Andreas Pecht über Mikroplastik im menschlichen Körper
Wahrscheinlich geht das bereits viele Jahre so, nur hatte keiner genau hingeschaut. Gut erforscht ist inzwischen die Verseuchung von Binnengewässern und Meeren mit Plastikabfall. Und jeder Forscher kam zu der Prognose: Diese Teilchen „werden eines Tages“ über die Nahrungskette auf unseren Tellern auftauchen.
Wie beim Klimawandel ist „eines Tages“ schon heute. Wie der Klimawandel, so ist das Plastikproblem wohl gravierender als lange geglaubt. Die Abfallprodukte der Kunststoffzivilisation sind überall nachweisbar: auch auf hiesigen Wiesen und Äckern, in Gärten und Wäldern, über den Reifenabrieb der Autos in der Atemluft; selbst im ewigen Eis findet sich Mikroplastik. Was den Tieren schadet, kann für den Menschen nicht gesund sein.
Und nun? Das politische Herumgeeiere muss aufhören. Klare Ansagen und durchgreifende gesetzliche Maßnahmen sind unabdingbar. Selbstverpflichtungen von Industrie und Handel führen zu nichts: Noch nie wurden so viele Produkte aus Plastik, in Plastikbehältnissen und teils irrwitzigen Kunststoffverpackungen angeboten wie heute. Recycling ist hilfreich, aber nicht der Königsweg zur Lösung des Problems; selbiges gilt für den Ruf nach mehr verpackungsbewusstem Konsumverhalten. Das primäre Ziel heißt: Rasch einschneidende Reduktion der Herstellung und Nutzung von Plastik. Das avisierte EU-Verbot für Einwegplastik wäre ein guter, aber eben noch viel zu kleiner Anfang.
Gewiss, die Plastikkrise ist global und letztlich nur global lösbar. Was nicht heißt: abwarten. Sondern heißen muss: Ein jedes Land beginne vor der eigenen Haustüre zu kehren. Allein in unserem Lebensmittelhandel ginge viel mehr an weniger Plastik. Die heute über 60-Jährigen kamen in ihrer Kindheit vom Einkaufen zurück mit kaum einem Schnipsel Plastik im Korb. Da ließe sich manches lernen – für eine moderne Warenwirtschaft.
E-Mail: andreas.pecht@rhein-zeitung.net