Rheinland-Pfalz

Was wird aus dem Skiurlaub? Während Österreich und Frankreich ihre Lifte über die Feiertage geschlossen halten, gibt die Schweiz sich offener

Abgeschnallt: Für den Skiurlaub über die Feiertage sieht es vielerorts düster aus.
Abgeschnallt: Für den Skiurlaub über die Feiertage sieht es vielerorts düster aus. Foto: Angelov - stock.adobe.com

Seit Tagen streiten die Alpenländer in Europa über eine Schließung der Skigebiete, um einer erneuten Ausbreitung des Coronavirus vorzubeugen. Das ist der Stand der Dinge.

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Österreich: Es ist ein Schlag für Wintersportler, aber auch für die österreichische Tourismuswirtschaft. Die Regierung in Wien hat die bisher so lukrativen Weihnachtsurlaube im Land praktisch unmöglich gemacht. Eine zehntägige Quarantänepflicht für alle Einreisenden aus Corona-Risikogebieten – dazu zählt laut Definition auch Deutschland – spricht gegen die Pistengaudi am Arlberg, in Kitzbühel oder Saalbach-Hinterglemm. Übernachtung und Essen wären auch schwierig zu organisieren: Hotels und Gaststätten in Österreich bleiben bis zum 6. Januar zu.

Zunächst hatte die Regierung den 7. Dezember als Starttermin für die Skisaison mitgeteilt. Später hieß es, die Quarantänepflicht gelte ab „kurz vor Weihnachten“. Österreich setze auf ein konsequentes Grenzregime, damit das Virus nicht durch Rückkehrer oder Touristen ins Land getragen werde, sagte Kanzler Sebastian Kurz in Wien. Der Schwellenwert für Risikogebiete seien mehr als 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen 14 Tagen. Das gelte praktisch für alle Nachbarstaaten und speziell auch für den Westbalkan, hieß es. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt dieser Wert für Deutschland aktuell bei etwa 300.

Die in Österreich derzeit sinkenden Zahlen „sind ein Erfolg, aber sie sind kein Grund zur Entwarnung“, sagte Kurz bei der Präsentation der Einschränkungen und der Lockerungen. Denn dank des Lockdowns sei eine Überlastung des Gesundheitssystems verhindert worden.

Vom kommenden Montag an darf der Handel, dürfen die Friseure und die Museen unter Beachtung der üblichen Hygieneregeln wieder öffnen. Zugleich bleiben Kinos, Theater und Konzertsäle bis zum 6. Januar zu. Ausgangsbeschränkungen bestehen noch zwischen 20 und 6 Uhr. So sind es nur sehr behutsame Schritte, die Österreich seinen Bürgern erlaubt.

Die Infektionszahlen seien nach wie vor auf einem viel zu hohen Niveau, war sich die Regierungsspitze einig. Am Mittwoch wurden 3972 Neuinfektionen binnen eines Tages verzeichnet. Bezogen auf die Einwohnerzahl, ist dieser Wert um ein Mehrfaches höher als in Deutschland. Die nun auch für viele Deutsche ärgerlichen Reisebeschränkungen sind nach den Worten des Wiener Innenministers Karl Nehammer eine Konsequenz aus den Erfahrungen des Sommers. Rund 30 Prozent aller Corona-Neuinfektionen seien damals von Urlaubsrückkehrern ins Land getragen worden. Der besorgte Blick gilt dabei den vielen Menschen, die vom Balkan stammen und dort die Feiertage verbringen wollen. In vielen Ländern Südosteuropas und auch in der Türkei sind die Infektionszahlen besonders hoch.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) begrüßte die Schritte Wiens. Alle hätten die Erfahrungen aus Februar und März noch in den Knochen, dass durch den Rückreiseverkehr aus dem Skiurlaub das Virus teils unbemerkt in fast alle EU-Staaten mitgebracht worden sei, sagte Spahn.

Für die Gaststätten und Hotels werde es wirtschaftliche Entschädigungen geben, sagte Kurz. „Es ist eine außergewöhnliche Situation, die von allen sehr viel abverlangt“, so Tourismusministerin Elisabeth Köstinger. Immerhin dürfen die Lifte in den Skigebieten ab dem 24. Dezember öffnen – und können somit im Wesentlichen von Einheimischen genutzt werden. So viel Platz auf den Pisten wird es wohl nie mehr geben. Mit dem Liftbetrieb soll auch das boomende – und nicht ungefährliche – Skitourengehen in Grenzen gehalten werden.

