Nürburgring
Vor Rammstein kam der große Regen - Krachendes Finale
Rammstein
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Jens Weber

Nürburgring - Sie kamen, sahen und wollten "im Beifall untergehen": Krachend und kontrovers feierte Rock am Ring sein Geburtstagsfinale am Sonntag mit Rammstein. Die Deutschrocker, die in ihren Texten so manches "Tabuthema" nicht scheuen, beschallten den Ring mit ihren harten Gitarrenriffs und treibenden Rhythmen - begleitet von bombastischer Pyrotechnik. Hits wie "Sonne" und "Ich will" gröhlten Zehntausende mit.

Nürburgring – Sie kamen, sahen und wollten „im Beifall untergehen“: Krachend und kontrovers feierte Rock am Ring sein Geburtstagsfinale am Sonntag mit Rammstein.

Die Deutschrocker, die in ihren Texten so manches „Tabuthema“ nicht scheuen, beschallten den Ring mit ihren harten Gitarrenriffs und treibenden Rhythmen – begleitet von bombastischer Pyrotechnik. Hits wie „Sonne“ und „Ich will“ gröhlten Zehntausende mit. Frenetischer Beifall inklusive.

Auch in der vierten Runde waren schon am frühen Nachmittag die Massen auf das Gelände geströmt, um sich rechtzeitig einen guten Platz für die Hauptacts Rise Against und Rammstein zu sichern. Eingetrübt wurde die Stimmung nur von einigen Regenschauern.

Die Polizei verzeichnete bis Sonntagnachmittag keinerlei besondere Vorkommnisse. „So wie die Sonne scheint, so sind die Leute auch drauf“, sagte ein Sprecher in der Pressekonferenz mit Veranstalter Marek Lieberberg.

Der Samstag: Hell gegen Dunkel

Auch der dritte Festivaltag erlebt eine klare Trennung: Während es an der Hauptbühne zunächst sonnig und fröhlich zuging, herrschte an der Alternastage inoffizielles Lachverbot – die harten Jungs kannten keinen Spaß.

Hauptverantwortlich dafür waren zunächst Stone Sour, die nun wahrlich keine Musik für laue Sommernächte machen. Auch am Ring ließen sie die Erde beben und stauben. Allein über Sänger Corey Taylors Gesicht huschte ab und an der Anflug eines Lächelns – vielleicht der Grund, warum er sich bei Slipknot hinter einer Maske versteckt.

Solch ein „Missgeschick“ passiert den Altmeistern von Slayer nicht – Sänger Tom Araya verfolgte stoisch das anarchisch-wilde Geschehen zu der musikalischen Kriegserklärung seiner Band. Während Muse auf der Hauptbühne an bunten Weltraumopern arbeiteten, herrschte hier die dunkle Seite der Macht.

Wesentlich heller war da schon das Gemüt von Gogol Bordello. Die Gypsy-Punk-Band aus New York bat mit Akkordeon und Geige zum Tanz vor der sonnenüberfluteten Centerstage. Und die Masse folgte bereitwillig. Wie passend, dass die Band bereits einen Hollywood-Auftritt hatte. Der Name des Films: „Alles ist erleuchtet“.

Leuchtende Fan-Augen bei 30 Seconds To Mars: Frontmann und Teilzeitschauspieler Jared Leto (mit roter Irokesenfrisur) bat zum Konzertende geschätzte 100 Zuschauer auf die Bühne – die genossen den Ausblick. Das Konzert davor glitzerte wie eine 80er-Jahre-Disco, die Rockmusik der Amerikaner schreckte vor dem Einsatz von Synthesizern nicht zurück, war dabei künstlerisch wertvoll und wurde fleißig betanzt.

Die Tanzfläche hat zuvor schon Gentleman eröffnet. Der Kölner Ehren-Jamaikaner und seine formidable Far-East-Band lieferten den passenden Soundtrack zum Sommerwetter. Dynamischer Feten-Reggae gegen den Festivalblues, das machte die müden Glieder der ausdauernden Ringrocker locker.

Der Sonntag: Sonne gegen Regen

Tag vier am Ring: Ermüdungserscheinungen? Keine! Der Schock des sinnflutartigen Regens am Mittag? Überwunden! Wer doch schwächelte, den rockten die Donots wach und trocken. Die energiegeladene Show auf der Alternastage mit Sitz-Happening, Bad in und Marsch auf der Menge hätte die ganz große Bühne verdient.

Dass auch während des Auftritts von Bullet For My Valentine die Sonne schien, ließen die brutal-brachialen Töne nicht erahnen. Mehr als rustikal ging es auch vor der Bühne zu. Wer entspannt in der Sonne trocknen wollte, kam vom Regen in die Traufe.

Solche eiskalte Schauer jagten Cypress Hill den auf Rammstein wartenden Ringrockern nicht eben über den Rücken, doch spätestens beim Megahit „Insane In The Brain“ von 1993 war das Klima heiter und nicht mehr wolkig. Brachial-Hip-Hop, beschleunigt von klassischer Plattenteller-DJ-Kunst, zwei schwere Fatzos an der Front: ein musikalischer Platzregen.

So aggressiv wie saurer Regen, so dicht wie ein Monsun: Rise Against aus Chicago enterten die Bühne im Laufschritt und wurden immer noch schneller. Dass wieder dicke Tropfen fielen, störte längst keinen mehr.

Sich regen bringt ja auch Segen, dachten sich die US-Punker von Bad Religion aus dem Sonnenstaat Kalifornien und verlangten mit ihrem Set aus aus alten Hits und neuen Nummern dem Publikum konditionell alles ab. Die Band startete am Ring ihre Tour zum 30-jährigen Bestehen – und Sänger Greg Graffin meinte passend: „25 Jahre ,Rock am Ring‘, das sind nur fünf weniger als Bad Religion. Und eins sag ich euch: Es wird immer besser.“

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