Deutschland & Welt
Die großen Sieben können allein nur noch wenig erreichen

Detlef Drewes über den G7-Gipfel

Ein G 7-Gipfel wie dieser wird nicht mehr gebraucht. Auch wenn es richtig war, das zunächst geplante Treffen in Sotschi abzusagen und damit ein Symbol gegen die Intervention auf der Krim zu setzen – am Ende hat sich eben doch gezeigt, dass die Staats- und Regierungschefs der großen sieben heute nur noch wenig erreichen können, wenn sie unter sich bleiben. Dass man sich mit Blick auf das größere G 20-Treffen im australischen Brisbane im November abstimmen wolle, erscheint ein bisschen wenig für derart hochkarätige Zusammenkünfte. Tatsächlich sind alle sieben auf unterschiedliche Weise von anderen abhängig. Von Russland, China, Indien und lateinamerikanischen Schwellenländern. Der G 20-Kreis löst die G 7 ab. Deshalb konnte Wladimir Putin auch so gelassen auf die Ausladung des Westens reagieren.

Dennoch weiß der Kremlchef, dass er nun liefern muss. Europa, Kanada, Japan und die USA werden sich zwar nicht leicht tun, die Rache für ihre Wirtschaftssanktionen zu schultern. Aber auch die russische Wirtschaft würde empfindlich getroffen. Wenn man in Moskau die Auflagen der G 7 für eine Normalisierung richtig liest, wird man verstehen, dass es leicht ist, diese zu erfüllen. Und damit auch vom eigenen Land Schaden fernzuhalten.

Der Bundeskanzlerin kommt bei dem Prozess, der nun beginnen muss, eine große Verantwortung zu. Sie hat deshalb eine Schlüsselstellung inne, weil Putin sie schätzt und deshalb zu Merkel einen ganz besonderen Draht hat. Während sich London, Washington und auch die übrigen Staats- und Regierungschefs eher darin gefallen, mit Drohungen Politik zu machen, kann die deutsche Regierungschefin moderieren und vermitteln. Nicht zuletzt deshalb, weil sie als Nächste den Vorsitz der G 7 übernimmt. Das ist eine Chance für die europäisch-russischen Beziehungen und für den Kontakt Moskaus mit dem Westen generell. Vorausgesetzt, Putin hat seinen politischen Instinkt nicht verloren.

Dann aber sollte er wissen, dass er sich nun bewegen muss. Ohne Anerkennung der neuen ukrainischen Führung, ohne Abzug der Truppen und der Krawallmacher im Osten des Landes und ohne deutliche Garantie, die Integrität keines der anderen Länder zwischen der EU und Russland anzutasten, wird es keinen Frühling in den Beziehungen geben (können). Dabei würde Putin nichts verlieren, aber sehr viel gewinnen. Am Ende würde er vielleicht sogar seine schwer angeschlagene politische Reputation retten.

E-Mail: detlef.drewes@rhein-zeitung.net

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