Ministerpräsident verfolgt eine feindselige Politik gegenüber der Ukraine, die an sein Land grenzt. In mehreren Äußerungen bestritt er, dass die Ukraine ein souveräner Staat sei. 

US-Präsident Donald Trump hatte im Oktober in einem Telefongespräch mit Putin die ungarische Hauptstadt Budapest als Ort eines Gipfeltreffens der beiden Staatschefs vorgeschlagen. Wegen Moskaus fehlender Verhandlungsbereitschaft zeigte Trump sich aber enttäuscht, sagte den Gipfel wieder ab und verhängte schmerzhafte Sanktionen gegen die großen russischen Ölexporteure Rosneft und Lukoil.

Zuletzt unterstützte Orban den ursprünglichen US-Friedensplan für ein Ende des Kriegs in der Ukraine, den Kritiker als russische Wunschliste bezeichneten. Bei Nachverhandlungen mit Europäern und Ukrainern sollen einige Punkte entschärft worden sein. Russland will zu dem Plan nächste Woche Gespräche mit US-Vertretern in Moskau führen. Orban behauptete, die EU hätte den ursprünglichen Trump-Plan «sabotiert», weil sie den Krieg fortsetzen wolle.

Gute Beziehungen zum Kreml

Orban pflegt seit etwa zehn Jahren gute Kontakte zu Kremlchef Putin. Diese hielt er auch nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine aufrecht. In den vergangenen Jahren verhinderte er immer wieder neue EU-Sanktionen gegen Russland - etwa ein vollständiges Öl-Embargo oder geplante Strafmaßnahmen gegen den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill. 

Ungarn ist neben der Slowakei das einzige EU-Land, das noch Rohöl aus Russland bezieht. Anders als die anderen EU-Länder, mit Ausnahme der Slowakei, ist Ungarn in hohem Maße von russischen Erdgaslieferungen abhängig.

© dpa-infocom, dpa:251128-930-351630/3

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