Rust
Der Europa-Park wird 40: Mit der Achterbahn rund um die Welt

Rust. Der Europa-Park feiert 40-jähriges Bestehen. Der Freizeitpark bietet so viele Sehenswürdigkeiten, dass es kaum möglich ist, sie an zwei Tagen alle zu erleben. Unser Autor hat es versucht.

Von unserem Redakteur Markus Kuhlen

Was schenkt man jemandem zum 40. Geburtstag, der fünf Hotels besitzt, rund 3600 Angestellte beschäftigt und einen Freizeitpark sein Eigen nennt? Schwierige Frage.In diesem Fall ist sie allerdings ganz einfach zu beantworten: einen Namen. Denn zum 40. Geburtstag erhält die Euromaus, das Maskottchen des Europa-Parks Rust, endlich einen Namen. „Taufe“ war am Geburtstagswochenende des 1975 eröffneten Freizeitparks am 11. und 12. Juli. Die Euromaus heißt nun Ed, ihre Gefährtin Edda.

Dass die Euromaus in vier Jahrzehnten ohne Namen insgesamt 100 Millionen Gäste grüßen musste, verwundert. Denn eigentlich ist der Blick fürs Detail eine der Stärken des 95 Hektar großen Europa-Parks. Der Besucher kann 13 europäische Länder in 17 Themenbereichen besuchen, sich auf zwölf Achterbahnen durchschütteln lassen oder eine der sechs Liveshows verfolgen. Insgesamt gibt es rund 100 Attraktionen. Zum Vergleich: Das Phantasialand in Brühl bringt es auf etwa zehn Hektar bebaute Fläche. Bei diesen Dimensionen ist klar: Eine längere Anreise zum Europa-Park für nur einen Tag lohnt nicht. Um den Park zu erfassen, sollte man zwei Tage einplanen. Das wiederum wird teuer. Die reguläre Tageskarte für einen Erwachsenen kostet 42,50 Euro, die Zwei-Tages-Karte 80 Euro.

Zurück zur Maus: Die begegnet einem auch auf dem Gelände. Dabei ist Ed ein Grenzgänger, denn im Europa-Park sind es vom Herzen der Schweiz nur Minuten bis nach Russland, außerdem grenzt die Parkversion des Eidgenossenlandes, geografisch kreativ, an England und Griechenland. Die „Nationen“ unterscheiden sich nicht nur in Namen und Attraktionen, sondern auch in Gebäudestil, Dekoration, Musik und kulinarischen Angeboten. Wer sich darauf einlässt, wird einiges entdecken und Spaß an Spielereien wie nachgestellten Fischständen in Skandinavien haben. Viele der Fassaden sind so detailgetreu, dass im ersten Moment kaum auffällt, dass das Schloss Balthasar aus dem Jahr 1442 auf dem Gelände keine Kulisse, sondern echt ist.

Ein schönes Zuhause hat Mäuserich Ed also. Und entsprechend viele Gäste. Allein im vergangenen Jahr waren es rund fünf Millionen, der Freizeitpark ist der meistbesuchte Deutschlands und der besucherstärkste saisonale Park der Welt. Zwar verteilen sich die Menschenmassen gut, dennoch gibt es neben der Maus noch ein anderes Tier in Rust: die Schlange – in der die Besucher stehen. Vor den beliebtesten Attraktionen warten Besucher im Extremfall länger als eine Stunde. In Schlange steckt halt das Wort lange. An einigen Attraktionen klären Schilder über die Wartezeiten auf. Das leistet auch die App des Parks, die sich der Besucher runterladen sollte. Allerdings nicht an allen, sodass man teils auf gut Glück eine Bahn betritt, ohne zu wissen, auf welche Wartezeiten man sich einlässt.

Generell könnte Ed mal nach seinen Schildern schauen. Denn wer sich nicht auf die App oder die Gratispläne verlassen, sondern spontan den Park erkunden will, dürfte auf den teils labyrinthartig angelegten Wegen Probleme haben. Es gibt zwar Wegweiser, da diese aber nicht alle Attraktionen enthalten und teils etwas verwirrend angebracht sind, wird die Suche nach dem nächsten Abenteuer schon mal zur Odyssee.

