Muse machen an Tag zwei bei Rock am Ring auf der Volcano Stage das Licht aus: Als Headliner beschließen sie den Abend – nach ihnen hätte sowieso keine Band mehr einen Fuß hinaus auf die Hauptbühne wagen können, zu groß sind die Fußstapfen, die Matthew Bellamy und sein zwei Bandkollegen an diesem Abend dort hinterlassen. Sie spielen einen Auftritt der Superlative: gigantische Lichtshow, gigantischer Sound und ein Set mit Songs, von denen viele zu den größten und wuchtigsten im Repertoire dieser Band gehören. „Super Massive Black Hole“, „Stockholm Syndrom“, „Undisclosed Desires“ oder etwa auch „Knights of Cydoniy“ mit seinem western-mäßigen Intro, in dem die Melodie von „Spiel mir das Lied vom Tod“ sich im spacigen Gitarrenpomp der Band verliert. Betonung auf Pomp, auf den Glamfaktor, der zu Muse gehört wie die Gitarrenriffs von Bellamy, die fetten Bassläufe von Christopher Wolstenholme und die druckvollen Drums von Dominic Howard: Muse sind eine Band, die in der Inszenierung gern an der Kante zum Übertriebenen, um Kitsch entlangschrammen. Instrumente mit LED-beleuchteten Touchpads, Strasssteinchen im Überfluss auf der Jacke des Sängers, seine Vorliebe für exzentrische Brillen und große Gesten sind in Liveshows das eine. Das andere ist der schmachtende Schmalz, den Matthew Bellamy in seinen Falsettgesang legen kann, um dann gleich darauf den zuckersüßen Pathos mit dem nächsten Atemzug, mit den nächsten Takten wegzublasen: Dann greifen Gitarren, Bass, Schlagzeug und pure Energie Raum. Es ist dieser Mix, mit dem Muse den Ring vor der Volcano Stage zum Rocken bringen: Zehntausende feiern die Band in einem Licht- und Lasergewitter, Konfettiregen und riesige, über dem Publikum tanzende Ballons inklusive. Große Show, glückliche Fans. Tag drei am Ring kann kommen.
Von unserer Redakteurin Anke Mersmann