Berlin/Frankfurt

Wirtschaft hält Frauenquote für fragwürdig

Frauen im Arbeitsleben (Symbolbild)
Frauen im Arbeitsleben (Symbolbild) Foto: dpa

Die geplante gesetzliche Frauenquote in Aufsichtsräten stößt auf massive Kritik der Wirtschaft. Der Arbeitgeberverband BDA lehnt die Pläne der Großen Koalition ab. Auch mehrere Dax-Konzerne äußerten sich bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur skeptisch. Schwarz-Rot hat sich nach wochenlangem Streit auf eine gesetzliche Frauenquote von 30 Prozent von 2016 an geeinigt.

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Danach soll knapp ein Drittel der Aufsichtsratsposten in mehr als 100 börsennotierten Unternehmen künftig von Frauen besetzt sein. Besetzen die Firmen die Posten nicht ausreichend mit Frauen, bleiben die Stühle leer.

„Eine solche Quote ignoriert, dass das entscheidende Kriterium die fachliche Qualifikation sein muss“, erklärt die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) in Berlin. Eine gesetzliche Vorgabe schadet nach Meinung des Verbandes Unternehmen wie Beschäftigten. „Es ist verfassungsrechtlich fragwürdig, eine Wahl wegen des falschen Geschlechts für nichtig zu erklären“, heißt es in einer Mitteilung.

Ursachen für die unterschiedliche Präsenz von Frauen und Männern in Führungspositionen sind aus Sicht des Arbeitgeberverbandes vor allem häufigere Erwerbsunterbrechungen sowie die Berufswahl von Frauen. Die Politik müsse unter anderem durch den Ausbau von Kinderbetreuungsmöglichkeiten und mehr Ganztagsschulen gegensteuern.

Selbst quotenerfüllende Unternehmen sind dagegen

Auch Unternehmen, die die Anforderungen bereits erfüllen, sind nicht begeistert. So hält der Pharma- und Chemiekonzern Merck, in dessen 16-köpfigem Kontrollgremium sechs Frauen sitzen, nichts von einer gesetzlichen Quote. „Es entbehrt jeglicher wirtschaftlicher Vernunft, Frauen nur deswegen in Führungspositionen zu bringen, um eine Quote zu erfüllen“, sagt Merck-Chef Karl-Ludwig Kley.

Frauenquote Grafik
Foto: dpa

Der Medizinkonzern Fresenius erklärt: „Starre Quoten sind kein Mittel, Frauen in Führungspositionen zu bringen.“ Im Kontrollgremium des Bad Homburger Unternehmens sitzt derzeit keine Frau. Allerdings sind den Angaben zufolge 30 Prozent der 1000 Topposten mit Managerinnen besetzt. „Bei der Frauenförderung geht es um mehr als um Aufsichtsratspositionen“, sagt ein Firmensprecher.

„Wir besetzen Positionen nach Qualifikation und nicht nach Geschlecht“, heißt es beim Chemie- und Pharmakonzern Bayer in Leverkusen. Gesetzliche Vorgaben würden selbstverständlich erfüllt. Ein Sprecher des Energiekonzerns Eon bezeichnet die Frauenquote als „bürokratisches Instrument“.

In den Aufsichtsräten sitzen nur knapp 20 Prozent Frauen

Nach Angaben des Vereins „Frauen in die Aufsichtsräte“ (Fidar) waren Ende September von 1669 Aufsichtsratsmitgliedern börsennotierter deutscher Unternehmen 316 weiblich. Das entspricht einer Quote von knapp 19 Prozent. Demnach erfüllten 27 Unternehmen die Quote, darunter Großkonzerne wie die Deutsche Bank, Henkel, Münchener Rück, Lufthansa, Deutsche Post, Deutsche Telekom, Allianz, Adidas und Commerzbank.

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