Palm Harbor – Affiges Getue um einen toten Schimpansen – oder ist da tatsächlich eine Filmlegende verschieden? Während viel darüber geschrieben und gesprochen wird, dass Tarzans Gefährte Cheetah aus den Filmen mit Johnny Weissmüller gestorben ist, scheint nur sicher, dass ein beliebter Affe gestorben ist – und Spenden in einem Tierheim immer willkommen sind.
Cheetah ist tot: Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer – in Deutschland auch noch mit Parallelen zum Tod von Jopie Heesters. Allerdings wäre der Affe vergleichsweise noch älter geworden als Heesters – ein Affenjahr zählt wie zwei Menschenjahre, der Affe wäre umgerechnet älter als 150 Jahre geworden. Allerdings sieht „Cheetah“ auf einem von der Tierpflegestation verbreiteten Foto tatsächlich nach Methusalem aus – und nur wenige Kilometer entfernt lebt auch die 1938 geborene Schimpansen-Dame „Little Mama“. Zweifel sind dennoch angebracht.
US-Journalist R.D. Rosen stieß bei Recherchen für eine Cheetah-Biografie auf eine Reihe von Widersprüchen – und schrieb darüber in einem Text „Dschungellüge: Die Wahrheit über den Schimpasen Cheetah“. Und der nun an Heiligabend gestorbene Cheetah im Suncoast Primate Sanctuary in Florida ist ihm da gerade mal einen Halbsatz wert: Nämlich, dass diese Cheetah noch einmal eine andere Geschichte wäre. Für ihn war eine andere Cheetah in einem Tieraltersheim in Kalifornien zu Beginn seiner Recherchen die Filmfigur an Weissmüllers Seite. Oder zumindest der eigentliche Cheetah, denn auch im Film spielten mehrere Schimpansen die Rolle, je nach ihrer Begabung in unterschiedlichen Situationen. Einer der Affen, die in den 30er-Jahre-Filmen als Cheetah auftauchten, hieß auch wirklich so.
Diesen Affen wollte Tiertrainer Tony Gentry 1932 in einem Transatlantikflug der Pan Am aus Afrika eingeschmuggelt haben. Diese Flüge gab es aber erst ab 1939, wie Gentry herausfand. Ausgerechnet der Neffe von Gentry hatte ihn beauftragt, Cheetahs Geschichte nachzugehen...
Er fand auch mit aufwendigen Vergleichen heraus, dass in Filmen, in denen Gentrys Cheetah eine Rolle gehabt haben sollte, die Affen in der Regel deutlich jünger waren als die Cheetah aus den Tarzan-Filmen.
Die Pflegestation in Florida hindert das nicht am Nachruf auf ihren Affen, „Star vieler Tarzan-Filme“. Nach einer früheren Version der Seite lebte der Affe – nach verschiedenen Angaben Cheetah-Mike – seit den 50er-Jahren dort. So lange gibt es das Suncoast Primate Sanctuary aber noch nicht – und die Vorgänger-Einrichtung „Noell's Chimp Farm“, hatte die die Lizenz verloren. Vielleicht war dort aber ja die Buchhaltung besser gewesen als die Tierhaltung. Der Tod des „berühmten“ Affen dürfte der Einrichtung zumindest finanziell nicht schaden. Unter der Adresse „Shop“ ist neben dem Foto von Cheetah prominent die Möglichkeit, dem Park zu spenden. In einer Art Kondolenzbuch übertreffen sich Schreiber aus aller Welt mit Würdigungen.
Der Schimpanse sei im Alter von 80 Jahren an Nierenversagen gestorben, schrieb das Suncoast Primate Sanctuary. Mit Cheetahs Tod habe das Heim „einen treuen Freund und ein Familienmitglied“ verloren.
Cheetah liebte es, mit Fingerfarben zu malen und Football zu schauen, erzählte Tierheim-Direktorin Debbie Cobb der Lokalzeitung «Tampa Tribune». Der Schimpanse habe menschliche Gefühle sehr gut verstanden, sagte sie. „Wenn er dachte, ich sei schlecht drauf, versuchte er ständig, mich zum Lachen zu bringen.“ Ein anderer Mitarbeiter erzählte der Zeitung von einer anderen Eigenheit. Wenn er jemanden nicht mochte, habe Cheetah gerne einen Kothaufen aufgehoben und zielsicher nach ihm geworfen.
Das erinnert an den Auftritt des (ebenfalls gedoubelten) Cheetah 1971 im Aktuellen Sportstudio. Als dort Weissmüller mit der vermeintlichen Cheetah zu Gast (Video) war, war in Wahrheit anderer Affe an seiner Seite. Cheetah hätte vielleicht auch nicht Weismüller gebissen und angepinkelt und seiner Frau die Perücke vom Kopf gerissen.
Lars Wienand mit Material von dpa