Von unserem Redakteur Ulf Steffenfauseweh
Der „Tatort“ gleicht dabei eher einem Psychothriller, was schon in der Anfangssequenz deutlich wird: Die Bilder ruckeln, der düstere Sound kommt von Rammstein. „Ich komme wieder als dein Schatten und werd' dich jagen“, heißt es im Song „Asche zu Asche“ – und genau darum geht es: Der böse Friederich ist Alexander Nolte (sehr eindringlich verkörpert von Nicholas Ofzcarek), ein verurteilter Mörder, der aus dem Gefängnis kommt, direkt eiskalt und sinnlos einen Obdachlosen umbringt und dann subtil Jagd auf die Kommissarin macht.
Denn die hatte ihn noch in ihrer Zeit als Polizeipsychologin untersucht und mit ihrem Gutachten eigentlich lebenslang ins Gefängnis gebracht. Dachte sie jedenfalls, hatte die Rechnung aber ohne die Gefängnispsychologin gemacht. „Du hast dich in meine Seele geschlichen, sie ausgedrückt und hast dich verdrückt“, wirft der Mörder ihr jetzt vor.
„Anna Janneke hat schlechte Laune. Damit wird es immer wahrscheinlicher, dass es sich um ein menschliches Wesen handelt“, witzelt Kollege Paul Brix (Wolfram Koch) schon zu Beginn des Films. Und damit wird klar, was diesen „Tatort“ bei aller spannenden Geschichte wirklich ausmacht: Die Hauptkommissarin gewinnt Profil, das Duo hat eine klare Rollenverteilung, die manchmal fast an die alten Schimanski-„Tatorte“ erinnert – wobei Brix die Thanner-Rolle übernimmt: eher im zweiten Glied, aber mit einigen starken Auftritten.
Im Vordergrund steht Anna Janneke, der die aus Neuwied stammende Theaterschauspielerin Margarita Broich ganz neue Seiten verleiht. Zwar geht sie – natürlich – nicht so rüpelhaft wie der legendäre Kollege aus Duisburg heran, aber wer hätte gedacht, dass sie so zupacken kann und nach durchzechter Nacht mit einer Telefonnummer in der Handfläche aufwacht, ohne sich an den da notierten Gerd zu erinnern?
Insgesamt ein starker „Tatort“, bei dem nur ein paar kleine Details nicht passen. Dass der Psychopath nach knapp zwei Jahrzehnten Gefängnis eine 80er-Jahre-Uhr trägt, kann man ja noch durchgehen lassen. Aber dass er ein Handymodell der letzten Vor-Smartphone-Ära hat, passt nicht. Dessen Zeit wäre an ihm definitiv vorbeigegangen.