Der populäre Kurznachrichtendienst WhatsApp wird für seine Nutzer erstmals auch über den Internet-Browser am Computer verfügbar sein.
Von unseren Digitalchef Marcus Schwarze
Damit man künftig WhatsApp auf dem Computer nutzen kann, ist zunächst ein etwas umständlicher Aufruf einer bestimmten Webseite nötig. Nur im Browser Chrome von Google (nicht im Internet Explorer und auch noch nicht im Mozilla Firefox) geht man auf die Seite web.whatsapp.com. Anschließend gilt es, mit dem Smartphone und der WhatsApp-Anwendung einen QR-Code vom Bildschirm abzufotografieren. Kurz darauf ist der Browser mit WhatsApp verbunden. Der Haken: Auf dem iPhone von Apple funktioniert das Ganze nicht. Aber auf Android-Handys, Blackberry-Geräten, dem betagten System S60 von Nokia und Windows-Phones klappt es. Fortan landen Textbotschaften nicht mehr nur auf dem Handy, sondern auch auf dem PC. Und man kann mit der Computertastatur antworten. Fotos, Kurzvvideos und Sprachaufnahmken gehen den gleichen Weg.
Als Grund für die Probleme auf Apple-Geräten nennt WhatsApp „Beschränkungen“ der Apple-Plattform. Es ist nicht zu erwarten, dass sich dies bald ändert: WhatsApp konkurriert hier stark mit dem Apple-eigenen Kurznachrichtendienst iMessage, der bereits seit einiger Zeit einen gleichzeitigen Empfang von Nachrichten sowohl auf dem Handy als auch synchron auf dem Computer ermöglicht (allerdings nur auf Apple-Geräten).
Das Smartphone muss während der gesamten Nutzung der Webanwendung mit dem Internet verbunden bleiben. Technisch ist diese Lösung durchaus hinterfragenswert: WhatsApp baut dafür vom Browser aus zunächst eine verschlüsselte Verbindung zum Handy auf. Der Chat am Handy wird dann auf den PC gespiegelt. In der Praxis fungiert der Desktop-Rechner als entferntes Ein- und Ausgabegerät für das Handy, als würde man das Smartphone vom Computer aus fernsteuern. Die Folge: Jeder Text, aber auch jedes hochgeladene Foto oder Video über den Desktop belastet die Datennutzung des Telefons. Wer nur wenige 100 Megabyte im Monat verbrauchen darf, könnte daher schnell an die lästige Drosselungsgrenze des Handyproviders stoßen.
Der etwas umständliche Weg zur Aktivierung der Software im Browser erspart an einer Stelle eine andere Umständlichkeit: So kommt WhatsApp weiterhin ohne Kennwort aus. Die Nutzung bleibt an die Telefonnummer des Smartphone gekoppelt. Bei konkurrierenden Messaging-Programmen wie dem von Apple oder Facebook ist das jeweilige Profil stets an einen Benutzernamen und ein Passwort gekoppelt. Das fordert besondere Vorkehrungen gegen Hackerangriffe und Maßnahmen zur Wiederhestellung vergessener Kennwörter.
WhatsApp wurde im vergangenen Jahr für 23 Milliarden Dollar von Facebook übernommen. Er gilt als populärster Nachrichtendienst weltweit. Rund 700 Millionen aktive Nutzer zählt das Unternehmen. Für viele hat der Dienst die SMS abgelöst.