Köln

TÜV-Untersuchung: Im Leitungswasser sprudeln die Keime

Teilweise mangelhafte Qualität: Ein bundesweiter Test des Leitungswassers in öffentlichen Gebäuden in zehn Städten förderte starke Keimbelastung ans Licht.
Teilweise mangelhafte Qualität: Ein bundesweiter Test des Leitungswassers in öffentlichen Gebäuden in zehn Städten förderte starke Keimbelastung ans Licht. Foto: dpa

Die Qualität des Leitungswassers in öffentlichen Gebäuden, etwa auf Bahnhofs- oder Krankenhaustoiletten, ist Untersuchungen zufolge teilweise mangelhaft: Bei einem Trinkwassertest in zehn deutschen Städten war die Hälfte der 50 Leitungswasserproben stark verkeimt.

Lesezeit: 2 Minuten
Anzeige

Köln – Die Qualität des Leitungswassers in öffentlichen Gebäuden, etwa auf Bahnhofs- oder Krankenhaustoiletten, ist Untersuchungen zufolge teilweise mangelhaft: Bei einem Trinkwassertest in zehn deutschen Städten war die Hälfte der 50 Leitungswasserproben stark verkeimt.

In manchen Fällen sei der Keim-Grenzwert um ein Achtfaches überschritten worden, teilte der TÜV Rheinland mit, der die Untersuchung für die ARD-Sendung „Plusminus“ (Dienstag, 21.50 Uhr) vorgenommen hat. Gründe für die starke Verkeimung könnten laut TÜV Rheinland kaputte Leitungen oder Rückverkeimung durch stehendes oder nur langsam fließendes Wasser sein. Auch mangelnde Hygiene wie schlecht gereinigte Wasserhähne könne zu bakterieller Belastung führen.

Einige Proben wiesen coliforme Bakterien auf, die Durchfall und Erbrechen verursachen können. Legionellen wurden viermal gefunden. Sie können zu lebensgefährlichen Lungenerkrankungen führen. Auf Krankenhauskeime, sogenannte Pseudomonaden, die zu entzündlichen Reaktionen im Körper führen, stießen die Tester zweimal.

„Für Menschen mit geschwächtem Immunsystem können diese Belastungen eine Gesundheitsgefährdung darstellen“, sagte Walter Dormagen, Experte für Mikrobiologie beim TÜV Rheinland. Besonders bei Legionellen bestehe akuter Handlungsbedarf. Die betroffenen Gebäudebetreiber seien informiert worden.

Zur Verbesserung der Hygiene raten Experten, das Wasser erst kurz laufen zu lassen, bevor man es entnimmt. Auch sollte regelmäßig Wasser aus allen Hähnen fließen, um einen Stillstand in den Leitungen zu verhindern. Die Vorlauftemperatur von Warmwasser sollte auf mindestens 50 Grad eingestellt werden, um das Bakterienwachstum zu hemmen.

Experten testeten im vergangenen Monat das Trinkwasser in zehn Städten: Aachen, Berlin, Bonn, Düsseldorf, Essen, Frankfurt am Main, Hannover, Köln, Nürnberg und Saarbrücken. Dabei wurden jeweils fünf Proben aus öffentlichen Toilettenräumen – etwa in Bahnhöfen, Krankenhäusern oder Universitäten – genommen und anschließend im Labor untersucht.

Nach einer GfK-Umfrage aus dem Jahr 2010 greift die Mehrheit der Deutschen gern zu Leitungswasser als Durstlöscher. Demnach trinkt mehr als ein Viertel der Befragten (30,2 Prozent) regelmäßig Wasser aus dem Hahn. Fast jeder Vierte (37,6) greift ab und zu zum Leitungswasser.

Erst Mitte Juli hatten in Potsdam 3700 Haushalte ihr Wasser abkochen müssen. Drei tote Mäuse und ein Maulwurf könnten der Auslöser für eine gesundheitsgefährdende Verunreinigung des Trinkwassers in Potsdam gewesen sein, sagte Amtstierärztin Karola Linke . In der brandenburgischen Landeshauptstadt waren vergangenen Mittwoch Coli-Bakterien im Trinkwasser entdeckt worden.