Berlin (dpa) - Der deutsche Schauspieler Udo Kier ist tot. Der Hollywood-Star starb am Sonntag im Alter von 81 Jahren im kalifornischen Palm Springs, wie sein Management in Los Angeles der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.
Kier hat in mehr als 250 Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt, darunter «Andy Warhols Frankenstein» (1973), «Die Geschichte der O» (1975), «Lili Marleen» (1981), «Breaking the Waves» (1996) sowie «Melancholia» (2011). Zuletzt war er in einer Nebenrolle im Film «The Secret Agent» zu sehen, der aktuell in den Kinos läuft.
Kier gab oft den Bösewicht
Er ist einer der wenigen deutschen Schauspieler, die in der Traumfabrik und im internationalen Filmgeschäft über Jahrzehnte präsent waren. Dabei gab Kier oft den Bösewicht - nicht zuletzt wegen seines intensiven Blicks aus ungewöhnlich grünen Augen.
Bekannt ist Kier für seine Schurkenrollen und schräge Charaktere. 2012 spielte er in dem Trash-Spektakel «Iron Sky - Wir kommen in Frieden!» den Herrscher einer Nazi-Gemeinde, die auf der dunklen Seite des Mondes lebt.
Kindheit in ärmlichen Verhältnissen
Kier wurde am 14. Oktober 1944 als Udo Kierspe in Köln-Mülheim geboren. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und wurde von seiner alleinerziehenden Mutter großgezogen. In seiner Jugend absolvierte der Rheinländer eine Lehre als Großhandelskaufmann in der Werkzeugbranche, jobbte eine Zeit lang beim Autobauer Ford am Fließband. Mit 19 Jahren machte er sich auf nach London und knüpfte erste Kontakte mit der Filmbranche.
Schon seit 1991 lebte Kier in den USA. Einige Jahre pendelte er zwischen seinen Häusern in Los Angeles und Palm Springs, wo er einer alten Bücherhalle wohnte.
Ein Künstler aus Leidenschaft
Zur Kunst-Szene hatte Kier seit jeher ein enges Verhältnis - schon früh freundete er sich mit namhaften Künstlern an. So wollte Andy Warhol (1928-1987) den jungen Mann mit dem diabolisch-stechenden Blick unbedingt für seine Horror-Persiflagen «Blut für Frankenstein» und «Blut für Dracula» gewinnen.
Besonders eng war Kiers Kontakt zu Filmemacher Rainer Werner Fassbinder, mit dem er unter anderem «Lili Marleen» oder «Berlin Alexanderplatz» drehte. Für Gus Van Sant stand er ebenfalls vor der Kamera. Der Schauspieler arbeitete auch mit weiteren deutschen Regisseuren zusammen, zum Beispiel mit Christoph Schlingensief oder Fatih Akin.
Für sein Lebenswerk bei Filmfestival geehrt
Im Jahr 2020 wurde Kier auf dem «Walk of the Stars» in Palm Springs mit einer Sternenplakette verewigt. Als Gastredner erinnerte damals US-Regisseur Gus Van Sant an Kiers Rolle in seinem Film «My Private Idaho – Das Ende der Unschuld» (1991). An der Seite der Jungstars Keanu Reeves und River Phoenix spielte Kier in diesem Film einen Freier.
Im vergangenen Jahr wurde Udo Kier beim Braunschweig International Filmfestival ausgezeichnet. Er erhielt den mit 25.000 Euro höchstdotierten Preis des Festivals, «Die Europa», für herausragende darstellerische Leistungen in der europäischen Filmkultur. Den Preis nahm der Hollywood-Star persönlich entgegen.
Als Reaktion auf den Tod des Schauspielers sprachen die Organisatoren des Filmfestivals den Menschen im Umfeld des Verstorbenen ihr Mitgefühl aus. Kier sei nicht nur ein besonderer Schauspieler gewesen, der das internationale Filmgeschehen nachhaltig geprägt habe, hieß es in einer Mitteilung: «Er war auch ein über die Maßen eindrucksvoller Mensch – den wir als Braunschweig International Film Festival für immer in unser Herz schließen.»
© dpa-infocom, dpa:251124-930-332908/3
