Gastbeitrag
Handwerk überschreitet die Grenzen
Ralf Hellrich ist Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HwK) Koblenz
Michael Jordan

Die Handwerker in Deutschland und Frankreich tauschen sich erfolgreich aus, schreibt unser Gastautor Ralf Hellrich. Der Zusammenhalt sei wichtiger denn je, so der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HwK) Koblenz.

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Ein besonderes deutsch-französisches Jubiläum konnte in diesen Wochen in Düsseldorf gefeiert werden: das 25. Deutsch-Französische Handwerkskammertreffen. Rund 200 Vertreterinnen und Vertreter aus dem Handwerk beider Länder kamen zusammen, um sich über die aktuellen Herausforderungen ihrer Branche auszutauschen und gemeinsame Wege zu finden, wie das Handwerk in Europa gestärkt und seine Interessen gegenüber der EU wirkungsvoll vertreten werden können. Ein wichtiges Vorhaben, denn die Europäische Kommission scheint noch nicht verstanden zu haben, was Handwerk und Mittelstand brauchen. Die angestrebten Vereinfachungen sind immer noch lückenhaft, und deren politische Mehrheitsfähigkeit ist leider ungewiss.

Gleichzeitig sind Europa und der Zusammenhalt seiner Mitgliedstaaten wichtiger denn je geworden. Gegenseitige Besuche sind die Grundlage für ein Miteinander und die Schaffung eines europäischen Verständnisses, mit der Vision, Dinge gemeinsam besser zu machen.

Der Austausch von Azubis hilft

Dazu dient auch der Austausch von Auszubildenden, Fachkräften sowie Ausbilderinnen und Ausbildern. Ein enorm wichtiger Beitrag zur Stärkung einer europäischen Identität. Gerade dann, wenn Menschen im Ausland gearbeitet haben und betriebliche Abläufe und Besonderheiten kennenlernen, wird gegenseitiger Respekt wachsen. Der Blick über den Tellerrand des eigenen Betriebes öffnet Horizonte, und die Erfahrungen sind gerade für junge Menschen überaus wertvoll. Folgerichtig setzen sich daher auch die deutschen und französischen Handwerkskammern für die Erhöhung des bilateralen Austauschs von jungen Menschen aus dem Handwerk ein.

Während im akademischen Bereich dieser Austausch oft der Regelfall ist, liegt der Bereich der beruflichen Bildung noch im Hintertreffen. Die Hürden sind höher, weil Auszubildende oft schwerer erreichbar sind und der Vorteil sich nicht unmittelbar erschließt. Erst nach erfolgtem Austausch wird den Betrieben und den Auszubildenden oft klar, welche persönliche Weiterentwicklung der Auslandsaufenthalt hervorgebracht hat. Die Erweiterung der Kenntnisse und Fähigkeiten ist dabei nur ein Teil der Entwicklung, die Stärkung der Persönlichkeit ein anderer. Der Besuch in einem Partnerland sollte auch mindestens zwei, besser drei Wochen andauern, nur so kann ein sinnvoller Einblick in die Gegebenheiten des Partnerbetriebes erfolgen.

Die Herausforderungen ähneln sich

Die Herausforderungen im deutschen und im französischen Handwerk sind die gleichen. Fachkräfte fehlen auf beiden Seiten, und die Reputation beruflicher Bildung in der Gesellschaft könnte höher sein. Es ist daher logisch, sich auch gemeinsam zu positionieren. Das Handwerk in Deutschland und Frankreich stellt sich den Herausforderungen und intensiviert die Zusammenarbeit auf allen Ebenen.

Die Politik muss die berufliche Bildung als Teil der gesellschaftlichen Problemlösung anerkennen. Menschen, die zusammenarbeiten, lernen einander besser kennen, und in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sind gegenseitiges Verständnis und Respekt das Ergebnis. Eigentlich genug, um alles daran zu setzen, diese Verbindungen mit aller Kraft auszubauen. Die Handwerkskammern haben verstanden – in Deutschland und in Frankreich.

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