Von Australien-Korrespondentin Barbara Barkhausen
Zu den Musikstars, die es nicht über diese scheinbar magische Schallgrenze schafften, gehören Janis Joplin, Jimi Hendrix, Kurt Cobain, Jim Morrison oder Amy Winehouse. Obwohl es bisher bereits einige Untersuchungen zur Lebenserwartung von Pop- und Rockstars gab, hat sich niemand bisher so detailliert mit deren Todesursachen befasst wie die aktuelle Studie der Universität Sydney.
Musiker sterben 25 Jahre früher
Die Studie verglich das Alter und vor allem die Todesursachen von 12.665 toten Stars zwischen 1950 und 2014. Heraus kam, dass sich das Phänomen des „Club 27“ nicht wirklich nachweisen lässt, dass Musiker aber im Durchschnitt 25 Jahre früher sterben als der Rest der Bevölkerung. Mehr als 90 Prozent der in dem Zeitraum verstorbenen Musiker waren Männer. Sie hatten eine durchschnittliche Lebenserwartung von Ende 50, während Nichtmusiker 75 Jahre alt werden (durchschnittliche Lebenserwartung von US-Bürgern). Musikerinnen dagegen schafften es immerhin bis Anfang 60, doch das ist noch immer mager im Vergleich zum Rest der weiblichen Bevölkerung, die erst in ihren 80ern stirbt.
Dianna Kenny, Psychologie- und Musikprofessorin an der Universität Sydney, stellte während ihrer Analyse zudem fest, dass die Stars deutlich gefährdeter als Normalbürger waren, Suizid zu begehen. Die frühen 1990er sind dabei besonders kritisch gewesen, als die Suizidrate von 5,9 Prozent in den zehn Jahren zuvor auf 9,6 Prozent stieg.
Weltschmerz-Ära in den 90ern
Ein Star, der damals seinem eigenen Leben ein Ende setzte, war Kurt Cobain, Sänger der Band Nirvana, der sich 1994 im Alter von 27 Jahren in den Kopf schoss. Neben Suizid spielen Drogen- und Medikamentenmissbrauch oft prominente Rollen wie im Falle von Amy Winehouse, Whitney Houston oder Michael Jackson.
Pop- und Rockstars werden auch deutlich häufiger ermordet. Bis zu achtmal höher ist die Mordrate bei den Stars. Der bekannteste Fall ist dabei sicherlich Beatles-Legende John Lennon, der im Dezember 1980 von einem geistig gestörten Attentäter vor seinem Haus in New York erschossen wurde.
Grenzenlos
Dass Pop- und Rockstars so viel früher sterben, liegt laut der Studie daran, dass die Musikbranche den Stars weder Grenzen aufzeigt noch ihnen ein akzeptables Benehmen vorlebt. Ganz im Gegenteil, wie Kenny findet: „Sie schätzt unmögliches Benehmen und das Ausleben aggressiver, sexueller und destruktiver Impulse, die die meisten von uns sich nur in der Fantasie auszuleben trauen.“ Kenny fordert daher, dass die Musikindustrie den Stars Hilfe anbieten muss.