Berlin (dpa) - Viele Raketen und Böller wurden in Deutschland schon gezündet, doch noch ist Silvesterabend und Millionen warten auf den Beginn des neuen Jahres. In anderen Teilen der Welt hat 2026 schon begonnen.
In Deutschland dürften diesmal größere Partys rund um das Brandenburger Tor in Berlin, am Hamburger Hafen und in München steigen. Feiernde sollten sich dabei warm anziehen, in manchen Regionen sollte auch der Regenschirm nicht fehlen. Vielerorts herrschte Dauerfrost.
Politiker und Verbände in Deutschland riefen zu einem friedlichen Jahreswechsel auf. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Böller-Angriffen auf Polizisten oder Rettungskräfte. Allein in Berlin sollen 4.300 Polizisten für Sicherheit sorgen, das sind 3.300 mehr als in normalen Nächten.
Diskussion um Silvesterböller
Erneut flammte die Diskussion über ein Böllerverbot auf. Unter anderem Ärztevertreter, Polizisten und Tierschützer fordern ein generelles Anwendungsverbot für private Böller und Raketen. Denn immer wieder gibt es viele Verletze durch Pyrotechnik, und sogar Tote.
Die Niederlande machen bereits Ernst: Ab dem Jahreswechsel 2026/2027 ist privates Feuerwerk per Parlamentsbeschluss verboten. Die Behörden rechnen deshalb mit einer besonders lauten und intensiven Nacht.
In Berlin wurden wegen Glätte schon vor der erwarteten Welle von Böller-Verletzungen besonders viele Menschen mit Brüchen oder Prellungen im Unfallkrankenhaus behandelt. Eine Kliniksprecherin sprach am Nachmittag von 30 Patienten mit glättebedingten Verletzungen. «Das ist enorm», sagte sie.
ZDF-Silvestershow kommt diesmal aus Hamburg
Anders als in den Vorjahren kommt die ZDF-Silvestershow mit Andrea Kiewel und Johannes B. Kerner diesmal aus der Hafencity in Hamburg und nicht aus Berlin. In der ARD präsentiert Florian Silbereisen zum zweiten Mal eine Silvestershow aus München.
Während es in Deutschland noch dauert, sind Millionen Menschen schon ins neue Jahr gerutscht. Den weltweiten Anfang machte um 11.00 Uhr MEZ das Südsee-Atoll Kiritimati mit seinen rund 7.300 Einwohnern, das zum Inselstaat Kiribati gehört. Es folgten unter anderem Neuseeland und Teile Australiens.
Sydney machte dabei zwei Wochen nach dem tödlichen Anschlag am Bondi Beach deutlich: Die Menschen in der Stadt lassen sich vom Terror nicht einschüchtern. Rund um die ikonische Harbour Bridge und das Opernhaus wurde um 14.00 Uhr deutscher Zeit wie gewohnt ein gigantisches Feuerwerk gezündet - unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Die traditionellen Feiern am Bondi Beach wurden hingegen abgesagt.
Bewegende Schweigeminute
An dem weltberühmten Strand hatten am 14. Dezember zwei Attentäter - ein Vater und sein Sohn - beim jüdischen Lichterfest Chanukka auf eine Menschenmenge geschossen. 15 Menschen starben, Dutzende wurden verletzt.
Schon vor Mitternacht wurde der Opfer in einer bewegenden Schweigeminute gedacht. Auf die Pfeiler der ikonischen Harbour Bridge - die ganz in weißes Licht getaucht war - wurde unter anderem ein Chanukkia-Leuchter projiziert. Tausende hielten Kerzen und andere Lichter in den Händen.
Lichtshows in Asiens Glitzermetropolen
Spektakuläre Lichtshows fanden auch in vielen asiatischen Städten statt, so etwa in der Glitzermetropole Singapur, in Busan (Südkorea) oder Bangkok. Hongkong begann das neue Jahr hingegen ohne das traditionelle Silvester-Feuerwerk über dem Victoria Harbour. Die Behörden hatten die Großveranstaltung nach einem schweren Brand in einem Wohngebäude mit mindestens 160 Toten Ende November abgesagt.
In Spanien zog ein Dörfchen den Beginn des neuen Jahres eigenmächtig vor. In Villar de Corneja knallten die Sektkorken schon um zwölf Uhr mittags, rund 70 Bewohner und Besucher wünschten sich gegenseitig «Feliz Año Nuevo!» (Frohes neues Jahr). Der spanischen Silvester-Tradition folgend versammelten sie sich auf dem Hauptplatz und schoben sich kurz vor dem «Jahreswechsel» zu jedem der insgesamt zwölf Glockenschläge des Rathausturmes eine Weintraube in den Mund.
Vorgezogene Party
In Villar de Corneja gehen die Uhren nicht falsch. Der Grund für die frühe Silvesterfeier: Die 28 Bewohner - von denen nur vier ständig dort leben - sind alle sehr betagt und wollen auch am 31. Dezember um Mitternacht längst im Bett liegen. Deshalb wird der Jahreswechsel in dieser Gemeinde etwa 150 Kilometer westlich von Madrid schon seit 2004 um zwölf Uhr mittags gefeiert.
Die vorgezogene Party wird es aber nicht mehr lange geben, fürchtet Bürgermeisterin Carmen Hernández. «Solche Dörfer sind leider zum Aussterben verurteilt», sagte sie dem Radiosender Cadena Ser. Wie unzählige andere Dörfer Spaniens leidet Villar de Corneja seit Jahrzehnten unter der Landflucht. In den 1950er Jahren waren es noch rund 350 Einwohner.
Feuerwerk an der Copacabana und «Ball Drop» in New York
Bis Neujahrsmittag deutscher Zeit wird noch an zahlreichen Orten gefeiert werden. Von Flößen vor dem berühmten Copacabana-Strand in Rio de Janeiro werden um 4.00 Uhr MEZ Tausende Raketen und Böller in den tropischen Nachthimmel geschossen.
Sechs Stunden nach Deutschland startet dann der wohl bekannteste Countdown der Welt: In New York wird der Times-Square-Ball an einem 43 Meter hohen Mast herabgelassen und läutet damit den Start ins neue Jahr ein. Der «Ball Drop» wird immer von Millionen Menschen weltweit verfolgt. Die Vereinigten Staaten feiern 2026 den 250. Jahrestag der Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung. Deshalb soll die Kugel diesmal in den Farben der Nationalflagge - Rot, Weiß und Blau - erstrahlen.
26 Stunden dauert es insgesamt, bis der ganze Globus ins neue Jahr gerutscht ist. Amerikanisch-Samoa, das nur 220 Kilometer östlich von Samoa auf der anderen Seite der internationalen Datumsgrenze liegt, wird schließlich der letzte bewohnte Ort der Erde sein, der das neue Jahr begrüßt - zwölf Stunden nach Deutschland.
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