Birgit Marschall zur Integration von Zuwanderern
Die Zuwanderung besser organisieren, die Integration von Ausländern in Deutschland besser meistern – das sind zentrale und in ihrer großen Bedeutung noch immer unterschätzte Aufgaben von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.
Deutschland ist zwar längst Einwanderungsland. Im vergangenen Jahr rangierte es nach den USA schon an zweiter Stelle, gemessen an der Zahl der Zuwanderer. Doch mental ist das Land dafür gar nicht bereit; man sieht es an der wachsenden Zahl der Pegida-Demonstranten und den vielen Sympathisanten, die ihnen heimlich applaudieren.
Auf Zuwanderung angewiesen
Wirtschaftlich ist Deutschland schon in der nahen Zukunft aber auf noch viel mehr Zuwanderer angewiesen, will es seinen Wohlstand auch nur annähernd sichern. Der Druck der Unternehmen, die in Deutschland wettbewerbsfähig bleiben wollen, wird die Migration zwar ohnehin weiter beschleunigen; die Flüchtlingsströme tun ein Übriges.
Doch die Gesellschaft hat in der Demokratie auch eine Wahl, und sie muss sich jetzt entscheiden: Will sie auf Zuwanderer in wachsender Zahl verzichten, weil sie sich von ihnen überfordert fühlt, büßt sie künftig massiv Wohlstand und soziale Sicherheit ein. Öffnet sie sich dagegen für diese neue Zeit, tun sich ihr viel mehr Zukunftschancen auf, und zwar bei Weitem nicht nur wirtschaftliche.
In der Zuwanderungspolitik gilt es, mutiger und klarer zu werden. Der Bedarf an Zuwanderern für den Arbeitsmarkt kann und muss künftig besser organisiert werden. Dabei sollte die Politik genauer unterscheiden, an wen sie sich richtet: Sind es qualifizierte EU-Bürger, die relativ leicht nach Deutschland kommen können, sind es Hochqualifizierte aus aller Welt, die bisher viel lieber in die USA gehen, oder sind es die Flüchtlinge, von denen viele über Jahre in Deutschland ausharren werden?
Mahr Deutschkurse würden helfen
Für alle drei Gruppen braucht es unterschiedliche, oft maßgeschneiderte Konzepte. Viele Flüchtlinge verbringen in Deutschland zu viel Zeit in der Unsicherheit über ihren Aufenthaltsstatus, der genutzt werden könnte für Aus- und Weiterbildung, für die Arbeitsaufnahme. Viele EU-Bürger machen um Deutschland oft aus sprachlichen Gründen einen Bogen.
Hier würden mehr Deutschkurse helfen. Und viele hoch qualifizierte Drittstaatler gehen lieber woanders hin, weil sie gehört und gelesen haben, dass sie in Deutschland nicht willkommen und sicher genug sind.