Netzwelt
Schritt für Schritt ins Internet, Teil 37: Feine Rezepte für den digitalen Alltag

Mit solchen Rezepten erschließt man sich neue Funktionen im Netz. Das erste Rezept sorgt beispielsweise dafür, dass eine Veröffentlichung auf Twitter zusätzlich eine Veröffentlichung desselben Textes im Netzwerk LinkedIn nach sich zieht.

„Wenn dies, dann das“: Mit dem hilfreichen Dienst IFTTT werden simple Mechanismen automatisch erledigt. Ein anfangs etwas merkwürdiger Dienst mit einem noch merkwürdigeren Namen lässt erahnen, wohin die Reise bei der Internetnutzung künftig geht: IFTTT (ausgesprochen: „Ift“) verknüpft mehrere Webdienste auf elegante Weise miteinander - und mit teilweise äußerst hilfreichen Folgen.

Lesezeit 3 Minuten

Von unserem Digitalchef Marcus Schwarze

IFTTT steht als Abkürzung für „If this then that“ – übersetzt: „Wenn dies, dann das“. Der Dienst beobachtet bestimmte persönliche Sachverhalte im Internet und reagiert immer dann, sobald ein Ereignis eintritt. Was wann passieren soll, bestimmt ein „recipe“ (Rezept oder Regel). Beispiele:

  • Eine Regel speichert regelmäßig die neu hinzukommenden Kontakte auf dem Handy in einer Excel-ähnlichen Datei bei Google Spreadsheet. Sollte die Kontaktsammlung auf dem Handy mal verloren gehen, hat man so eine Sicherheitskopie.
  • Eine Regel verschickt regelmäßig neu aufgenommene Fotos, die auf dem Handy entstanden sind, an eine bestimmte E-Mail-Adresse.
  • Eine Regel lädt dauerhaft alle jene Fotos in ein persönliches Konto bei dem Dienst Dropbox herunter, auf denen man markiert wurde.
  • Eine Regel verschickt eine Mitteilung aufs Handy, sobald in der vorbestimmten Postleitzahlregion Regen erwartet wird.
  • Wenn jemand ein Foto bei Instagram veröffentlicht, wird es automatisch auch bei Twitter und/oder Facebook gepostet.
  • Ein Rezept nimmt die Stummschaltung des Handys zurück, sobald man damit im heimischen WLAN einbucht.
  • Eine Regel fügt auf dem eigenen digitalen Kalender einen entsprechenden Eintrag hinzu, sobald man einen neuen persönlichen Kontakt in sein Adressbuch einfügt. So kann derjenige später noch mal nachschauen, wann genau er jemanden näher kennengelernt hat.
  • Sehr beliebt ist auch die Regel, dem Kalender regelmäßig einen Eintrag hinzuzufügen, sobald das Handy an einer Adresse wie dem Arbeitsplatz geortet wird oder dort nicht mehr eingebucht ist. So gelingt die persönliche Arbeitszeiterfassung.

Voraussetzung fürs Einrichten dieser und vieler weiterer Rezepte ist stets, dem Dienst IFTTT Zugriff auf die persönlichen Daten zu gestatten. Dafür ist gewiss viel Vertrauen notwendig. Des Weiteren entstehen durch solche Automatismen Datensammlungen, die in falsche Hände geraten könnten. Eine Kalenderdatei mit den persönlichen Arbeitszeiten sollte wahrscheinlich immer geheim bleiben – längere Pausen als erlaubt, Verspätungen oder auch zu viele Überstunden möchte man nicht mit jedem teilen.

Eine Gefahr entsteht zudem durch Fehlbedienungen der Software. Allzu schnell hat man versehentlich eingestellt, sämtliche Fotos aus dem Handy in eine öffentliche Fotosammlung bei Facebook zu senden. Es hat schon Fälle gegeben, bei denen ein gestohlenes Handy weiterhin Bilder veröffentlichte, die der Dieb aufnahm. Solch ein Rezept kann dann für den Bestohlenen ganz nützlich und für den Dieb entlarvend sein – aber das Beispiel verdeutlicht auch, wie unkontrolliert die Regeln sind.

Einen Schritt weiter geht IFTTT mit weiteren neuen Rezepten, seitdem allmählich das sogenannte Internet der Dinge Gestalt annimmt. Auch Stromsteckdosen und Lichtschalter, Rollladen und Thermostate finden zusehends Anschluss ans Netz. Je nach Ambitionen des Herstellers lassen sie sich mit einer App auf dem Handy oder Tablet-PC steuern – oder sogar per IFTTT kontrollieren. Dass zuverlässig die Heizung auf 16 Grad heruntergeregelt wird, wenn das letzte registrierte Handy die Wohnung verlassen hat, ist so nicht mehr in weiter Ferne.

Der niederländische Elektronikkonzern Philips erlaubt es, seine neuen Lampen über eine App zu steuern, die bisher vielfach belächelt wurde, weil sie nur ein einziges Signal namens „Yo“ versenden kann. Schaltet man jedoch eine dieser Lampen als Empfänger hinzu, lässt sich mittels App plötzlich das Arsenal der kompatiblen Lampen aus- oder anschalten. Eine gewisse digitale Eignung und Neigung ist für solche Spielchen obligatorisch – und gewiss auch nicht gerade billig.


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