Zu Eds Verteidigung sei gesagt, dass der Überblick bei der Vielzahl an Attraktionen tatsächlich nicht leicht zu behalten ist. Denn der Europa-Park wächst von Jahr zu Jahr. Noch gibt es genug Platz, 2016 soll um einen separaten Wasserpark erweitert werden. Im Gegensatz zu anderen Freizeitparks müssen alte Attraktionen nicht für neue weichen. Das ist für treue Fans schön. Auf den Erstbesucher hingegen wirkt manches seltsam antiquiert. Auch deswegen ist der Europa-Park voller Gegensätze: von megaschnell bis ultralangsam, von hoch hinaus bis flach am Boden, von modern bis altertümlich. Während die Kleinsten im Märchenwald lachen, stoßen Jugendliche und Junggebliebene beim 130 km/h schnellen „Silver Star“ spitze Schreie aus, gemütlichere Gäste halten hingegen bei der beschaulichen Marionetten-Bootsfahrt einen Plausch. Eine „versteckte“ Attraktion sollte sich kein Besucher entgehen lassen: die Atmosphäre des Parks. Einfach stehen bleiben und alles auf sich wirken lassen. Die wiederkehrenden Schreie und das Geratter der Achterbahnen, das Wummern der Bässe und die eigens komponierte Musik, das Rauschen und Klatschen der Wasserbahnen, dazu die permanente Bewegung der Fahrgeschäfte, die in Loopings durch den Himmel kreisen, hochruckeln und hinunterschießen oder Richtung Wasser rasen.

Abends, wenn alle Räder ruhen, Stille einkehrt und Ed in sein Mäuseloch verschwindet, wird auch der Gast erschöpft Richtung Bett gehen. Übernachten kann er in einem der fünf parkeigenen Hotels, was ebenso spektakulär wie teuer ist. Günstiger geht es im Gästehaus oder im Camp Ressort, auf dem im Wild-West-Stil Tipis und Planwagen stehen. Die Übernachtung im Indianerzelt ist deutlich billiger, allerdings stehen dort auch nur mehrere Flachbetten im Kreis. Das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis bieten wohl zahlreiche Pensionen rund um den Park.

Fazit: Wer nur auf den schnellen Nervenkitzel rasanter Achterbahnfahrten aus ist, der ist in unserer Region mit einem Kurztrip zum Phantasialand in Brühl besser bedient. Wer aber einen schönen Freizeitpark mit vielfältigen Attraktionen erleben möchte, der sollte eine mehr als eintägige Reise in den Europa-Park wagen – und Ed zu Geburtstag und neuem Namen gratulieren.

Wissenswertes für Reisende

  • Anreise: Mit dem Auto aus der Region über die A 61 und A 5. 
Ohne Auto: Vom Bahnhof Ringsheim aus gibt es einen Bustransfer.

  • Zielgruppe: Der Europa-Park ist für nahezu alle Altersklassen geeignet. Allerdings gibt es bei den Attraktionen Einschränkungen in Sachen Alter, Größe oder Gesundheitszustand. Insgesamt werden Achterbahnfans ebenso fündig wie junge Familien oder rüstige Senioren.

Beste Reisezeit: Außerhalb der Ferien, am besten in der Woche. Ansonsten verbringt man schnell mal die meiste Zeit im Park mit Schlangestehen. Die Wartezeiten an den Hauptattraktionen können in den Stoßzeiten bis zu mehr als eine Stunde betragen.

  • Unsere fünf Tipps:
    1. Für einen Überblick oder zum Zeit sparen den „EP-Express“ nutzen
    2. Achterbahn „Silver Star“
    3. Holzachterbahn „Wotan“
    4. Wasserbahn „Atlantica“
    5. Show: „Die Rückkehr des schwarzen Ritters“


Unser Autor hat im parkeigenen Hotel Bell Rock übernachtet. Diese Reise wurde unterstützt vom 
Europa-Park Rust.

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