London
It’s a boy! Briten feiern das royale Baby

It's a boy, es ist ein Junge: Ein Town crier (Stadtschreier) verkündet den Briten vor dem St. Mary's Krankenhaus, dass Kate und William einen Sohn haben. Bislang ist aber nur bekannt, dass der Thronfolger 3,8 Kilo schwer ist, sein Name wird erst später verraten. Foto: dpa

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London - Die Eilmeldung kommt überraschend, sie platzt mitten in einen BBC-Bericht über Nordirland hinein. "Wir schalten jetzt direkt zum St. Mary’s", sagt feierlich der Moderator im Studio.

Von unserem Londoner Korrespondenten Alexei Markatsev

Helle Aufregung am Nordlondoner Krankenhaus: Die Kameraleute und Fotografen klettern eilig ihre Klappleitern hinter der Absperrung hoch, die königlichen Korrespondentinnen pudern fieberhaft ihre Nasen für die anstehenden Live-Schalten. Sie hatten beinah aufgegeben. Viele wollten am nächsten Morgen wieder zum privaten Lindo-Flügel von St. Mary’s kommen. Doch nach fast 15 Stunden Wartezeit erhielt Großbritannien am Montag doch noch einen neuen Thronfolger. Der kleine Prinz, das erste Kind von Kate und William, wurde um 16.24 Uhr Ortszeit geboren. Mutter und Sohn soll es gut gehen. Das Königshaus verriet nur, dass der Junge 3,8 Kilo wiegt, nicht aber, wie er heißt.

Wachsende Ungeduld

Prinz Charles zeigte sich hocherfreut. „Das ist ein unglaublich besonderer Moment für William und Catherine und wir freuen uns so sehr mit ihnen über die Geburt ihres kleinen Jungen. Meine Frau und ich sind überglücklich.“ Großeltern zu werden sei für jeden „ein einzigartiger Moment im Leben“.

Premier David Cameron betonte die historische Bedeutung der Geburt: „Dies ist ein wichtiger Moment in der Geschichte unserer Nation. Ich bin sicher, dass die Menschen im ganzen Land und im ganzen Commonwealth feiern werden und dem Paar alles Gute wünschen.“ Es sei aber vor allem ein „wundervoller Moment“ für William und Kate. „Sie können sich sicher sein, dass eine sehr stolze Nation heute mit einem sehr stolzen und glücklichen Paar feiert.“

Es war ein sehr heißer Tag in London, und nicht nur mehrere Hundert schwitzende Journalisten auf der Straße vor dem Krankenhaus waren erleichtert, am Abend endlich die frohe Nachricht von den Cambridges zu hören. Seit der Bekanntgabe von Kates Schwangerschaft am 3. Dezember hatte das ganze Königreich mit wachsender Ungeduld auf das neue Kapitel in der Geschichte der zurzeit sehr populären britischen Monarchie gewartet – und mit ihm die 16 Commonwealth-Staaten, dessen Staatsoberhaupt der Prinz eines Tages werden könnte. In Australien, Neuseeland und Kanada sollen heute viele öffentliche Gebäude, Brücken, Brunnen und Hochhäuser beleuchtet werden. Auch die Niagarafälle werden blau angestrahlt.

Der mögliche künftige 43. Monarch Englands seit William dem Eroberer hatte sich mit seiner Geburt Zeit gelassen. Obwohl der Palast nie ein konkretes Datum genannt hatte, galt der 13. Juli bei den Buchmachern und in den Medien als der wahrscheinlichste Termin für die Niederkunft. Tagelang harrten die zunehmend frustrierten Reporter vor dem privaten Lindo-Flügel des öffentlichen Krankenhauses in Nordlondon aus. Bis am Montag im Morgengrauen jemand zwei Limousinen vom Kensington-Palast losfahren sah. Kate und William tricksten die Medienvertreter aus: Sie schlichen sich kurz nach 5.30 Uhr Ortszeit in Begleitung der Leibwachen ins Krankenhaus vom Hintereingang ein. So erlebten nur zwei Fotografen die Ankunft des Paares. „Kate wirkte sehr ruhig“, erzählte einer von ihnen. Dennoch blieb am St. Mary’s alles ruhig, bis der Palast zwei Stunden später die Briten wissen ließ: Kate befinde sich mit Wehen „in einem frühen Stadium“ auf der Geburtsstation, alles verlaufe „völlig normal“.

Der 31-jährigen Herzogin von Cambridge stand ein erfahrenes Ärzteteam zur Seite. Der 69-jährige frühere Gynäkologe der Queen, Marcus Setchell, betreute Kate seit dem Beginn ihrer Schwangerschaft und half ihr im Winter, eine schwere Form von Übelkeit zu überwinden. Setchell hatte in den vergangenen Jahren die beiden Kinder der Ehefrau von Prinz Edward, Prinzessin Sophie von Wessex, entbunden. Bei der Geburt assistierte zudem der derzeitige Frauenarzt der Queen, Alan Farthing. Der Lindo-Flügel wurde vom Paar wohl wegen des Bezugs zu Prinz Williams Leben ausgewählt. Der heute 31-jährige Sohn von Prinz Charles und Prinzessin Diana kam dort im Juni 1982 zur Welt, genau wie sein jüngerer Bruder Harry 1984. In Williams Fall hatte die Geburt ganze 16 Stunden gedauert. Wie lange würde Herzogin Catherine brauchen? Diese Frage bewegte viele Briten. Er sei wie die gesamte Nation „sehr aufgeregt“, verriet Premierminister David Cameron. Im Internet konnte Mel B, ehemals Mitglied der Spice Girls, ihre Ungeduld auf die kommende Nummer Drei der Thronfolge nicht verbergen. „Whoop whoop das royale Baby kommt“, twitterte die Sängerin. Seit Tagesbeginn versammelten sich Tausende Menschen vor dem Buckingham-Palast.

Protokoll durchbrochen

Das Königshaus hatte lange im Voraus festgelegt, wie die Welt über das „Royal Baby“ erfahren würde. Die Queen hörte als Erste am Telefon die frohe Botschaft von der Entbindungsstation. Danach benachrichtigte Prinz William seinen Vater und Kates Eltern. Zeitgleich erfuhr der Premier Cameron vom Familienzuwachs bei den Windsors. Doch das weitere Vorgehen wurde im letzten Augenblick geändert, um der unkontrollierten Verbreitung der Nachricht über die sozialen Medien zuvorzukommen. Der Palast entschied sich, die Weltpresse sofort zu informieren, also noch bevor der Pressesekretär des Prinzen mit der Geburtsanzeige in einem versiegelten Umschlag das Krankenhaus verlassen würde. Diese offizielle, schriftliche Nachricht wurde für alle sichtbar am Palast-Tor auf einer Staffelei ausgestellt. Hier jubelten Hunderte Menschen.

Nach einer alten Tradition sollen die königlichen Kanonen am Tower und im Green Park zu Ehren des kleinen Prinzen jeweils 62 und 41 Mal abgefeuert werden. In der Hauptstadt werden sich voraussichtlich am Abend die Brunnen auf dem Trafalgar Square blau färben, während das Riesenrad London Eye in den Farben der Nationalflagge erstrahlt – rot, weiß und blau. Jetzt könnte es noch Tage dauern, ehe das Paar ihren Landsleuten den Namen des Jungen verrät. Die Wettbüros sind darüber froh. Der britische Favorit ist zurzeit James.

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