Hamburg
Verschwörung der schönen Künste Konspirative Küchenkonzerte Marco Antonio Reyes Loredo Grimme Kultur Malen Musik Kochen

Moderator Marco Antonio Reyes Loredo (links) und H. P. Baxxter von Scooter plaudern lässig in Reyes Loredos Keller – mit Erfolg: Die „Konspirativen Küchenkonzerte“ sind für den Grimme-Preis nominiert worden.

Claudia Höhne

Hamburg - Die besten Gespräche finden in der Küche statt. Deshalb lädt der Moderator Marco Antonio Reyes Loredo in der Sendung "Konspirative Küchenkonzerte" jeweils einen bildenden Künstler und einen zeitgenössischen Musiker in sein Loft in den Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg ein. Dort kämpfen sie gemeinsam gegen den schlechten Geschmack im deutschen Fernsehen - und das ganz ohne Konzept.

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Hamburg – Die besten Gespräche und Partys finden in der Küche statt. Wenn es draußen schon wieder langsam hell wird, sitzt die coolste Gruppe der Feier immer noch in der Küche zusammen, diskutiert bei einem Bier über Gott und die Welt und lernt sich dabei näher kennen. Deshalb lädt der Moderator Marco Antonio Reyes Loredo in der Sendung „Konspirative Küchenkonzerte“ jeweils einen bildenden Künstler und einen zeitgenössischen Musiker in sein Loft in den angesagten Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg ein.

Dort kämpfen sie gemeinsam gegen den schlechten Geschmack im deutschen Fernsehen – und das ganz ohne Konzept. „Das ist der größte anzunehmende GAU fürs Fernsehen. Eigentlich versucht man, ein erfolgreiches Format immer zu wiederholen, wir machen aber in jeder Sendung etwas Neues“, erklärt Reyes Loredo. Festgelegt ist lediglich, dass in jeder Sendung eine Band vor rund 60 Gästen spielt und der Künstler den Raum gestaltet. Am Ende serviert Reyes Loredo, der während einer Südamerikareise auf einem Benzinkocher kochen lernte, ein Gericht.

Wer kommt, ist egal, die Sendung ist nicht auf ein Musikgenre oder eine Kunstrichtung festgelegt. „Die Gäste müssen interessant und spannend sein und zueinander passen“, sagt Reyes Loredo. Dadurch entsteht eine bunte Mischung: Während in einer Sendung die Technoband Scooter dem Publikum einheizt, stimmt eine Folge später das Gemüseorchester leise Töne an. Oder die Künstlerin Michaela Melián entwirft mehr als 150 bedruckte Folien, die abwechselnd vor die Kameras gehängt werden und so in den Vordergrund des Fernsehbildes treten. Gewöhnungsbedürftig, aber frech, neu und innovativ. Die „Konspirativen Küchenkonzerte“ schaffen eine intime Atmosphäre, in der die Zuschauer den Gästen näherkommen und sie besser kennenlernen – wie bei einem guten Gespräch in der Küche. Nicht jede Frage passt, nicht jede Antwort sitzt, aber dem Erfolg schadet das nicht.

Nach dem Start im Mai 2009 beim Hamburger Bürgersender TideTV laufen die „Konspirativen Küchenkonzerte“ seit August 2011 auf ZDFkultur und sind in diesem Jahr für den Adolf-Grimme-Preis in der Kategorie Unterhaltung nominiert. Bereits 2010 konnten die Macher sich Hoffnung auf die begehrte Trophäe machen, als erste freie Produktion überhaupt. Dabei geht es dem Team nicht um Ruhm und Ehre. „Kunst und Musik sollen einen Platz auf der Mattscheibe bekommen jenseits der zahlreichen Castingshows und der wenigen Kunstsendungen“, erläutert Reyes Loredo.

Er wuchs, wie das restliche Team, in einer Zeit auf, als es noch echte Musiksender ohne Klingeltonwerbung gab und sehnt sich nach dieser zurück. Das rund 40-köpfige Team macht Fernsehen, das es selbst gern sieht, aber auf dem Bildschirm vermisst. „Wir wollen mit den ,Konspirativen Küchenkonzerten' nicht den größtmöglichen Erfolg haben und das meiste Geld verdienen“, sagt Reyes Loredo. Eine Punkrock-Attitüde. „Damit hatten wir auch peinliche Momente und sind schon gescheitert und machen trotzdem immer noch weiter.“

Die nächste Folge der „Konspirativen Küchenkonzerte“ läuft heute um 22 Uhr auf ZDFkultur.

Von unserem Reporter Christian Weihrauch

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