Schweiz: Den deutschen Skitouristen bleibt damit die Schweiz. Die Regierung in Bern widersetzt sich dem Druck aus Deutschland und anderen Ländern, das Skifahren über Weihnachten und Neujahr zu verbieten. Von Quarantäneauflagen bei der Einreise wie jetzt in Österreich ist bislang auch keine Rede. Allerdings will die Regierung Skigebiete auf strikte Maßnahmen während der Hochsaison verpflichten. Dabei soll es etwa darum gehen, die Gesamtzahl der Gäste in einem Ort zu beschränken, um strikte Abstandsregeln beim Anstehen an Liften und eine Maskenpflicht unter anderem in belebten Fußgängerzonen der Skiorte. Die nächste Kabinettssitzung ist am heutigen Freitag, wenn die Maßnahmen verkündet werden könnten.

Frankreich: Frankreich plant eine siebentägige Quarantäne für Franzosen, die vom Skiurlaub im Ausland zurückkehren. Es werde rund um die Feiertage stichprobenartige Kontrollen an den Grenzen zu den betroffenen Nachbarländern geben, kündigte Premierminister Jean Castex an. „Die Schlussfolgerung ist, dass ich nicht in die Schweiz fahre“, sagte Castex. Er wolle die Menschen im Land davor schützen, sich in geöffneten Skigebieten anderer Länder mit dem Coronavirus zu infizieren. Außerdem ginge es darum, die Betreiber französischer Skigebiete zu verteidigen und eine Gleichheit herzustellen.

Frankreich will die Skigebiete an sich über die Weihnachtsferien offen lassen, Skilifte sollen aber geschlossen bleiben. Präsident Emmanuel Macron hatte bereits angekündigt, dass es „restriktive und abschreckende Maßnahmen“ für Menschen geben werde, die während der Ferien in Skigebiete ins Ausland fahren. Die genauen Regeln sollen nun in den kommenden Tagen festgelegt werden und nicht für Grenzpendler gelten.

Über die Entscheidung der Regierung, die Skilifte geschlossen zu halten, gab es in den Skiregionen großen Unmut. Die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete, dass die Präsidenten der Region Auvergne-Rhône-Alpes sowie der Departements Savoyen, Isère und Haute-Savoie das oberste Verwaltungsgericht einschalten wollen. „Lassen Sie uns unsere Stationen mit strengen Gesundheitsprotokollen eröffnen. Lassen Sie die Franzosen ihre Berge genießen. Tausende von Arbeitsplätzen hängen davon ab“, forderte der Präsident der Region Auvergne-Rhône-Alpes, Laurent Wauquiez.

Wie sieht es auf den Pisten in NRW und Bayern aus?

Aktuell ist es sehr wahrscheinlich, dass auch Skilifte in den bayerischen Wintersportgebieten in den Weihnachtsferien geschlossen bleiben müssen. Rechtlich steht bisher nur fest, dass im Rahmen des verlängerten Teil-Lockdowns die Anlagen bis einschließlich zum

20. Dezember geschlossen bleiben. Am Mittwochabend verständigten sich Bund und Länder aber bereits auf eine Verlängerung bis zum 10. Januar. Davon dürften dann automatisch auch alle Skilifte betroffen sein. Matthias Stauch, Chef der Bayerischen Zugspitzbahn, bezeichnet das als Katastrophe. In diesem Jahr war die Eröffnung des Skigebietes für den 13. November geplant. Doch daraus wurde nichts. Stauch sagte Spiegel online: „Wir haben den ganzen Sommer über bewiesen, dass unsere Hygienekonzepte gut funktionieren: Bis Oktober hatten wir 450.000 Gäste, und mir ist kein Fall einer Corona-Infizierung bekannt, weder bei den Mitarbeitern noch bei den Gästen. Dieses Hygienekonzept hätten wir gern im Winter fortgeführt. Deswegen halten wir die Schließung für ungerecht. Wenn ich mir den Verkehr in den Münchner S- und U-Bahnen anschaue, denke ich: Da ist die Gefahr wesentlich größer als bei uns im kontrollierten Bahnbetrieb.“

Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat nach dem Verbot des Skiliftbetriebs in Nordrhein-Westfalen entsprechende Regelungen für alle großen Skigebiete europaweit gefordert. „Zu diesem Weihnachten und zum Jahreswechsel passen keine Skiferien. Die Sorge, dass das Virus einen weiteren Schub bekommen könnte, ist berechtigt“, sagte Laschet. Skilifte müssen in NRW zunächst bis zum 20. Dezember geschlossen bleiben. Liftbetreiber im Sauerland zeigten sich bereits enttäuscht. Sie haben nach eigenen Angaben bereits fünfstellige Summen für Hygienekonzepte auf den Pisten und in den Skiverleihbetrieben investiert. In den Skigebieten sei die Infektionsgefahr sehr gering – und Aprés Ski sei in dieser Saison ohnehin kein Thema.

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