Schiffsunglück in Indonesien
Fähre sinkt vor Bali: Dutzende Menschen im Meer vermisst
Fährunglück vor Bali
Fährunglück vor Bali
National Search and Rescue Agency of Indonesia. DPA

Vor der Urlaubsinsel Bali ist eine Fähre in Seenot geraten und gesunken. Die Zahl der Toten steigt, nach Dutzenden Vermissten wird noch im Meer gesucht. Überlebende berichten über das Unglück.

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Denpasar (dpa) - Nach einem schweren Fährunglück vor der indonesischen Insel Bali steigt die Zahl der Toten. Dutzende Menschen werden trotz fieberhafter Suche noch vermisst. Das Schiff mit 65 Passagieren und Besatzungsmitgliedern an Bord war am späten Mittwochabend (Ortszeit) aus noch ungeklärter Ursache kurz nach dem Ablegen aus einem Hafen der Nachbarinsel Java in Seenot geraten und gesunken. 

Bis zum Nachmittag sei die Zahl der bestätigten Todesopfer auf sechs gestiegen, teilten die örtlichen Such- und Rettungsdienste mit. Zuletzt sei ein dreijähriger Junge tot in der Nähe eines Strandes auf Bali geborgen worden, hieß es. Mehr als 30 Menschen werden noch vermisst. 

Die Zahl der bisher lebend Geretteten liege bei 28, sagte Wahyu Setiabudi, der Koordinator der Suchtrupps. Zeitweise war von 31 bis 35 Überlebenden die Rede gewesen. 

Das Schiff, die KMP Tunu Pratama Jaya, war am späten Abend (Ortszeit) aus dem Hafen von Ketapang auf Java ausgelaufen und auf dem Weg nach Gilimanuk an der Westspitze von Bali. Rund 20 Minuten nach dem Start hatte die Fähre ein Notsignal gesendet. Die nur wenige Kilometer lange Überfahrt dauert normalerweise weniger als eine Stunde.

Was sagen Augenzeugen?

Die Fähre transportierte den Angaben zufolge auch viele Fahrzeuge, darunter große Lastwagen und Autos sowie Motorräder. Ob auch Touristen betroffen sind, war zunächst unklar - jedoch benutzen generell nur wenige Urlauber diese Fährverbindung. 

Mehrere der Überlebenden seien im Meer vor Cekik auf Bali gerettet worden, hieß es. Sie hätten sich auf einem Rettungsfloß in Sicherheit gebracht. Ein überlebender Passagier sagte der Nachrichtenseite Berita Satu, das Schiff habe bereits kurz nach der Abfahrt instabil gewirkt. «Die Fähre neigte sich – unter Deck befanden sich Lastwagen, die zu schwer wirkten», erklärte der Mann. «Mein Freund und ich waren auf dem zweiten Deck. Er griff sofort nach einer Schwimmweste, da er spürte, dass etwas nicht stimmte.»

Spezialteams suchen unter Wasser

Die Behörden suchten mit Schiffen, Schlauchbooten und einem Helikopter im Meer und an den Küsten nach Vermissten. Zudem sei ein 13-köpfiges Spezialteam, das in Unterwasserrettung ausgebildet ist, entsandt worden, um bei der Ortung möglicherweise im Wrack der Fähre eingeschlossener Opfer zu helfen, teilte die Regierungsbehörde Basarnas mit.

Im Hafen von Ketapang bangten derweil zahlreiche Angehörige um ihre Lieben und warteten verzweifelt auf Nachrichten. Darunter war Komang Wiardani, die auf Neuigkeiten von ihrem Mann hoffte. «Ich habe von dem Unfall durch meinen Sohn erfahren», sagte sie. «Ich hoffe nur, dass er bald gefunden wird.»

Die Straße von Bali - eine schmale, aber oft turbulente Meerenge - ist für starke Strömungen und plötzliche Wetterumschwünge bekannt. Viele Indonesier pendeln zwischen Java und Bali, den beiden verkehrsreichsten und am dichtesten besiedelten Inseln des südostasiatischen Landes. Das für seine Tempel, Reisfelder und Vulkane bekannte Bali ist bei Touristen aus aller Welt beliebt.

Gab es ein Leck im Maschinenraum? 

Ein Einsatzteam war gleich nach dem Notsignal zum letzten bekannten Standort des Schiffes entsandt worden, jedoch erschwerten schlechtes Wetter und bis zu 2,5 Meter hohe Wellen die Suche, erklärte Wahyu. Inoffizielle Berichte von Hafenarbeitern deuten darauf hin, dass das Schiff vor dem Kentern möglicherweise ein Leck im Maschinenraum hatte.

Ein hinterherfahrendes Schiff meldete derweil, dass die Fähre gekentert sei und südwärts treibe. Berichten zufolge soll sie anschließend gesunken sein. Indonesien, ein Staat mit über 17.000 Inseln, ist stark auf den Fährverkehr angewiesen. Sicherheitsstandards werden jedoch oft missachtet, und Schiffsunglücke sind in dem Land keine Seltenheit. 

Erst im März war ein Ausflugsboot mit mehr als einem Dutzend Menschen an Bord bei einem Schnorcheltrip vor Bali gekentert. Eine australische Touristin kam dabei ums Leben, zwei weitere Australier wurden verletzt.

© dpa-infocom, dpa:250703-930-749976/6

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