Indonesien
Diktator Suharto wird Nationalheld – Menschenrechtler empört
Ehemaliger Machthaber Suharto erhält Heldenstatus in Indonesien
Ehemaliger Machthaber Suharto erhält Heldenstatus in Indonesien
Achmad Ibrahim. DPA

Indonesien feiert den früheren Diktator Suharto als Nationalhelden – trotz Vorwürfen von Massenmord, Folter und Korruption. Menschenrechtler sind empört.

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Jakarta (dpa) – Indonesien hat den früheren Langzeitherrscher Suharto zum Nationalhelden erklärt und damit heftige Kritik von Menschenrechtsgruppen ausgelöst. Sie werfen der Regierung vor, mit dem Schritt die jahrzehntelangen Menschenrechtsverletzungen und Korruption während seiner mehr als 30 Jahre langen Herrschaft zu verharmlosen.

Suharto, ein Verbündeter der USA im Kalten Krieg, führte Indonesien von 1967 bis 1998 autoritär. Während seiner Herrschaft wurden nach Schätzungen Hunderttausende politische Gegner getötet. Er wurde 1998 nach massiven Protesten gestürzt.

Der derzeitige Präsident Prabowo Subianto würdigte Suharto (1921–2008) am Montag in einer im Fernsehen übertragenen Zeremonie im Präsidentenpalast in Jakarta für seine militärischen Verdienste während des indonesischen Unabhängigkeitskampfes. Er gehörte zu insgesamt zehn Personen, die anlässlich des Nationalheldentages posthum geehrt wurden.

Massenmorde und Korruption

Menschenrechtsorganisationen machen Suharto für Massenmorde, Folter und Korruption verantwortlich – insbesondere in nach Unabhängigkeit strebenden Regionen wie Osttimor, Aceh und Papua. Seine Familie soll zudem massenweise Staatsgelder angehäuft haben. Nach der Asienkrise 1997/98 wurde er durch Massenproteste gestürzt. Suharto starb 2008, ohne für die Verbrechen seiner Herrschaft belangt worden zu sein.

Der frühere General Prabowo – der seit vergangenem Jahr Präsident ist und selbst beschuldigt wurde, während Suhartos letzten Regierungsjahren Menschenrechtsverletzungen begangen zu haben – äußerte sich nach der Zeremonie nicht öffentlich. Er war von 1983 bis 1998 mit Suhartos Tochter Siti Hediati Hariyadi verheiratet.

Neben Suharto wurden auch der frühere Präsident Abdurrahman Wahid geehrt, der von 1999 bis 2001 im Amt war und zahlreiche repressive Gesetze des Diktators aufhob, sowie die Gewerkschafterin Marsinah, die 1993 während Suhartos Herrschaft entführt und ermordet wurde.

Proteste von Menschenrechtlern

«Die politische Elite mag an historischer Amnesie leiden, aber sie hat kein Recht, unsere gemeinsame Geschichte zu manipulieren, nur weil sie an der Macht ist», erklärte Hendardi, Vorsitzender des Setara-Instituts für Demokratie und Frieden, in einer Stellungnahme. Er wies auch auf den Widerspruch hin, Suharto und Marsinah im selben Jahr zu ehren.

Das Setara-Institut argumentierte zudem, dass die Entscheidung gegen das indonesische Gesetz über staatliche Auszeichnungen verstoße, das strenge moralische und rechtliche Standards für solche Ehrungen festlegt. «Suharto erfüllt diese Standards nicht», sagte Hendardi und fügte hinzu, dass die familiären Verbindungen des Präsidenten zu Suharto einen «klaren Interessenkonflikt» darstellten.

© dpa-infocom, dpa:251110-930-272416/1

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